Kino

Spielberg gerühmt und geschüttelt Fünf Freunde treffen Alien E.T.: "Super 8"

Jetzt geht's los - ein Zugunglück löst das Verhängnis in "Super 8" aus.

Jetzt geht's los - ein Zugunglück löst das Verhängnis in "Super 8" aus.

(Foto: Paramount Pictures)

Um die Geschichte von "Super 8" wurde im Vorfeld des Kinostarts viel Geheimniskrämerei betrieben. Doch am Ende ist der sagenumwobene Streifen vor allem eins: Eine Hommage an seinen Produzenten Steven Spielberg - garniert mit einigen zusätzlichen Details.

"Fünf Freunde, das sind wir. Julian, Dick und Anne, George und Timmy, der Hund. Fünf Freunde, das sind wir. Wir kommen schnell herbei. Wann immer ihr es wollt. Und schon sind wir da, sind wir da." Können Sie das mitsingen? Ja? Ich sehe schon, wir verstehen uns.

"Super 8" von Regisseur J.J. Abrams ist ein bisschen so eine Fünf-Freunde-Geschichte. Und ein bisschen "E.T". Ein wenig "Unheimliche Begegnung der dritten Art". Und eine Prise "Alien". Und, ach ja, ein mµ "Inglourious Basterds" und "Nicht noch ein Teenie-Film!" Kurzum: Der von Steven Spielberg produzierte Streifen ist eine Hommage an von Steven Spielberg gedrehte Streifen im Gewand eines Jugendfilms mit Horror-Elementen und Anspielungen auf das Film-Business.

Gemeinsam gehen die Teenager den mysteriösen Ereignissen auf den Grund.

Gemeinsam gehen die Teenager den mysteriösen Ereignissen auf den Grund.

(Foto: Paramount Pictures)

Wie bitte? Wie geht denn das zusammen? Nun ja … Erst einmal ein paar Worte zum Inhalt des Films und das Geständnis, dass im Mittelpunkt von "Super 8" nicht fünf, sondern sechs Protagonisten stehen. Und, okay, zugegeben, von denen ist auch keiner ein Hund, sondern allesamt sind Zweibeiner. Und, Herrschaftszeiten, ja, sie heißen auch nicht Julian, Dick oder Anne, sondern Joe, Martin, Charles, Cary, Preston und Alice.  Aber, hey, der Film handelt exakt im Jahr 1979 - eines, so ein Zufall, der beiden Produktionsjahre der "Fünf Freunde"-Fernsehserie.

Nicht von dieser Welt

Unter der Führung von Charles, gespielt vom Newcomer Riley Griffiths, macht sich die Teenager-Truppe daran, einen Film zu inszenieren. Es soll ein Zombie-Streifen werden, natürlich gedreht im damals angesagten Film-Format Super 8. Als sich die sechs Freunde eines Nachts heimlich hinausschleichen, um ein paar Szenen für ihr Werk auf einem Bahnsteig einzufangen, passiert es: Ein Autofahrer lenkt seinen Pickup auf die Bahngleise und bringt einen heranrasenden Zug offenbar mit vollem Vorsatz zum Entgleisen.

Auch die Eltern-Kind-Beziehung ist ein Thema in dem Film.

Auch die Eltern-Kind-Beziehung ist ein Thema in dem Film.

(Foto: Paramount Pictures)

Die Katastrophe entlädt sich mit laut- und bildstarkem Kawumm über Darstellern und Kinozuschauern. Als schließlich die letzten Metallteile vom Himmel geregnet, die letzten Feuerbälle über die Bahngleise hinweggefegt und die letzten Rauchschwaden wieder einigermaßen verzogen sind, rappeln sich die wie durch ein Wunder unversehrt gebliebenen Jugendlichen aus der Trümmerwüste empor. Noch wissen sie nicht, wie ihnen soeben geschehen ist, geschweige denn, welch dramatischen Ereignisse ihnen in der nächsten Zeit noch blühen werden. Doch ihre Super-8-Kamera auf dem umgefallenen Stativ hat bei dem Crash alles mitgezeichnet und ist der Schlüssel zur Lösung des Geheimnisses.

