"Die Bücherdiebin" Rettende Worte
14.06.2008, 09:00 Uhr
Das Buch ist bei cbj erschienen.
Während die Welt ringsum in Trümmer fällt, findet Liesel Memminger Zuflucht in Büchern und der Tod schließt das Mädchen ins Herz.
Liesel Memminger und der Tod begegnen sich häufiger, als das für ein Mädchen ihres Alters normal ist. Das liegt daran, dass Liesel in Deutschland lebt, in dem die Nazis an der Macht sind und Menschenleben gerade keinen besonders hohen Wert haben. Der Tod hat deshalb alle Hände voll zu tun und kann sich eigentlich keine langen Aufenthalte leisten. Doch als er die Seele von Liesels Bruder Werner holt, kann er gar nicht anders, als einen Moment zu verweilen. Das Mädchen und seine Trauer rühren ihn an.
Der Bruder wird an einem Wintertag beerdigt, und Liesel findet im Schnee ein Buch. Weil sie es nicht zurückgibt, muss man wohl sagen, sie stiehlt es, so wird aus ihr die Bücherdiebin. Später wird sie bei einer Bücherverbrennung ein weiteres Buch stehlen und ein weiteres aus einer Bibliothek. Zunächst muss sie jedoch richtig lesen lernen.
Sie kommt zu Pflegeeltern, denn der Vater ist Kommunist und schon lange verschwunden, die Mutter ist krank und es ist nie genug Geld da, sie wieder gesund zu machen. So lebt Liesel nun in einer kleinen Stadt bei München bei den Hubermanns, Papa Hans wird wegen seiner Sanftmut und Klugheit ihre Rettung, Mutter Rosa trotz ihrer Derbheit ihr Halt. Doch die Zeiten sind auch in Molching nicht leicht, immer weniger Leute wollen von Rosa die Wäsche gewaschen und gebügelt haben. Hans ist schon länger ohne Arbeit als Anstreicher.
Schwierieg Zeiten
Doch der Papa ist ein anständiger Kerl, er ist gegen die NSDAP, was die Jobsuche nicht eben leichter macht. Aber er spielt wunderbar Akkordeon und das vermag er, weil er einst einen guten Lehrer hatte. Der schickt ihm nun in höchster Not seinen Sohn. Und so beherbergt das kleine Haus nun auch noch den Juden Max Vandenburg.
Währenddessen muss Liesel ihre Kämpfe auf der Straße austragen, die Kindertrupps aus den Nachbarstraßen sind einander nicht nur wohl gesonnen. Doch Liesel hat ja Rudi, der so schnell wie Jesse Owens rennen möchte und Liesel gern hat, so gern, dass er einen Kuss von ihr will. Den wird er am Ende nicht bekommen, denn der Tod holt ihn nach einem Bombenangriff auf die kleine Stadt.
Markus Zusaks "Bücherdiebin" ist zu Beginn ein wenig sperrig, einfach weil Zusak eine ganz besondere Art zu erzählen hat. Doch wenn man sich einlässt, entwickeln Geschichte und Sprache einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Zusak zeichnet sehr feine Bilder des Schreckens und er hat über 60 Jahre nach Kriegsende eine Geschichte aus der Nazizeit geschrieben, wie man sie tatsächlich noch nicht gelesen hat. Die letzten Seiten sind von einer Intensität, wie sie nur Bücher erzeugen können, unglaublich bewegend und zu Tränen rührend.
Quelle: ntv.de