Film und Serien

Ein blutiger Rachefeldzug "Hara-Kiri: Tod eines Samurai"

Ein ehrenhafter Tod bedeutet für einen Samurai alles.

Ein ehrenhafter Tod bedeutet für einen Samurai alles.

(Foto: Ascot Elite)

Im einst kriegerischen Japan herrscht Frieden. Samurai werden nicht mehr gebraucht. Verarmt streunen sie durchs Land, betteln um Almosen mit einem vorgetäuschten Seppuku, dem rituellen Selbstmord. Einigen Fürsten ist das ein Dorn im Auge: Ein qualvolles Exempel wird statuiert - der Beginn eines blutigen Rachefeldzugs.

Japans Geschichte ist reich an Samurai-Erzählungen.

Japans Geschichte ist reich an Samurai-Erzählungen.

(Foto: Ascot Elite)

Der Seppuku ist ein ritueller Selbstmord und in Europa besser bekannt als Hara-Kiri. Im 12. Jahrhundert greifen erste Samurai zu diesem tödlichen Mittel, um sich mit ihrem eigenen Schwert zu töten. Sie knien sich hin, entblößen ihren Oberkörper und setzen die Spitze ihres Schwerts mehrere Zentimeter unterhalb des Bauchnabels an. Danach folgt ein Schnitt von links nach rechts mit einer abschließenden kurzen Aufwärtsbewegung. Durch diese Art des rituellen Selbstmords wollen die Samurai ihre Ehre wiederherstellen, nachdem sie etwa durch eine Pflichtverletzung ihr Gesicht verloren haben. Erst im späten 19. Jahrhundert wird der Seppuku offiziell verboten. Im 17. Jahrhundert erlebt er jedoch eine Hochzeit.

Zwei Samurai, zwei Schicksale, eine Geschichte: "Hara-Kiri"

Zwei Samurai, zwei Schicksale, eine Geschichte: "Hara-Kiri"

(Foto: Ascot Elite)

Viele Samurai sind "arbeitslos". Ohne Führung streifen sie durchs Land. Unehrenhaft müssen sie um Essen und Almosen betteln, um zu überleben. Sie ziehen von Fürstenhof zu Fürstenhof, in der Absicht, auf dessen Boden Seppuku zu begehen. Viele der Adligen wollen das nicht und geben den Ronin, wie die herrenlosen Samurai genannt werden, ein paar Geldstücke. Auch der verarmte Motome (Eita) taucht am Hof des noblen Hauses Li mit der Absicht auf, dort einen Seppuku verüben zu wollen. Insgeheim hofft er, dass ihn der Verwalter Kageyu (Koji Yakusho) mit einem kleinen Geldgeschenk bedenkt und wegschickt. Doch Kageyu hat die Nase voll von der getarnten Bettelei. Er will an Motome ein Exempel statuieren - und stellt dem gar nicht so Sterbewilligen den Hof des Anwesens für das tödliche Ritual zur Verfügung.

Kageyu will ein Exempel statuieren. Es bleibt aber ohne Wirkung.

Kageyu will ein Exempel statuieren. Es bleibt aber ohne Wirkung.

Doch Motome, der nicht mit dieser schicksalhaften Wendung gerechnet hat, will noch nicht sterben. Er fleht - ganz unehrenhaft - um Gnade. Doch Kageyu bleibt hart. Seine Kämpfer haben bereits Stellung bezogen, die ersten Schwerter sind gezückt - und so greift Motome unter Tränen zu seinem Schwertknauf. Aus der Scheide kommt aber nicht die stolze Samuraiklinge - die hat Motome bereits zu Geld gemacht - sondern ein aus Bambus gefertigtes stumpfes Imitat.

