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Geschwister-Scholl-Preis Roberto Saviano ausgezeichnet

Der italienische Schriftsteller und Mafia-Kritiker Roberto Saviano wird mit dem Münchner Geschwister-Scholl-Preis 2009 ausgezeichnet.

Lebt gefährlich: Roberto Saviano.

Lebt gefährlich: Roberto Saviano.

Das teilte der Landesverband Bayern im Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit, der die Auszeichnung gemeinsam mit der Landeshauptstadt München vergibt. Der 30 Jahre alte Autor erhalte den mit 10.000 Euro dotierten Preis für sein aktuelles Buch "Das Gegenteil von Tod" und für sein engagiertes Schreiben insgesamt. Der Preis soll am 16. November bei einem Festakt in München überreicht werden.

"Er spricht Dinge aus, die in Italien fast niemand zu sagen wagt und hat damit auch unseren Blick auf Italien verändert", erklärte die Jury. Saviano habe schon mit seinem Roman-Debüt "Gomorrha" (2006) einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt, wie die Mafia und vor allem die Camorra "immer noch das Leben der Menschen systematisch zerstört". Nach Erscheinen dieses Romans hatte die Verbrecherorganisation Camorra Morddrohungen gegen Saviano ausgesprochen. Seitdem lebt der Autor unter Polizeischutz. Er war Anfang September auch mit dem Leipziger Medienpreis ausgezeichnet worden.

Die Münchner Jury hob besonders Klarheit und Intensität der Sprache Savianos hervor: "Sie ist nüchtern, gleichzeitig empathisch, zart und in höchstem Maße poetisch", befanden die Juroren. "Seine literarische Wucht ist gespeist aus dem Zorn über die weltweite Macht der organisierten Kriminalität". Saviano leiste einen einzigartigen Beitrag zum Verständnis des Leidens seiner Mitmenschen in seiner Heimat. "Der Geschwister Scholl-Preis ehrt somit einen Autor, der unter Einsatz seines Lebens dagegen anschreibt, eine ausweglos erscheinende Situation als gegeben hinzunehmen."

Nüchtern und doch empathisch

Die Auszeichnung soll die Erinnerung an die Zivilcourage der Studenten Hans und Sophie Scholl wachhalten, die als Mitglieder der «Weißen Rose» ihren Widerstand gegen das Terrorregime der Nationalsozialisten 1943 in München mit dem Leben bezahlten. Mit dem Preis werde jährlich ein Buch ausgezeichnet, das von geistiger Unabhängigkeit zeuge und geeignet sei, bürgerliche Freiheit sowie moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern, hieß es.

Im vergangenen Jahr wurde der israelische Schriftsteller David Grossman geehrt, im Jahr zuvor posthum die 2006 in Moskau erschossene Journalistin und Bürgerrechtlerin Anna Politkowskaja. Zu den Preisträgern gehören auch Christa Wolf, Reiner Kunze, Rolf Hochhuth, Jürgen Habermas, Lea Rosh, Necla Kelek, Saul Friedländer und Arno Gruen.

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Quelle: ntv.de, soe/dpa

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