Kino

Die Zukunft von Metallica "In 15 Jahren brauchen wir vielleicht Rollstühle"

The memory remains: Lars Ulrich und Robert Trujillo nach der Deutschland-Premiere von "Through The Never" in Berlin.

The memory remains: Lars Ulrich und Robert Trujillo nach der Deutschland-Premiere von "Through The Never" in Berlin.

(Foto: imago stock&people)

Mit "Through The Never" setzen sich Metallica nun auch im Kino ein Denkmal. Doch was kommt danach? Schlagzeuger Lars Ulrich und Bassist Robert Trujillo sinnieren im n-tv.de Interview nicht nur über ihr IMAX-Spektakel, sondern auch über Wasser mit Zitrone und das Leben Ü-50.

n-tv.de: Es ist soweit - "Through The Never" kommt ins Kino. Was dachtet ihr, als ihr den fertigen Film das erste Mal gesehen habt?

Lars Ulrich: Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Film schon wirklich fertig gesehen habe - wir ändern noch dauernd etwas daran. (lacht) Wenn man sich fast ein Jahr lang über etwas wie diesen Film Gedanken gemacht und mit der Post-Produktion zugebracht hat, fällt es echt schwer, sich das objektiv wie ein Fan oder außenstehender Betrachter anzuschauen. Als Kino-Fan würde ich aber sagen: In dem Film gibt es einige cineastische Momente, die ich so noch nie in einem Film gesehen habe - Rock'n'Roll oder nicht. Ich denke, allein deshalb ist der Film sehr interessant. Er ist einzigartig. Und darauf bin ich stolz. Aber ich bin auch befangen. (lacht)

Robert Trujillo: Es ist fantastisch, wenn man etwas, in das man kreativ eingebunden ist, auf der Leinwand zum Leben erweckt sieht. Das ist sehr befriedigend. Speziell auf der IMAX-Leinwand. Und dann noch mit diesem Sound!

War es stets klar, dass ihr keinen reinen Konzertfilm machen, sondern die Musik mit einer  Geschichte verbinden wollt?

Ulrich: Ja. Wir haben doch schon etwa 700 DVDs und allen möglichen ähnlichen Kram gemacht. Was hätte das sonst für einen Sinn ergeben? Es musste etwas anderes werden - etwas, das weder wir noch andere Bands je zuvor gemacht haben. Genau das war die Herausforderung und der Spaß daran. Und das, was uns für das Projekt begeistert hat. Nimród (Regisseur Nimród Antal, Anm. d. Red.) hat dann die Figur des Roadies (gespielt von Dane DeHaan, Anm. d. Red.) erfunden.

Aber mal ehrlich: Versteht ihr die Geschichte?

Ulrich: (schüttelt den Kopf) Aber genau darin liegt auch ihre Schönheit. Schon das Drehbuch zu lesen, war echt abgefahren. Normalerweise stehen in Drehbüchern Dialoge. Doch dieses war wirklich seltsam, abstrakt und in gewisser Weise verrückt. Aber das ist doch genau das Coole daran! Als wir dann Nimród getroffen haben, war uns sofort klar, dass er der richtige Typ dafür ist - weil auch er ein bisschen verrückt ist. Und wir sind es auch. Deshalb war es die perfekte Verbindung.

Trujillo: Gerade die Mehrdeutigkeit und die Gefahr und Bedrohlichkeit, die von der Geschichte ausgehen, machen sie so schön. Aber abgesehen davon: Am Ende geht es in dem Film darum, den Fan auf die Bühne zu holen. Damit er, so gut es geht, erlebt, was wir erleben - die Dynamik und Energie, wenn einem James Hetfield von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Dass wir dabei auf einer 360-Grad-Bühne spielen, war eine große Herausforderung an die 3D-Technik - das gab es so vorher noch nie.

Und wenn der Arm taub ist - Ulrich spielt weiter.

Und wenn der Arm taub ist - Ulrich spielt weiter.

(Foto: Ascot Elite Filmverleih GmbH)

Wie lange habt ihr für die Konzertaufnahmen gebraucht?

Ulrich: Für den Musik-Teil ungefähr zehn Tage. Wir haben zwei komplette Durchläufe in Edminton und zwei weitere in Vancouver gemacht. Dazu gab es vier oder fünf Tage, an denen wir in Vancouver noch einmal einzelne Songs, spezielle Kameraeinstellungen oder andere besondere Dinge aufgenommen haben.

Trujillo: Und wir haben ein paar zusätzliche Drehtage in Anspruch genommen, nachdem wir einige erste Zusammenschnitte gesehen hatten. Wir wollten mehr von der Geschichte sehen. Mehr von Dane - und weniger von uns.

Die Bühne wurde ja extra für den Film konstruiert. Würdet ihr damit auch gern auf Tour gehen?

Ulrich: Wir haben darüber gesprochen, das eines Tages vielleicht zu machen, ja. Ich glaube nicht, dass das in den nächsten ein oder zwei Jahren passieren wird. Aber vielleicht in 10 oder 15 Jahren, wenn wir dann noch stehen können. (lacht)

Trujillo: In 15 Jahren? Dann brauchen wir vielleicht ein paar Rollstühle auf der Bühne.

