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"Das Gesetz" von Grisham Zweifel am US-Rechtssystem

Das Gesetz wird gern umgangen, wenn es um den eigenen Vorteil geht. Aber auch, um Gerechtigkeit außerhalb der Justiz zu erreichen. In seinem neuen Erzählband "Das Gesetz" berichtet Grisham von Menschlichkeit, Rassendiskriminierung, Träumen und Enttäuschungen.

"Es war grauenvoll". Der hartgesottene Butch ist noch immer erschüttert, als er der Mutter von der Hinrichtung seines Bruders Raymond berichtet. "Raymonds Heimkehr" ist eine von sieben Erzählungen des amerikanischen Erfolgsautors John Grisham ("Die Akte","Die Jury", "Die Firma"), die unter dem Titel "Das Gesetz" nun auf dem deutschen Büchermarkt erschienen sind. Und sie sind allesamt außergewöhnlich bewegend.

Auch in "Das Gesetz" beschäftigt sich Grisham mit Recht und Gerechtigkeit.

Auch in "Das Gesetz" beschäftigt sich Grisham mit Recht und Gerechtigkeit.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Schauplatz aller Geschichten ist der Süden der USA. Das ist vertrautes Terrain für Grisham, der an der University of Mississippi Jura studierte, und das er, wie er selbst sagt, liebt - weil der Süden langsamer und die Menschen hier eigenwillig seien. Diejenigen, die er in seinen Erzählungen zu "Helden" gemacht hat, sind es ganz gewiss.

Gegen Ignoranz und Diskriminierung

Und es ist sein Metier: Recht und Gerechtigkeit. Der Anwalt aus den Südstaaten hat auch in diesen Erzählungen das bekannte Milieu gewählt. Nicht immer geht es um Schwerverbrechen. Manche seiner Protagonisten bewegen sich allenfalls am Rande des Rechts. Aber fast immer geht es um Gerechtigkeit - und um Menschlichkeit.

Letzteres trifft im besonderen Maße auf die Geschichte "Ein Ort zum Sterben" zu, in der sich ein Aidskranker gegen massive Vorurteile, Ignoranz und Diskriminierung wehren muss. Die Haltung des Autors zur Todesstrafe dürfte Grisham-Fans hinlänglich aus seinem Sachbuch "Der Gefangene" (2006) bekannt sein. Wenn auch die unausgesprochene Kritik in "Raymonds Heimkehr" vordergründig die Art der Hinrichtung betrifft, so wird doch zwischen den Zeilen einmal mehr klar, dass der Schriftsteller seine Zweifel am US-Rechtssystem an sich hat: Sühne statt Vergebung, Bestrafung statt Rehabilitation.

Sympathische Outlaws

Dass diese wie auch die anderen Texte die Seele berühren, liegt an der meisterhaften Erzählkunst Grishams, der (tot)ernste Thematik mit Augenzwinkern erzählt, und komische Themen mit bedeutungsschwerem Hintergrund unterlegt. Wie beispielsweise in der Erzählung "Alte Freunde", die von der Vernachlässigung alter Menschen in Pflegeheimen handelt. So erreicht der Autor, dass man nicht nur einmal für einige seiner Outlaws, Verlierer und Gauner Mitgefühl und Verständnis, wenn nicht gar Sympathie aufbringt.

Jede seiner Geschichten aus "Das Gesetz" ist wie ein kleiner Roman und sicher mit das Beste, was Grisham bisher geschrieben hat. Nicht von ungefähr bewertet die renommierte "New York Times" den neuen Erzählband als "unbedingt lesenswert". Dem ist nichts hinzuzufügen.

Quelle: ntv.de, Frauke Kaberka, dpa

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