Emerson, Lake & Palmer "A Show That Never Ends"
21.03.2012, 11:06 UhrKeith Emerson, Greg Lake und Carl Palmer gehören zu den Pionieren der Symbiose von Klassik und Rock. Eine opulente Ausgabe würdigt das Werk der Engländer, die sich an das klassische Schwergewicht Johann Sebastian Bach ebenso erfolgreich heranwagten wie an den zeitgenössischen Leichtfuß Henry Mancini.
Als Keith Emerson, Greg Lake und Carl Palmer 1970 beschlossen, sich unter Verwendung ihrer Nachnamen zu einer Band zusammenzuschließen, waren sie keine unbeschriebenen Blätter, wie das zu Beginn der später British Invasion getauften Musikrevolution zumeist der Fall war. Auch fehlte ihnen das Gruppenimage, das noch bei Beatles, Rolling Stones, Kinks und Who Teil des Selbstverständnisses war. Alle hatten in Bands mitgespielt, die zu den Avantgardisten des Progressive Rock oder Progrock gehörten und wechselten später zwischen den einzelnen Formationen hin und her, trennten und vereinigten sich wieder. Inhalte und leider auch Kommerz gingen vor Freundschaft. Keyboarder Emerson kam von The Nice, Schlagzeuger Carl Palmer von Atomic Rooster. Eine gute Idee, die fünfteilige Edition mit je einem Klangbeispiel der beiden Gruppen zu beginnen. Unverständlich, dass ein Stück von Greg Lakes früherer Band King Crimson fehlt.
Der Dreierbande gelang, stärker noch als anderen Gruppen des Genres, eine perfekte Symbiose zwischen Klassik, Jazz, Blues und Rock. Außer der Gruppe Yes um Jon Anderson hat kaum eine andere Band klassische Kompositionen in ihrer Ganzheit aufgenommen. Das beste Beispiel ist das Werk "Bilder einer Ausstellung" des russischen Komponisten Modest Mussorgski, das in der vorliegenden Ausgabe in Auszügen in einer Aufnahme auf dem "Mar y Sol"-Festival 1972 in Puerto Rico zu hören ist. Mussorgskis Oeuvre ist nicht zuletzt dank E, L & P zu einem der beliebtesten Stücke der E-Musik geworden. Unvergesslich auch ihre Interpretation der "Fanfare for the common man" des US-Amerikaners Aaron Copland. Auch hier leisteten die drei Engländer einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Popularisierung der Komposition.
Der Synthesizer dominiert
Die Eigenkompositionen der Alben "Karn Evil 9" "Tarkus", "Works 1+ 2" und "Brain Salad Surgery" zeugen von kompositorischen Fähigkeiten, von denen die breite Mehrheit der Rockbands an der Wende von den sechziger zu den siebziger Jahren Lichtjahre entfernt war.
Bestimmendes Element ist der Synthesizer, den Emerson spielt wie kaum ein anderer, ob er nun von Moog, KORG oder Yamaha stammte. Man spürt förmlich die Experimentierlust, mit der Emerson das Instrument bedient: Der Synthesizer ermöglichte den Rockmusikern damals völlig neue Klänge, die mit den herkömmlichen Instrumenten des Rock - Gitarre, Piano, Saxophon, Blues Harp - nicht erzielt werden konnten. Am augenscheinlichsten wird das bei "Bilder einer Ausstellung": Der Gnom, die Hexe Baba Jaga und - das nie gebaute - Große Tor von Kiew erscheinen unter Emersons Händen nachgerade lebendig greifbar.
Mit "Lucky Man", "Jerusalem" und einer Version von Henry Mancinis "Peter Gunn" dokumentiert die Edition auch die - wenigen - Singlehits von E, L & P. Schade, dass die Aufnahme von Scott Joplins "Maple Leaf Rag" aus "Works 2" fehlt. Von Bártok und Bach über Mussorgski, Schostakowitsch und Tschaikowski bis hin zu Ragtime - ohne die drei Engländer wäre vieles in der breiten Öffentlichkeit dem Vergessen anheimgefallen. Wer sich von musikalischer Meisterschaft an der Grenze wischen E- und U-Musik überzeigen will, trifft mit "In The Beginning" eine ausgezeichnete Wahl. Unvergängliche Klänge oder: "A show that never ends", wie es in einem der Stücke der Band heißt.
PS: Was wäre eine solche Edition ohne Begleitheft mit vielen seltenen Fotos und Statements der Protagonisten? Nichts." Also fehlt das Booklet auch nicht.
Emerson, Lake & Palmer: "From The Beginning", 5CD mit Buch, Legacy Sony Music
Quelle: ntv.de