Film und Serien

Alt wirst du nur, wenn du reich bist Bonnie & Clyde auf Zeitraub

Stiehl mir nicht die Zeit! Will und Sylvia in Bonnie & Clyde-Art.

Stiehl mir nicht die Zeit! Will und Sylvia in Bonnie & Clyde-Art.

(Foto: dapd)

Von wegen "Time is Money" - umgekehrt wird ein Schuh draus! "Hast du mal 'ne Mark?" hört man ja schon lange nicht mehr, und hier will auch keiner einen Euro schnorren oder einen Dollar, hier wollen alle nur das eine: Zeit. Im Action-Spektakel "In Time" hat Justin Timberlake getreu dem Motto "Nur noch kurz die Welt retten" alle Hände voll zu tun.

Wenn es jetzt wieder die großen Umfragen zu Weihnachten gibt ("Was wünschen Sie sich denn?"), dann werden die meisten Prominenten sagen: "Hach, ich hab' doch schon so viel Schmuck und Tand und Flitter und den Zweit-Porsche und die komplette Louise-Karton-Handtaschen-Kollektion", und dann werden sie einmal ganz kokett mit den Wimpern klimpern und sagen: "Ich wünsch' mir dieses Jahr Zeit. Ja, Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden",  und sie werden begeistert in die Hände klatschen und von sich denken, dass sie wunder wie bescheiden rüberkommen, dabei ist ihr Wunsch - neben Gesundheit - wahrscheinlich wirklich der größte, beste und wichtigste, den man sich wünschen kann.

Süßes Pin-Up: Amanda Seyfried.

Süßes Pin-Up: Amanda Seyfried.

Im Action-Thriller "In Time - Deine Zeit läuft ab! - wird der Zuschauer in eine Welt versetzt, in der klar wird, wie kostbar die Zeit ist. Hier wurde die offizielle Währung Geld durch Zeit ersetzt - und mit 25 hören die Menschen auf zu altern. Ein Traum für viele, sehen doch unter Umständen Mutter, Ex-Frau, Geliebte und Tochter altersmäßig alle gleich aus. Die Menschen, wenn man sie denn noch so nennen kann, sind genetisch so ausgestattet, dass sie nur noch ein Jahr lang überleben werden, es sei denn, sie schaffen es, sich einen Ausweg zu erkaufen. Die Reichen können sich so Tausende von Jahren und somit ewige Jugend und Unsterblichkeit erkaufen, während die Armen betteln, leihen und Minute für Minute stehlen, nur um den Tag zu überstehen. Wenn sie es nicht schaffen, kippen sie auch mitten beim Joggen, Kochen oder Kinder-in-den-Kindergarten-bringen um. Sie liegen am Straßenrand, und nur die wenigsten Passanten lassen sich davon noch irritieren.

Der Sänger als Held

Aber es gibt natürlich einen Helden: Justin Timberlake probiert sich mal wieder als Schauspieler aus. Nach einer kleinen Rolle in "Social Network" spielte der Sänger in diesem Jahr bereits zwei Hauptrollen in Liebeskomödien: an der Seite seiner Ex-Freundin Cameron Diaz ("Bad Teacher") und mit Mila Kunis ("Freunde mit gewissen Vorzügen"). Mit seinem neuen Film wechselt der 30-Jährige das Genre. In dem düsteren Science-Fiction-Thriller sagt Will (Timberlake), nachdem seine Mutter (Olivia Wilde) tot in seine Arme gesackt ist, der Zeit-Mafia den Kampf an.

Grimmig entschlossen: Justin Timberlake.

Grimmig entschlossen: Justin Timberlake.

Er sieht - wie alle anderen - auf einer im Unterarm implantierten digitalen Uhr, wie viel Lebenszeit ihm noch bleibt. Diese Uhr rast gnadenlos gen null - denn alles kostet Zeit: Vier Minuten gehen zum Beispiel für einen Becher Kaffee drauf, auch Busfahren oder eine Hotelübernachtung kosten echte Lebenszeit - das ratternde Geräusch, mit dem am Scanner jeweils die Jahre, Monate, Tage, Stunden und Minuten der Körperuhren neu eingestellt werden, klingt bedrohlich.

Rächer der Enterbten

Nur eine kleine, reiche Clique um den eiskalten Zeitverleiher Philippe Weis (Vincent Kartheiser, bekannt aus "Mad Men") hat eine unbegrenzte Lebensdauer. Als Will von einem lebensmüden Unbekannten unglaublich viel Zeit geschenkt bekommt, dringt er in die Zeitzone der Reichen ein und verliebt sich dort in Sylvia (Amanda Seyfried), die verwöhnte Tochter des reichen Zeitverleihers. Weil er des Mordes an dem lebensmüden Zeitverschenker beschuldigt wird, muss Will fliehen.

Hat genug von den Methoden ihres Vaters: Sylvia.

Hat genug von den Methoden ihres Vaters: Sylvia.

(Foto: dpa)

Auf einer Party des Zeit-Paten nimmt er auf seiner Flucht vor der "Polizei" Sylvia als Geisel mit. Sein Ziel: Nicht nur sein eigenes Leben retten, sondern auch - in alter Robin Hood-Pose - das Schicksal aller von der Zeit benachteiligten Menschen zum Besseren wenden. Eine wilde, schnelle Verfolgungsjagd durch die Zeitzonen beginnt, Regisseur Andrew Niccol ("Gattaca") spart nicht mit Waffenszenen, "Matrix" und "Mad Max" lassen grüßen.

Wieder was gelernt

Occupy the Time-Bank!

Occupy the Time-Bank!

(Foto: dpa)

Ihm sei bei den Dreharbeiten klar geworden,  was für ein kostbares Gut die Zeit ist, sagt Timberlake. "Es ist wichtig, jeden Tag wertzuschätzen, zu genießen und seine Zeit zu nutzen." Zeitnot ist hier statt Hungersnot das Motto, und auch, dass es den Begriff "Banken- oder Euro-Krise" nicht gibt, macht es nicht besser! Denn die Zeitnot wird für die arme Bevölkerung, die in Gettos außerhalb der "reichen Zeitzone" - eine "Stadt" ist das nicht zu nennen, was der Neuseeländer Niccol an Industrieruinen zeigt - zur existenziellen Frage.

Und während Amanda Seyfried (die niedliche blonde Braut aus "Mamma Mia!"), fast nicht wiederzuerkennen ist mit riesengroß geschminkten Kulleraugen und prallem Kussmund, trägt Timberlake grimmig entschlossenen Zorn zu Schau. Von jetzt an leben die beiden von Minute zu Minute, und ihre Liebe wird zum wichtigsten Instrument im Kampf gegen das korrupte System.

Occupy something!

Eine Bewertung fällt schwer, denn auf der einen Seite ist das Thema Zeit so aktuell wie nie, wir alle wollen sie sinnvoll nutzen, und das möglichst lange, auf der anderen Seite ist das Motto "Schöner sterben" ebenfalls aktuell, denn dank Botox und Co. werden Menschen bald vielleicht wirklich aussehen wie ewig 25-Jährige. Und auch wenn die Story schon allein aufgrund der äußerst ansehnlichen Hauptdarsteller ein wenig oberflächlich erscheinen mag, hat es doch Sinn, sich wieder mal über "Zeit haben" oder "Zeit nehmen" Gedanken zu machen.

Der Film startet am 1.12.2012

Quelle: ntv.de, soe/dpa

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