Aber auch das rettet Motomes Leben nicht. Stattdessen macht es seinen Tod langwieriger und grausamer. Mehrfach sticht er sich mit der stumpfen Klinge in den Bauch. Statt sich dabei aber tödliche Verletzungen zuzufügen, erleidet er nur unendliche Schmerzen und gibt sich einem stundenlangen Todeskampf hin. Sein von Qualen gezeichnetes Gesicht streckt sich Kageyu entgegen. Seine Augen blicken hilfesuchend in die des Verwalters - und da passiert es. Kageyu hat ein Einsehen, greift zu seinem Schwert und schlägt Motome den Kopf ab.

Der Racheengel bei der Arbeit

Der Racheengel bei der Arbeit

(Foto: Ascot Elite)

Kageyus Ziel, andere herumstreunende Samurai und Ronin von einem Seppuku an seinem Hof abzuschrecken, erreicht er indes nicht. Wenige Tage nach Motome klopft ein weiterer Samurai (Ebizo Ichikawa) an die Tore des Fürstenhofs - um Seppuku zu begehen. Zur Abschreckung erzählt Kageyu ihm die Geschichte vom Schicksal Motomes. Doch das kennt der unbekannte Samurai bereits, denn er ist gekommen, um Motome zu rächen. Gründe dafür gibt es mehr als genug …

Hohe Ehre aus Frankreich

"Hara-Kiri: Tod eines Samurai" ist ein bildgewaltiger Film des japanischen Kultregisseurs Takashi Miike, der sich bereits mit "13 Assassins" hierzulande einen Namen gemacht hat. In seiner Heimat gehört Miike zu einem der meistbeschäftigten Regisseure. Seit Anfang der 1990er Jahre hat er mehr als 80 Filme gedreht.

"Hara-Kiri" ist bei Ascot Elite als DVD, Blu-ray und in 3D erschienen.

"Hara-Kiri" ist bei Ascot Elite als DVD, Blu-ray und in 3D erschienen.

(Foto: Ascot Elite)

Wenn es um das Thema Samurai und die Geschichte Japans geht, greift Miike gern auf Werke früherer Regisseure zurück. Bei "13 Assassins" war es Eiichi Kudo - Masaki Kobayashi bei "Hara-Kiri!". Kobayashi bannte den Stoff bereits Anfang der 1960er auf Zelluloid. Miike schafft es dabei jeweils, die Originale nicht einfach nur zu kopieren, sondern ihnen neues Leben einzuhauchen und ihnen einen eigenen Stempel aufzudrücken.

Bei "13 Assassins" waren es die bildgewaltigen Kampfszenen, die ab und an in nackte und brutale Gewalt abdrifteten, die den Film zu etwas Besonderem machten. "Hara-Kiri" zeichnet sich indes durch seine Ruhe aus. Miike erzählt Motomes Geschichte mit all ihren zum Teil überraschenden und aufwühlenden Wendungen ohne Hast - bis sich das Rache-Gemetzel am Ende des Streifens seine Bahn schlägt. Aber im Vergleich zu "13 Assassins" bleibt das Ganze diesmal im Rahmen - Schwertkampf-Fans könnten darüber allerdings ein wenig enttäuscht sein.

Nichtsdestotrotz ist auch "Hara-Kiri" - der zudem der erste 3D-Film gewesen ist, der für den Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes ausgewählt wurde - ein typischer Miike-Streifen: Neben der eigentlichen Story des Films gibt der Regisseur auch noch einen Einblick in die Geschichte des feudalen Japans der damaligen Zeit. Einer Zeit, die in Europa nahezu unbekannt ist, die aber das perfekte Umfeld für Miikes tragische Rachegeschichte bietet.

Für Miike-Anhänger ist "Hara-Kiri" ein Muss, auch wenn er alles in allem etwas ruhiger und stringenter als die vorherigen Werke des Kultregisseurs daherkommt. Liebhaber von Samurai-Geschichten und Fans von gut aufbereiteten Rache-Epen kommen an "Hara-Kiri" nicht vorbei. Sie sollten sich aber auch "13 Assassins" nicht entgehen lassen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen