Dreier im Kino Ist Zehennuckeln schon Fetisch?
10.04.2015, 11:37 Uhr
Jennifer Aniston und Sam Worthington in "Cake".
(Foto: AP)
So viele neue Filme in dieser Woche, drei stellen wir Ihnen vor: Einer handelt von der körperlichen Liebe, einer von einem Jungen mit viel Willenskraft und einer von einer Frau, die durch die Hölle geht: "Der Kleine Tod", "Winnetous Sohn" und "Cake".
Der kleine Tod
Beim Sex einen Orgasmus haben - wär' das nicht schön? Mal was anderes als die alte Heia-Bubu-Nummer im Bettchen, zum Beispiel in der Küche? Oder was richtig Neues, was Versautes, mit dem alten Partner allerdings? Ist an den Zehen nuckeln schon ein Fetisch? Und sind Rollenspiele nur was für die anderen? Gar nicht so einfach. Aber: In "Der kleine Tod" (La petite mort - Orgasmus eben) von Josh Lawson rammeln, vögeln, poppen sich ein paar Mittdreißiger-Paare durch's Leben, dass es nur so kracht vor Wolllust. Aber auch vor Witz. Die Frage, wie man sein Sexleben aufpeppen kann, stellt sich wahrscheinlich jedes Paar irgendwann einmal, und wie man darüber sprechen könnte, macht dieser Film auf amüsante Weise vor. Dabei ist es vollkommen schnuppe, ob eine Frau mehrmals kann (einige Frauen, die an einer "andauernden permanenten Erregungsstörung" leiden, können 200 Mal am Tag) oder ein Mann sich durch die bloße Macht seiner erotischen Fantasien zum Höhepunkt jubelt - Hauptsache, es macht Spaß. Und schön und schlank ja obendrein. Da diese 95 Minuten "Lust auf mehr" machen, entweder also mit dem Partner ansehen und ab nach Hause (oder ins Auto, in den Fahrstuhl, ins nächste Hotelzimmer), oder alleine ansehen und beiläufig in den Alltag einfließen lassen.
Winnetous Sohn
Ein kleiner, pummeliger, bleichgesichtiger Junge hat einen Traum: Er möchte den Sohn von Winnetou bei einem Karl-May-Festival spielen. Seine Voraussetzungen sind nicht ideal, aber er ist mindestens ein so großer Häuptling wie der legendäre Sitting Bull. Um darum treibt Max auch Himmel und Hölle an, um dieses Ziel zu erreichen. Schon lange hat man keinen so liebevoll gemachten Kinderfilm gesehen, bei dem sich auch Erwachsene amüsieren und wiedererkennen können, wie diesen. Die Schauspieler, darunter Uwe Ochsenknecht und Armin Rohde, sind hervorragend; Christoph Letkowski und Alice Dwyer als Max Eltern geben überzeugend das getrennte Paar, und Max und seine neuer Freund Morten sind quasi "Ein seltsames Paar" in ganz jung. Alles stimmt an diesem Film, besonders aber auch die Musik. Gary Marlow und Daniel Hoffknecht (zimmermitaussicht) haben schon oft bewiesen, dass sie Filmen mit ihren Klängen den letzten Schliff geben können, bei "Winnetous Sohn" jedoch gehen sie mit einer so nonchalant lässigen Art heran, dass die Energie dieses Films von André Erkau nochmal leichter transportiert wird. Ganz weit weg von der typisch deutschen Kalauer-Komödie und dennoch - oder erst recht - ein Film für die ganze Familie.
Cake
Sie sieht richtig scheiße aus. Sie sagt aber, es geht ihr gut. Ihre Haare sind ungewöhnlich strähnig, und alles, was Jennifer Aniston sonst an Gutlaunigkeit, Girl-Next-Door, sexy Hausfrau oder mit ihrer millionionenfach kopierten "Rachel"-Friseur ("Friends") verkörpert hat, ist wie weggeblasen. Denn Jennifer Aniston spielt eine tablettensüchtige Frau, die versucht, ihre allgegenwärtigen Schmerzen in Schach zu halten. Das gelingt ihr nur teilweise, und das sieht man ihr auch an. Großartig spielt Jennifer Aniston diese Claire Bennett, so großartig, dass sie für den "Screen Actors Guild Award, den Golden Globe und den Critic's Choice Award nominiert war (und leider doch keinen einzigen bekam). Sie ist biestig und sarkastisch, ihr altes Leben als Rechtsanwältin und Ehefrau Lichtjahre entfernt. Sie hat Mitstreiter, und die Geschichten um sie herum - einen Witwer, andere aus ihrer Therapiegruppe - werden vorsichtig erzählt. Sie fragen sich, ob es ein Happy End gibt? Es ist zwar ein ganz anderes als sonst, aber es ist ein Jennifer-Aniston-Film, okay!?
Quelle: ntv.de