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Wo Träume in den Himmel wachsen New York und das etwas andere Porträt

Stählerne Schluchten, mondäne Penthäuser, Wolkenkratzer, die sich aus dem Dunst lösen: Das ist New York. Die meistfotografierte Stadt der Welt. Sie erfindet sich jeden Tag neu. Horst Hamann weiß das und setzt der "Stadt der Städte“ mit seinen Bildern ein Denkmal - im Hochformat.

Eine Stadt, eine einzigartige Skyline: New York.

Eine Stadt, eine einzigartige Skyline: New York.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Einst gab es Babylon und Ninive, die waren aus Backstein gebaut. Athen prunkte mit vergoldeten Marmorsäulen. Rom ruhte auf breiten Quaderbögen. In Konstantinopel flammen die Minarette wie große Kerzen rund um das Goldene Horn … Stahl, Glas, Ziegel, Zement werden das Material der Wolkenkratzer sein: dicht gedrängt auf der schmalen Insel ragen millionenfenstrige Gebäude, glitzernd, Pyramide auf Pyramide. Wie die weiße Wolkenkappe über dem Gewitter.“

Diese Passage aus "Manhattan Transfer“ von John dos Passos macht deutlich, welche Bedeutung New York bereits zu Beginn des vergangenen Jahrtausends hatte. Die ersten Wolkenkratzer lösten sich aus dem Dunst am Boden und reckten sich nach oben, in die fünfte Himmelsrichtung, die für New York auch heute noch so kennzeichnend ist. "New York ist eine vertikale Stadt“, hat der Architekt Le Corbusier einst gesagt. Horst Hamann, deutscher Fotograf, hat diesen Ausspruch zu seinem Leitmotiv gemacht. Entstanden ist einer der bemerkenswertesten Bildbände: "New York Vertical“.

Plötzlich machte es "Klick“

Fünf Jahre hat sich Hamann für dieses Projekt Zeit genommen. Manche seiner Bildkompositionen nahmen noch mehr Zeit in Anspruch. Er durchstreifte die Metropole, die "Hauptstadt der Neuen Welt“, balancierte in luftigen Höhen auf Gebäudedächern oder Fenstersimsen, immer auf der Suche nach Objekten, die seiner vertikalen Sichtweise gerecht werden könnten. Er musste diese Sichtweise trainieren. So wie er sich in jahrelangem Selbststudium als Kind zu Hause in Mannheim das Fotografieren selbst beigebracht hat. Schon damals floss das meiste Taschengeld in dieses Hobby. Dann in New York hieß es oft "Film or Food“, wie er selbst sagt.

Der Grund dafür liegt in der Art der Aufnahmen. Hamann nutzt eine Linhof Technorama, eine Panoramakamera, gemacht für Landschaftsaufnahmen. Um der wahren Größe New Yorks gerecht zu werden, hat er sie irgendwann um 90 Grad gedreht: Es war 1991 und Hamann blickte in die engen Straßenschluchten an der Public Library. Er war fasziniert von den so entstandenen Aufnahmen. Einziges Problem: Pro 120er Film waren nur vier Aufnahmen möglich. Ein Film samt Entwicklung kostete damals bis zu 28 Dollar.

Eine völlig neue Sichtweise

Hamann wirft mit seinen Bildern einen Blick auf New York, wie es vorher noch keinem anderen Fotografen gelungen ist. 1996, als der Bildband erstmals erscheint, war es etwas völlig Neues, noch nie Dagewesenes. Einzigartig halt. Und das war dann letzten Endes auch der Erfolg des Projekts: Es heimste Preise ein wie den Kodak Fotobuchpreis oder den Photo Design Gold Award. Die Medien feierten das schwarz-weiß gehaltene Fotowerk als "Meisterleistung“ und wunderten sich, warum es ein solches Projekt zuvor noch nicht gegeben hatte.

"New York Vertical" ist im Edition Panorama Verlag erschienen.

"New York Vertical" ist im Edition Panorama Verlag erschienen.

Mehr als 150.000 Exemplare von "New York Vertical“ wurden bisher verkauft. Bei einer Höhe von einem halben Meter ist das keine Selbstverständlichkeit. Der Preis von 78 Euro ist auch kein Pappenstiel. Aber die Bilder haben die Käufer auf der ganzen Welt überzeugt. 66 Aufnahmen sind im Band enthalten, beginnend und endend jeweils mit Liberty Island und der Freiheitsstatue. Diese beiden Kompositionen umrahmen die restlichen Aufnahmen, bilden eine logische Klammer für die ungewöhnlichen Sichtweisen des Fotografen und die "vertikale Stadt“.

"Stay vertical“

Häuserschluchten reihen sich an markante Wolkenkratzer wie das Flatiron Building oder das Empire State Building. Den Broadway im Winter umgibt ebenso eine friedliche Aura wie den Central Park ein paar Seiten weiter. Der Bronze-Adler am Chrysler Building bleibt im Gedächtnis wie die faszinierende Atlas-Skulptur des Rockefeller Center oder der Eingang zum Grand Central Terminal, dem mit 44 Gleisen größten Bahnhof der Welt.

New York hat eine Menge zu bieten - vor allem im Hochformat. Horst Hamann hat das erkannt. "New York Vertical“, erschienen im Verlag Edition Panorama, beweist das eindrucksvoll.

Quelle: ntv.de

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