Paul McCartney reloaded Ein Reinfall, der lohnt
28.08.2011, 06:30 UhrNeuauflagen historischer Alben erscheinen dieser Tage alle Nase lang. Manche sind recht lieblos gemacht und geben lediglich das wieder, was ohnehin als Vinyl oder auch frühe CD im Regal steht. Jetzt gibt es mit "McCartney" und "McCartney II" zwei üppig re-edierte Alben des Bassisten der Beatles, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
"McCartney” erschien am 17. April 1970. Ein Schicksalstag: Wie es in Berichten heißt, war den ersten 100 Exemplaren eine Presseerklärung beigelegt, welche die Auflösung der Beatles verkündete. Die Ironie: Die Langspielplatte sollte über Jahre die einzige von Paul McCartney bleiben, die das Prädikat "beatlelesk" verdient. Zwar hat er alle Instrumente selbst gespielt, aber der Geist der Fab Four schwebte noch über dem Wasser, wenn diese Blasphemie einmal gestattet ist. So sollte der Song "Teddy Boy" eigentlich noch auf dem Beatles-Album "Let It Be" erscheinen, was leider verworfen wurde. Kommerziell war die Veröffentlichung als Nummer 1 in den Vereinigten Staaten und Platz zwei im heimischen Britannien ein voller Erfolg. Die Stücke "Valentine Days", "Singalong Junk" und "Kreen-Akrore" sind Instrumentals. So etwas war zuvor auf keinem Album der größten Söhne Liverpools erschienen, sieht man einmal von der Orchesterstücken unter der Leitung von George Martin auf "Yellow Submarine" ab. "Maybe I’m Amazed" war Pauls 1998 verstorbener Frau Linda gewidmet und ist vielleicht das schönste Stück auf dem Album, erschien in der Studioversion gleichwohl nie als Single.
"McCartney II" war das dritte Soloprojekt und erschien 1980, ein Jahr vor der Auflösung seiner Post-Beatles-Band The Wings und zwei Jahre, nachdem der Discomusik mit "Saturday Night Fever" der Durchbruch gelungen war: So mancher Fan hat damals so fragend dreingeschaut wie der Autor auf der Plattenhülle. Viel Elektronik, fast keine Gitarren und eben dieser Tanzrhythmus. Doch der Ex-Beatle hatte Erfolg damit: Im heimischen UK kam die Scheibe auf den ersten Platz; in den USA erreichte sie die dritte Position. Auch wenn manches gewöhungsbedürftig ist: Der Song "Waterfalls" ist verdientermaßen zu einem Evergreen geworden.
Das Reizvolle an Neuauflagen dieser Art sind natürlich auch die Bonustracks: So bietet "McCartney" einen Livemitschnitt von "Maybe I’m Amazed", der als Single in den US sogar unter die Top Ten kam. Auf "McCartney II" ist das Weihnachtslied "Wonderful Christmastime", das in Großbritannien auf Platz sechs landete, in den Vereinigten Staaten komischerweise aber gar nicht punkten konnte. Trotzdem ist der Song im englischsprachigen Raum – und nicht nur dort – fast zu einem Volkslied geworden.
Der Clou vons Janze sind die beigelegten DVDs mit Liveauftritten, der Dokumentation "Meet Paul McCartney" und mehreren Videoclips. Auch, wenn wir die mit den Wiederauflagen dieser Art verb undene Verkaufsstrategie durchschauen: Es lohnt sich über alle Maßen, darauf hereinzufallen.
"McCartney", Deluxe Edition, 2CD/DVD, mpl Universal
"McCartney II”, Deluxe Edition, 2CD/DVD, mpl Universal
Quelle: ntv.de