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Nervensäge wird 60 Peter Maffay, der ehrliche Rocker

Du!

Du!

(Foto: dpa)

"Peter, Du bist ein richtiger 'pain in the arse'. Eine "Nervensäge" genannt zu werden fühlt sich nicht gut an. Peter Maffay hat den Spruch eines Freundes aber mittlerweile verkraftet und kann ihn mit einem Lächeln kommentieren: "Damit hat er ins Schwarze getroffen." Der "ehrliche Rocker", der Mann mit der beruhigenden Stimme, soll eine Plage für seine engsten Mitmenschen sein? Zu seinem 60. Geburtstag am 30. August blickt der Musiker durchaus selbstkritisch auf seine Vergangenheit zurück. Und das Etikett des Netten, Ehrlichen, das so fest an seinem Namen klebt, will er sich selber auf keinen Fall anstecken.

"Das ist ein bisschen Mumpitz, ein bisschen leichtfertig. Das sind so Schlagworte. Da steht dann so ein Image, das nicht wirklich tief geht. Ich kenne andere, die sind viel ehrlicher als ich, und werden nicht so bezeichnet", sagt Maffay. Ob er ehrlich sei, das müssten andere entscheiden. "Es gibt da eine ethische Ausrichtung, nach der versuche ich zu leben, und da spielt Ehrlichkeit eine Rolle. Aber ich habe in meinem Leben auch schon gelogen und ich habe betrogen, Dinge vertuscht und geheim gehalten oder nicht ausgesprochen, obwohl ich sie hätte aussprechen sollen. Ich bin da keinen Deut besser als irgendjemand anderes."

So bist du

Jeden Tag ein Lied und Maffay wird steinalt ...

Jeden Tag ein Lied und Maffay wird steinalt ...

(Foto: dpa)

Seine Fans allerdings sehen das ein bisschen anders. Bis heute lieben sie seine großen Hits wie "So bist Du", die "Tabaluga"-Musicals oder seine Interpretation von "Über sieben Brücken musst Du gehen". Mit seinem sozialen Engagement hat Maffay in den vergangenen Jahren auch die Herzen von Menschen erobert, die mit seiner Musik nicht unbedingt etwas anfangen können. Von allen Seiten kommt Anerkennung. Mit seiner vierten Ehefrau und seinem kleinen Sohn lebt er bei München und auf Mallorca. Eigentlich läuft alles bestens, doch Maffay ist ein Getriebener.

"Ich stelle an mir ziemlich oft fest, dass mich Umstände oder auch Menschen herunterziehen. Und die würde ich am liebsten dann in den Po treten. Ich stehe gerne morgens auf, und ich möchte gerne den Tag, den ich als Chance betrachte, fröhlich zu Ende bringen. Das gelingt nicht so oft, wie ich mir das wirklich wünsche oder wie ich glaube, dass es sinnvoll wäre."

Alles war grau

Er war jung und brauchte das Geld ...

Er war jung und brauchte das Geld ...

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Warum sieht er manches so verbissen, obwohl er eigentlich keinen Grund dazu hat? Vielleicht sei seine Vergangenheit auch ein bisschen Schuld daran, meint er. Bis zu seinem 14. Lebensjahr wuchs Maffay im rumänischen Siebenbürgen auf, bevor er mit seinen Eltern nach Bayern kam. In Rumänien war alles grau, erinnert er sich. Individualität war nicht erwünscht. Er wollte ausbrechen.

"Dass man grau war, wurde ja von oben bestimmt. Deswegen bedeutet mir Autarkie so viel - selber sein Leben bestimmen zu können und nicht am Rockzipfel von irgendjemandem zu hängen. Das ist in meinem Leben immer etwas ganz Wichtiges gewesen", sagt Maffay. Am Anfang seiner Karriere allerdings war er zeitweise in eine Ecke abgeschoben. Nach seinem Erfolg mit "Du" in den frühen 70er Jahren war er ein Schlagerstar. Dabei wollte er eigentlich als Rockmusiker wahrgenommen werden. Es war ein langer Weg, bis das alte Image bröckelte.

Balance und Zufriedenheit

Mit Jule Neigel, das Rocker-Image pflegend ...

Mit Jule Neigel, das Rocker-Image pflegend ...

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

"Es gibt so einige Geografien, in die will ich nicht mehr zurück. Erfolglosigkeit ist eine solche Geografie. Das ist ein Punkt auf der Landkarte, den würde ich am liebsten nicht wieder aufsuchen. Aber Erfolglosigkeit bedeutet jetzt nicht unbedingt, sehr viel Erfolg zu haben, sondern einfach nur Balance, Zufriedenheit. Wenn ich dieses Gleichgewicht auf Dauer verlieren würde - ich verliere es ja manchmal, das ist ja normal - aber wenn ich es auf Dauer verlieren würde, das wäre scheiße."

Wenn es ganz schlimm sägt und nervt in seinem Kopf, dann hat Maffay ein persönliches Heilmittel: "In dem Augenblick, wo ich Musik mache, ärgere ich mich ja über wenig. Das ist sowieso eine sehr gute Pille. Mein Opa sagte immer: Trink jeden Tag einen Schnaps, dann geht's Dir gut, dann wirst du steinalt. Und ich sage: Wenn ich jeden Tag ein Lied spielen würde, hätte das einen noch viel stärkeren Effekt."

 

Quelle: ntv.de, Britta Gürke, dpa

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