Älteste Rock 'n' Roll-Band der Welt Who is Who
03.03.2009, 09:46 UhrWer, bittschön, waren The Who, mag sich mancher zwischen 18 und 30 heute fragen. Zunächst sei gesagt, dass die Band allen Unwirtlichkeiten der Zeiten und des Alkohols zum Trotz immer noch existiert und vor gut drei Jahren unter dem Titel "Endless Wire" sogar ein neues Album herausgebracht hat. The Who, lautet die Antwort, sind die älteste Rock 'n' Roll-Band der Welt. Und eine der besten. Eingefleischte Fans der Rolling Stones mögen anderer Meinung sein. Aber Sänger Roger Daltrey gründete die Truppe bereits 1959, wenn auch unter dem Namen The Detours. Jagger & Co. traten erstmals im Juli 1962 auf, wenn auch schon unter ihrem jetzigen Namen.
The Who haben in der Besetzung Pete Townsend (g, voc), Roger Daltrey (voc), John Enwhistle (bass, voc) und Keith Moon (dr) Musikgeschichte geschrieben. "My Generation" aus der Feder von Master Pete wurde tatsächlich zur Hymne einer Generation. Die legendäre Textzeile "Hope I die before I get old" hat sich - mit der Differenz von mehreren Jahrzehnten - für zwei der prägenden Kapellenmitglieder bewahrheitet. Keith Moon erlag dem eigenen Größenwahn und den dazugehörigen Medikationen. Er war - sic! - der größte Drummer, den der Rock'‚n' Roll je hatte.
Wer ihn sowohl 1970 beim historisch gewordenen Konzert auf der Whright-Insel sieht und sieben Jahre später in Kilburn im Londoner Norden, stellt bewundernd fest, dass der Mann mehr, viel mehr gemacht hat denn den Rhythmus zu Townsends Songs zu schlagen. Moons Trommel ist Bestandteil der Melodie, wenn nicht des Textes. Wie das geht? Keith Moon hat das Geheimnis mit ins Grab genommen. Bislang hat ihn keiner der Zunft übertroffen. Auch Zak Starkey nicht, der Sohn des Beatlesdrummers, der heuer hinter der Who-Schießbude sitzt, wenn er nicht gerade bei den Manchesterrockern von Oasis trommelt.
Dann ist da noch der stille Mann der Who zu bestaunen. John Enwhistle, der Basser, der sich stimmlich höchsten mal mit seinen Songs "Boris, The Spider" oder "Magic Bus" zu Wort meldet und sonst das undankbarste Instrument des R'n' R in höchst perfekter Weise spielt.
Ja, und da wären noch die beiden, die vielleicht auch den 18- bis 30-Jährigen schon mal auf MTV in Auge und Ohr gefallen sind. Pete Townsend, ohne den die ganze Nummer wohl nie etwas geworden wäre, und Roger Daltrey, der gern an dessen Stelle Kopf der Gruppe geworden wäre, aber nicht das songschreiberische Talent hatte wie Townsend, dem wir neben "My Generation" unsterbliche Lieder wie "Who Are You" oder "I'm A Boy" oder "Substitute" oder "I Can't Explain" verdanken.
Wer erleben will, wie Pete die Songs in Mimik und Gestik übersetzt, für den sind die drei DVDs genau das Richtige. Seine Gitarren zerkloppt er in beiden Konzerten nicht mehr, aber die Geschichte gewordenen Hopser mit der Rickenbecker in den Händen beherrscht er 70 so gut wie 77. Und Roger Daltrey schließlich versteht es beidesmalig, das Mikrophon samt Kabel perfectissimamente in der Luft herumzuwirbeln und es eben dann wieder aufzufangen, wenn er wieder mit seinem Gesangspart an der Reihe ist.
Wie immer bei gelungenen Ausgaben gibt es auch diesmal etwas Besonderes: Die "Kilburn-Edition" bietet auf CD 2 das Konzert: "Live in the London Coliseum 1969" und dazu die erste (Mini-)Rockoper der Welt: "A Quick One" und ... jetzt kommt's ... zum ersten Mal die erste (Magnum-)Rockoper "Tommy komplett "live in concert".
"Substitute" war, wie gesagt, einer der großen Titel der Who. Sie sollten, wenn sie guten Rock'n' Roll hören ... und ... sehen wollen, kein Substitut akzeptieren. Die Frage "Who is who" sollte mit den zwei vorliegenden Editionen beantwortet sein.
The Who: Live At The Isle Of Whight Festival 1970, Pulsar Productions Eagle Vision
The Who: At Kilburn 1977, 2DVD, Spitfire Pictures Sony BMG
Quelle: ntv.de