Wäre der Film eine reine Sechs-Freunde-Geschichte, dann würde sich irgendwann herausstellen, dass all die mysteriösen Geschehnisse am Ende doch nur eine ganz und gar irdische Ursache haben. Aber weil der Film ja zugleich auch "Unheimliche Begegnung der dritten Art" und "E.T." ist, haben sie das natürlich nicht. Verwundert verfolgen die Teenager auf der Leinwand die seltsamen Aktionen der US-Air-Force nach dem Unglück, während sie auf die Entwicklung ihres Super-8-Materials warten. Der Zuschauer im Kinosessel indes weiß bereits, dass in jener Nacht auf den Bahngleisen eine Macht nicht von dieser Welt entfesselt wurde. Und die scheint es nicht eben gut mit den Menschen zu meinen. Oder will sie vielleicht einfach nur "nach Hause telefonieren"?

Ein Film im Film

Keine Frage: Steven Spielbergs Science-Fiction-Klassiker haben mehr als nur ihre Spuren in der Geschichte von "Super 8" hinterlassen. Und während die Sache mit dem Jahr 1979 im Fall der britischen Fünf-Freunde-Fernsehserie, die US-Regisseur J.J. Abrams wahrscheinlich noch nicht einmal kennt, wohl wirklich nur Zufall ist, ist sie das im Falle Spielberg ganz sicher nicht: "Unheimliche Begegnung der dritten Art" entstand 1977, "E.T." 1982 - wenn da mal 1979 nicht wie die Faust aufs Auge dazwischen passt.

Jahrgang 1966: Regisseur J.J. Abrams.

Jahrgang 1966: Regisseur J.J. Abrams.

(Foto: Paramount Pictures)

Mit "Super 8" verbeugt sich Abrams, Miterfinder der Fernsehserie "Lost" und unter anderem auch Regisseur von "Mission: Impossible III", vor seinem eigenen Produzenten, dessen Filme seine Kindheit geprägt haben - Abrams ist Jahrgang 1966. Doch dabei bleibt der Spielberg-Epigone nicht stehen. Sein Mentor mag das große Popcorn-Kino mitbegründet haben, doch vergleichbare technische Möglichkeiten wie heute hatte Spielberg seinerzeit noch nicht. "Super 8" indes ist ein fulminantes Spektakel, gegen das der leuchtende Finger von E.T. heutzutage zwangsläufig nur noch wie eine ziemlich maue Funzel daherkommen kann.

Mit dem "Film im Film" - der Zombie-Mär, die die Jugendlichen zusammenbasteln während um sie herum das außerirdische Tohuwabohu tobt - liefert Abrams zudem eine kleine Ode an das Filmemachen an sich. Ähnlich wie etwa in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" lässt sich in "Super 8" so manche mehr oder weniger versteckte Anspielung auf das Filmgeschäft entdecken. So sorgt Charles etwa für Schmunzeln, wenn er bei jedem unvorhergesehen in die Aufnahmen platzenden Ereignis das zusätzliche "Production Value" preist. Vorausgesetzt, man versteht, was damit gemeint ist.

Die Krux an "Super 8"

"Super 8" läuft ab 4. August 2011 in den deutschen Kinos.

"Super 8" läuft ab 4. August 2011 in den deutschen Kinos.

(Foto: Paramount Pictures)

Gerade dies aber ist die Krux, an der "Super 8" ein wenig leidet. Ganz in der Spielberg-Tradition wollte Abrams offensichtlich einen Film für die ganze Familie, für Groß und Klein auf die Leinwand bringen. Doch der Spagat fällt schwer. Für Erwachsene ist die Handlung einfach zu vorhersehbar und kaum originell genug. Und die Vater-Kind-Probleme, die Abrams bei seinen eigentlichen Hauptfiguren Joe (Joel Courtney) und Alice (Elle Fanning) thematisiert, wecken Erinnerungen an so manchen abgedroschenen Teenie-Film. Für einen Kinderfilm indes ist der Streifen zum Ende hin zu brutal - das erinnert stellenweise schon eher an "Alien" als an "E.T.". Trotzdem ist "Super 8" ab 12 Jahren freigegeben. Für Jugendliche aber wiederum dürften viele der subtilen Andeutungen in dem Streifen kaum zu dechiffrieren sein.

Dem Erfolg allerdings scheint das keinen Abbruch zu tun: In den USA eroberte der Film auf Anhieb locker die Spitze der Kinocharts. Den "Fünf Freunden" wäre das wahrscheinlich nicht so einfach geglückt.

Quelle: ntv.de

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