Kino

Kleiner Preis, große Wirkung Anti-Gaga: Muddy Waters und Taj Mahal

Mit Neuauflagen von Muddy Waters und Taj Mahal setzt Sony Music seine verdienstvolle Serie "Original Album Classics" fort: Jeweils drei Alben stecken in sogenannten Cardboard-Sleeves, die nichts anderes sind als auf CD-Größe minimierte Original-Plattenhüllen. Das weckt starke Erinnerungen an das gute alte Vinyl.

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Eine reizvolle Geschichte, welche wehmutsvoll Erinnerungen an das gute alte Vinyl weckt. Im Falle von Muddy Waters sind es drei der wichtigsten Alben nach seinem Wechsel zu Blue Sky Records, einem Sublabel von Columbia. "Hard Again" aus dem Jahre 1977 war das erste, das er für die neue Plattenfirma aufnahm. Zugleich ist "Hard Again" das erste, das vom weißen Bluesgenie Johnny Winter produziert wurde. Unbestritten ist das Album "nach einer Folge von eher mittelmäßigen Alben (…) ein aufsehenerregendes Comeback", wie es im Begleittext heißt.

Der Trick besteht jedoch darin, dass der 1913 in Rolling Fork, Mississippi als McKinley Morganfield Geborene auch alte Nummern wie "Mannish Boy" aus 1956 neu eingespielt hat, in besserer Studioqualität. Die aber wäre wirkungslos geblieben, wäre da nicht jene unbändige Spielkraft, die Jahre später, als die Musikszene der Vereinigten Staaten längst im gegelten Postrock’ n’ Roll von Brian Hyland, Bobby Vee, Ray Peterson & Co. versunken war, die Pretty Things, Animals und Yardbirds zu Hebammen einer Wiedergeburt des Blues machen sollten. Und die Rolling Stones zu bedingungslosen Adepten des Meisters.

Wenngleich überflüssig, sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass sich der Name der selbsternannten größten Rock ‚n’ Roll-Band der Welt von einer Textzeile im erwähnten "Mannish Boy" herleitet. Nicht zufällig wird Muddy sein "King Bee" getauftes Album (1981) nach einem seiner frühen Songs benannt haben. "I’m A King Bee" heißt einer der Waters-Blues, die Mick Jagger und die Seinen auf ihrer ersten LP 1964 kongenial nachspielten. Waters hatte die Nummer 1957 zum ersten Mal aufgenommen. So schließen sich Kreise. Synergie würde man das heuer wohl nennen.

Taj Mahal Original Album Classics.jpg

Auch Taj Mahal, der 1942 in New York als Henry St. Clair Fredericks auf die Welt kam, ist jemand, der den uralten Blues der Baumwollfelder der US-Südstaaten in die Gegenwart hinüber gerettet hat. Die Stones verehrten ihn so sehr, dass die ihn 1968 in ihrem – zunächst unverständlicherweise gefloppten – Film "Rock And Roll Circus" auftreten ließen. "Ain't That A Lot Of Love", das der Mann damals darbot, ist ein kräftiges Stück Soul. Die heuer vorliegenden Scheiben bieten auf "Taj Mahal" (1967) und "The Natch´d Blues", das im darauffolgenden Jahr auf den Markt kam, besten Blues reinsten Wassers.

Aus der Reihe fällt "Mo´Roots", das 1974 erschien und neben der schwarzen Schwermutsmusik auch Soul-und Cajun-Tracks enthält. Sympathisch der in Louisiana-Französisch oder besser Kréyol gesungene "Cajun Waltz". Hinzu kommen ein paar Reggae-Nummern. Ein Hinweis auf seine "roots", seine Wurzeln. Fredericks’ Vater ist jamaikanischer Abstammung.

Summa summarum: Wir wünschen uns noch viele Editionen dieser Reihe. In der hoffentlich nicht hoffnungslosen Hoffnung, dass die Menschheit erkennt, dass Lady Gaga nichts anders ist als Gaga -  und Musik Musik.

Muddy Waters: "Original Album Classics" mit "Hard Again", "I´m Ready", "King Bee", 3CD-Box im n-tv Shop bestellen


Taj Mahal: "Original Album Classics" mit "Taj Mahal", "The Natch´d Blues","Mo´Roots", 3CD-Box im n-tv Shop bestellen

Quelle: ntv.de

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