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Briefe der Hoffnung Überleben als Lieneke

Jacqueline, Lieneke, Nili – mit diesen Namen ist Nili Goren durch ihr Leben gegangen. Unter diesem Namen war sie in den von den Nazis besetzten Niederlanden versteckt.

Ein jüdisches Mädchen kommt zu einer Arztfamilie aufs Land, vorher hat sie geübt, dass sie jetzt Lieneke heißt und aus Amsterdam kommt. Aber bis zu jenem Tag, als sie ihr Zuhause verließ, war sie Jacqueline und ihre Schwestern hießen Rachel und Hanni und ihr Bruder Bart und sie lebten in Utrecht ein schönes Leben. Aber dann kommen die Nazis, sie darf nicht mehr in den Parks spazieren gehen, nicht mehr Zug fahren, nicht mehr zur Schule. Immer mehr Nachbarn werden abgeholt, wenn Autos halten in der Straße, ist die Angst mit Händen zu greifen.

Darum verstecken Menschen aus dem Widerstand die Familie, nicht alle zusammen, das wäre zu gefährlich. Sie wird Lieneke, sie lebt bei der Familie von Dr. Kohly, seine Frau Vonnette ist nett, aber oft fühlt sich Lieneke allein. Nur manchmal bringt ihr Dr. Kohly einen Brief von Onkel Jaap, so heißt jetzt der Papa und diese Briefe sind etwas ganz Besonderes.

Mit ihnen kommen Nachrichten von der Familie, der Vater zeichnet und dichtet seine ganze Liebe in diese kurzen Briefe an Lieneke. Das Mädchen darf sie lesen und muss sie nach kurzer Zeit zurückgeben, zu gefährlich sind sie. Der Zauber dieser Briefe hat auch nach über 50 Jahren nichts von seiner Kraft verloren. Die Originalbriefe liegen heute im israelischen Kindergedenkmuseum Yad LaYeled und erzählen die Geschichte des Überlebens von Lieneke. Denn Dr. Kohly hat die Briefe nicht weggeworfen, sondern sorgsam verwahrt und gibt sie Lieneke nach der Befreiung zurück.

Tami Shem-Tov hat diese Briefe nun zur Basis eines Kinderbuches gemacht, das einen neuen Blick auf die Nazizeit ermöglicht. Jeder kennt das Tagebuch der Anne Frank, nun gibt es einen positiven Gegenentwurf dazu, weil Lieneke überlebt hat. Kinder von heute lesen etwas über den Alltag eines jüdischen versteckten Mädchens, sie lesen von Hunger und Angst und davon, wie ein neuer Name die Rettung sein kann. Die Originalbriefe sind im Buch als Faksimile abgedruckt.

Wenn man einen Kritikpunkt anmerken kann, dann den, dass der deutsche Titel nicht ganz hält, was er verspricht. Denn es geht nicht um das Leben mit den drei Namen, Jacqueline bleibt Lieneke und wird nie ganz Nili, aber davon erfährt man nicht genug. Das hätte es der Originaltitel "Briefe aus dem Nirgendwo" besser getroffen. Aber es ist ein warmes starkes Kinderbuch und wird seine Leser finden.

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Quelle: ntv.de

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