Kino

Rock and Roll: Gestern und heute Da wackelt der Verstärker

"Road Trip" von Duane Eddy

"Road Trip" von Duane Eddy

Rock and Roll ist Musik, die aus dem Bauch kommt, mit der Hand gemacht und nur mit dem Herzen zu verstehen ist. Zwei neue Editionen zeigen Vergangenheit und mögliche Zukunft eines Genres, das oft totgesagt und trotzdem quicklebendig ist.

Im Feuilleton der selbsternannten Edelfedern wird das neue Album von Duane Eddy nicht einmal ignoriert, wie der alte Gnadderkopp Herbert Wehner dereinst giftete. Im linksliberalen Londoner "The Guardian" findet der nunmehr 72-Jährige den ihm gebührenden Platz. Er soll ihn auch bei uns haben.

Der Erfinder der "twanging guitar" hat nach Jahren der Stille ein Album veröffentlicht, das es in sich hat. "Road Trip" ist ein Kompendium jenes Genres, das in grauer Vergangenheit Gitarrenbeat genannt wurde. Eingängige Melodien, die sich an US-amerikanischer Volksmusik im besten Sinne des Wortes orientieren: Folk, Country, R & R, Blues. Da dröhnen die tiefen Saiten der Gitarre wie seit Ende der Fifties bei "Rebelrouser" und "Shazam".

Den Puristen mag es gleichwohl als Sakrileg erscheinen. Die Technik vermag doch einiges, was die jetzt archaisch erscheinenden Aufnahmegeräte nicht vermochten. Ja, Mr. Twang kommt heute glasklar daher: Die Originalaufnahme von "Movin 'n' Groovin" aus längst vergangenen Zeiten hingegen scheppert, dass die Verstärker wackeln. Der Titeltrack der vorliegenden Scheibe klingt sauber, glattgebügelt, keine Ecken, keine Kanten. Kein "yelling" mehr wie früher bei der "Yellow Rose Of Texas" oder "Some Kinda Earthquake". Aber es ist der gute, alte, große Duane Eddy, der unzählige Bands auf dieser Welt zum Spielen inspiriert hat. Ein wundervolles Spätwerk!

Tief in die Vergangenheit hinein gräbt sich eine Edition, die absolut erfolglose und mithin wohl auch ein wenig obskure Songs an die Oberfläche befördert. Schon mal was von David Ray gehört? Oder von Buddy Miller? Oder den Boppers? Wie auch? Die Interpreten stammen zumeist aus dem Süden der Vereinigten Staaten, sind lokal zum One-Hit-Wonder geworden, manchmal nicht einmal dies. Aber es kracht und rummst wie bei Buddy Holly, Eddy Cochran und Gene Vincent, die mit ihrem Rockabilly die British Invasion beeinflussten. Die Beatles gäbe es nicht ohne Buddy Holly. Und Buddy Holly sicher nicht ohne Ray Pat And The Rhythm Rockets mit ihrem "My Shadow".

Wer wissen möchte, was Musik ist, die aus dem Bauch kommt, mit der Hand gemacht ist und nur mit dem Herzen zu verstehen ist, dürfte an beiden CD's Gefallen finden. Und wer's nicht versteht, dem sei gesagt: It's Rock and Roll, man, Rock and Roll!

Duane Eddy: "Road Trip", Mad Monkey Records EMI

David Ray u.a.: "25 Obscurities From The Days Of The Craze!", Chrome Dreams

Quelle: ntv.de

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