"Hangover" + "Scream" = "Afterparty" Eene meene muh und tot bist du
15.07.2013, 07:04 Uhr
Ein abgeriegeltes Haus, mehrere eingesperrte Menschen und ein Mörder, der sein Unwesen treibt: "Afterparty".
(Foto: Splendid)
Carlos ist der TV-Star in einem Mystery-Serienhit. Die Rolle macht ihn zum umschwärmten Teenie-Idol. Er genießt den Ruhm in vollen Zügen: Partys, Drogen, Frauen. Als ein paar Mädels aus dem Fan Forum der Serie eine Party in einer Luxus-Villa schmeißen, sagt Carlos nicht nein. Doch am nächsten Morgen ist die Location abgeriegelt - und ein Mörder unterwegs.

"Campamento Misterio": Der Mörder aus der Serie taucht plötzlich im richtigen Leben auf.
(Foto: Splendid)
Alle reißen sich um Carlos, Spitzname "El Capi" (Lucho Fernándes). Er ist der junge gutaussehende Star der überaus erfolgreichen spanischen TV-Serie "Campamento Misterio" ("Mystery Camp"). Die letzte Folge der Staffel ist abgedreht, der Urlaub bereits gebucht, da erhält Carlos die Einladung zu einer Party. Nicht irgendeiner Party, macht ihm sein Kumpel klar: Ein paar Mädels aus dem Fan Forum haben sie organisiert. Als Location dient eine Luxus-Villa mit Pool, die an eine Burg erinnert und bis vor Kurzem noch einem Drogen-Baron gehört haben soll.
Carlos, der kein Kostverächter ist und sein Leben mit vollen Zügen genießt, sagt zu, schließlich erwarten ihn auf der Party jede Menge Alkohol, weiche und harte Drogen und vor allem eines: Frauen. Carlos Frauen-Geschichten sind auch der inoffizielle Grund dafür, weshalb seine Partnerin Maria aus der Serie ausgestiegen ist.
Party, Drogen, Sex
Die Party lässt sich gut an: Kaum taucht Carlos auf, ist er von Frauen umringt: hier ein Joint mit Alba (Eva Ugarte), dort ein oberflächliches Schwätzchen mit Ana (Andrea Dueso). Ein paar Drinks, ein paar kurze Sätze und schon ist Carlos im nächsten Schlafzimmer verschwunden - mit Carla (Alicia Sanz). Als er am nächsten Nachmittag völlig verkatert aufwacht und das Haus verlassen will, ist es allerdings abgeschlossen. Keine der Türen in dem weitläufigen und verwinkelten Gebäude lässt sich öffnen. Die Fenster sind verriegelt und verrammelt. Carlos sitzt fest - aber nicht allein. Drei Frauen sind bei ihm. Mit allen hat er auf der Party gesprochen. Dann klingelt ein Handy ohne Tasten …
Bis hierhin ist "Afterparty" des spanischen Regisseurs Miguel Larraya ein nett anzuschauendes Geplänkel á la Hollywood-Highschool-Schmonzette: Dance-Rhythmen, knapp bekleidete junge Frauen, eine abgefahrene Party-Location. Doch mit "dem Morgen danach" ändert sich alles, wie bei "Hangover". Aus der Highschool-Lovestory-Romantic-Comedy wird ein Psychothriller mit den blutigen Ansätzen eines Slasher-Horrorfilms. Als Zuschauer denkt man nun unweigerlich an die "Scream"-Reihe, denn neben Carlos und den jungen Frauen befindet sich noch eine weitere Person im Haus. Genauer gesagt sogar mehrere, wie es scheint.
Die Zahl spielt aber eigentlich keine große Rolle, denn wie bei den zehn Negerlein fällt eine Person nach der anderem einem verkleideten und maskierten Mörder zum Opfer. Die Gruppe muss per Handy zusehen, wie einer nach dem anderen von ihnen grauenvoll stirbt. Die Fragen sind nur: Wer steckt dahinter? Und warum?
Das sind auch die Fragen, die sich Carlos stellt. Haben die drei Frauen etwas damit zu tun? Schließlich sind sie miteinander befreundet, wie sich herausstellt. Steckt sein Kumpel dahinter, der ihn auf die Party gelotst hat? Vielleicht sogar das Studio, um Werbung für die neue Staffel zu machen? Oder ist es seine aus der Serie ausgestiegene Partnerin Maria? Vielleicht auch ein neidischer Fan? Oder ein nachtragender, der ihn für den Ausstieg von Maria verantwortlich macht? Bei all den Fragen ist nur eines sicher: Carlos muss sich mit der Suche nach den Antworten beeilen. Es geht um sein nacktes Überleben - diesmal ist es keine TV-Serie.
Sehenswerte Ansätze
Die Idee Larrayas, aus einem Partystreifen mit mehreren Twists einen waschechten Slasher-Horrorfilm zu machen, geht fast auf: Zu Filmbeginn kann sich der Zuschauer an Bildern in Hochglanzoptik und kurzweiliger Musik erfreuen, die an TV-Werbung für Musicstreaming erinnert. Auch der Horrorteil des Filmes lässt sich gut an: mehrere wilde Hetzjagden durch die düster-engen Flure und Gänge der bunkerähnlichen Luxus-Villa. Dazu die eine oder andere blutige Zwischensequenz. Nur die Auflösung, wer hinter dem Ganzen steckt, kommt etwas früh. Und auch das zu sehr an Hollywoodfilme angelegte Ende mag nicht wirklich gefallen.
Alles in allem beweist Larrayas Film aber, dass Spanien nicht nur das Land der Stierkämpfe, des Tiki-Taka-Fußballs und der Euro-Schuldenkrise ist. Vielmehr reiht sich "Afterparty" in eine Reihe sehr überzeugender spanischer Horror- und Psychothriller ein, wie "Sleep Tight" oder "Painless". Dass Larraya dafür auf die zum Teil sehr erfolgreichen Ideen anderer Filme wie "Hangover", "Scream" oder "Loft" zurückgreift, sollte man als Zuschauer als Hommage an diese Werke auffassen. "Afterparty" kommt an diese zwar nicht heran, Larrayas Spielfilmdebüt kann sich aber durchaus sehen lassen, einen Kater bekommt man davon nämlich nicht.
Quelle: ntv.de