Wenn wir schon bei dem Thema sind: James Hetfield ist ja gerade 50 geworden, Kirk Hammett ist es bereits und auch Lars wird noch in diesem Jahr 50 …

Ulrich: Ja, Metallica zerfällt in zwei Clubs - den Unter 50-Club und den Über-50-Club. Der Unter-50-Club ist gerade hier bei euch in Deutschland, der Über-50-Club nicht.

Trujillo stieß vor genau zehn Jahren zu Metallica.

Trujillo stieß vor genau zehn Jahren zu Metallica.

(Foto: Ascot Elite Filmverleih GmbH)

Ändert die Zahl 50 etwas an eurer Sicht darauf, Rockstars zu sein?

Ulrich: Für mich ändert das gar nichts. Es ist ein Thema in Interviews, aber für mein Leben macht das keinen Unterschied. Natürlich ist das, was wir tun, körperlich sehr beanspruchend. Natürlich wird das nicht leichter, je älter wir werden. Aber wir achten darauf auch viel mehr als früher. Mit uns reisen zwei Leute, deren einzige Aufgabe es ist, uns zu dehnen, zu massieren und wieder zusammenzuflicken. Und ich sitze hier mit diesem gottverdammten Gemüse und Hühnchen ohne Haut (vor Ulrich stehen noch die Überreste seines Mittagessens, Anm. d. Red.).

Trujillo: Schau mal: Er hat drei verschiedene Getränke hier: Wasser mit Kohlensäure, Tee - und was ist das hier? Warmes Wasser mit Zitrone?

Ulrich: Ja. Es ist so traurig. (Allgemeines Gelächter) Aber dafür sind wir auch besser in Form als je zuvor. Und ich denke, wir spielen auch besser als je zuvor. Wir haben die Dinge mehr denn je unter Kontrolle.

Gar keine Wehwehchen?

Ulrich: Doch, das schon. Als wir etwa vor Kurzem ein Konzert in Schanghai gegeben haben, hat mein einer Arm mitten in "… And Justice For All" einfach ausgesetzt. Ich habe den Rest der Show mehr oder weniger nur noch mit einem Arm gespielt, ehe sie mich am nächsten Tag wieder hergestellt haben. Das macht natürlich keinen Spaß, aber passiert halt.

Trujillo: Als ich bei Metallica angefangen habe, machten mir auf einmal die Knie Probleme. Das hatte ich vorher noch nie. Nach dem Ende der Tour musste ich lernen, Yoga zu machen. Auch das hatte ich zuvor nie gemacht. Man durchläuft im Leben nun mal diese Veränderungen des Körpers. Wichtig ist, dass man auf den Körper hört.

Heute leben sie gesünder, aber nicht leiser.

Heute leben sie gesünder, aber nicht leiser.

(Foto: Ascot Elite Filmverleih GmbH)

Eure mittlerweile 30-jährige Karriere würde ja eigentlich allemal auch genug Stoff für einen Spielfilm über euch bieten. Ist euch das je in den Sinn gekommen?

Ulrich: Nein, aber du bringst mich gerade darauf. (Allgemeines Gelächter) Es sind ja schon die verrücktesten Dinge passiert. Aber ganz ehrlich - das klingt für mich nach einem ziemlich eitlen Projekt. Ich weiß nicht, ob wir so etwas aus der Band heraus anstoßen würden. Allerdings werden Dinge dieser Art meist eh von außen an uns herangetragen. Und wir sind heute so ziemlich allem gegenüber aufgeschlossen und erlegen uns keine Beschränkungen auf.

Trujillo: Es stimmt schon: Man könnte eine großartige Geschichte über Metallica erzählen. Aber normalerweise passiert so etwas ja erst, wenn eine Band sich zurückgezogen hat.

Ulrich: Und ich finde die meisten Filmbiografien wirklich nicht gut. Als Ausnahmen fallen mir nur der Johnny-Cash-Film mit Joaquin Phoenix oder "The Doors" von Oliver Stone ein. Und ich bin jetzt echt gespannt auf diesen Jimi-Hendrix-Film, den sie mit dem Typen von OutKast drehen. Obwohl sie den ohne jede Unterstützung der Nachlassverwalter von Jimi Hendrix machen, soll er wohl ziemlich gut werden.

Mal angenommen, Oliver Stone käme vorbei und wollte den Film über euch machen - wer könnte denn James Hetfield spielen?

Ulrich: (verzieht das Gesicht, allgemeines Gelächter) Meine Standardantwort ist Nick Nolte, aber er wäre wahrscheinlich allmählich zu alt. Und sonst? Cheech Marin könnte Kirk Hammett spielen …

Trujillo: … und Benicio del Toro mich.

Ulrich: Und vor langer Zeit sagte mal jemand, mich sollte James Spader darstellen. Aber ich glaube, es wäre spannender, anders an die Sache heranzugehen. Zum Beispiel mit Denzel Washington als James Hetfield. (Allgemeines Gelächter) John Goodman könnte Kirk spielen …

Trujillo: … und mich Jackie Chan.

Mit Lars Ulrich und Robert Trujillo sprach im Rahmen eines Gruppeninterviews Volker Probst

"Through The Never" läuft seit 3. Oktober 2013 in den deutschen Kinos

Den Soundtrack zum Film können Sie hier bestellen

Quelle: ntv.de

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