Takeshi Kitanos ruhiges Meisterwerk "Das Meer war ruhig"
05.09.2011, 07:11 Uhr
Takeshi Kitanos "Das Meer war ruhig" ist auf DVD bei Capelight erschienen.
Dass der Hauptdarsteller ein Müllmann ist, überrascht bei einem Film des japanischen Starregisseurs Takeshi Kitano nicht. Dass der Film völlig ohne Gewalt und mit einer gefühlvoll inszenierten Story daherkommt, schon. Still und leise zieht "Das Meer war ruhig" den Zuschauer in den Bann.
Takeshi Kitano ist für zwei Sachen bekannt: knallharte Yakuza-Action wie jüngst in "Outrage" und Blödel-Shows wie "Takeshis Castle". Dass der Kultregisseur aus Japan aber auch "leise kann“ und gewaltfrei, beweist er mit "Das Meer war ruhig".

Shigeru ist auch bei seiner Arbeit als Müllmann immer in Gedanken auf dem Surfbrett in den Wellen: Shigeru.
Der Film erzählt die bewegende Geschichte von Shigeru und dessen Freundin Takako. Beide führen ein recht trostloses Leben, was vor allem darin liegt, dass beide taubstumm sind. Als Shigeru, der als Müllmann arbeitet, eines Tages bei seiner Abfalltour ein kaputtes Surfbrett findet, ändert sich das Leben des Paares schlagartig.
Ein Brett, das die Welt verändert
Shigeru repariert das Brett und macht sich damit auf zum Strand. Belächelt von den anderen Surfern in ihren knallbunten Surfsuits, sucht sich Shigeru ein stilles Fleckchen am Strand und stiefelt, nur mit Shorts bekleidet, zielstrebig und ohne eine Miene zu verziehen, mit seinem Board ins eiskalte Wasser.
Die ersten Versuche enden kläglich. Aber er gibt nicht auf. Immer wieder steigt er aufs Board. Immer wieder beobachtet von seiner Freundin Takako, die es sich, ebenso wie Shigeru Wind und Wetter trotzend, am Strand so bequem wie möglich macht. Ein Tag nach dem anderen vergeht so. Das Schauspiel am Strand ist immer das gleiche: Shigeru kämpft mit starrem Blick gegen die Wellen, Takako mit dem Anflug eines Lächelns.
Und "das Meer war ruhig"
Shigeru ist hartnäckig. Er will sich selbst das Surfen beibringen. Als sein selbstgeflicktes Brett zerbricht und nicht mehr zu reparieren ist, macht er sich dennoch mit Takako im Schlepptau zum Strand auf, um den anderen Surfern zuzuschauen. Gleichzeitig spart er Geld, um sich sein eigenes Board zu kaufen. Als er das nötige Kapital zusammen hat und stolzer Besitzer eines eigenen Surfbretts ist, geht es wieder hinaus in die Wellen.
Shigeru macht zusehends Fortschritte. Das entgeht weder Takako noch den anderen Surfern am Strand, einer eingeschworenen Gemeinschaft. Er wird zu einem Wettbewerb eingeladen. Allerdings kümmert sich keiner um ihn und so sitzen Shigeru und Takako herum und schauen den anderen Surfern bei deren Darbietungen zu. Den Aufruf zum Start hat Shigeru "überhört". Er wird disqualifiziert.
Beim nächsten Wettbewerb nimmt er wieder teil. Diesmal surft er und gewinnt einen kleinen Pokal. Shigeru und Takako sind überglücklich. Die Welt hat sich ihnen neu eröffnet, so scheint es. Das Leben ist schön. Aber leider bleibt es so nicht. Shigeru trainiert immer weiter. Als ihn Takako eines Tages wieder am Strand besuchen will, findet sie nur sein Surfbrett. Shigeru ist still und leise in den Wellen verschwunden. Für immer. Nun packt Takako das Surbrett, um ihm zu folgen ...
OmU
"Das Meer war ruhig" als Meisterwerk zu bezeichnen, ist nicht übertrieben. Der Film lebt von seinen traumhaften Bildkompositionen und dem unaufdringlichen, aber dennoch emotionalen Schauspiel der beiden Hauptdarsteller Koroudo Maki und Sabu Kawahara. Wenn Takako am Strand sitzt und Shigerus Surfversuchen zusieht, ist das einfach nur wunderschön. Voller Ruhe. Die Dialoge sind knapp gehalten und unterstreichen damit die gefühlvolle Stimmung, ebenso wie der einfühlsame Score von Kitanos Haus- und Hofkomponisten Joe Hisaishi.
"Das Meer war ruhig" ist schon etwas in die Jahre gekommen. Aber erst jetzt hat sich mit Capelight ein Verleiher des in Japan mit zahlreichen Preisen überhäuften Films angenommen. Die DVD kommt wie der Film selbst unaufgeregt und völlig unaffektiert daher: im Original-Japanisch mit deutschen Untertiteln. Das ist aber kein Nachteil.
Quelle: ntv.de