Wann ist ein Mann ein Mann? Mario Barth für Gescheite: "What a Man"
25.08.2011, 10:39 Uhr
Schon mal einer Panda-Frau nachgerannt? Szene aus "What a Man".
(Foto: Twentieth Century Fox of Germany)
"Die Rolle des Mannes in der Gesellschaft ist undefinierter als je zuvor", meint Matthias Schweighöfer und dachte sich: Da muss man mal einen Film drüber drehen. Herausgekommen ist eine Komödie à la "Keinohrhasen". Oder doch eher im Stil von Mario Barth?
Eigentlich könnten wir an dieser Stelle die wahrscheinlich kürzeste Rezension der Welt schreiben. "Wann ist ein Mann ein Mann?", fragte Herbert Grönemeyer, damals 28 Jahre alt, schon 1984 in seinem Song "Männer" - und wusste keine Antwort darauf. Mehr als ein Vierteljahrhundert später stellt Matthias Schweighöfer, 30 Jahre alt, in einem Film dieselbe Frage - und weiß keine Antwort darauf. Vielleicht sollten postpubertäre Typen mal damit aufhören, diese Frage zu stellen. Und Frauen damit anfangen, eine Antwort zu geben. Punkt.
Okay, aber das wäre natürlich ziemlich schlicht. Wahrscheinlich sogar um einiges schlichter als Schweighöfers Regiedebüt "What a Man", auch wenn dieses mit allerlei gängigen Klischees spielt. Gnadenlos überspitzt, so dass es zur Komödie wird. Aber - wie es Klischees nun mal zu eigen ist - mit der Prise Wahrheitsgehalt, die Männern wie Frauen vom jeweils anderen Geschlecht aus der Realität bekannt vorkommen mag. Sei es die hysterische Freundin, die ihren einfach mal zu lieben Freund zunächst auf das zu laute Macho-Sackgesicht in der Nachbar-Wohnung hetzt, um sich wenig später von eben jenem Nachbarn ordentlich durchnudeln zu lassen. Sei es der türkische Möchtegern-Macho, der seinem Kumpel erklärt, dass es nicht darum geht, nur eine Kuh auf der Weide zu "ficken", sondern alle. Und sei es die Moral von der Geschicht', dass das wahre (Liebes-)Glück meist zum Greifen nahe ist und Frauen in Panda-Kostümen allemal hotter sind als aufgedonnerte Tussen, da wahre Schönheit ja bekanntlich von innen kommt.
Frauenversteher? Keine Chance!
Grönemeyers Song- und Schweighöfers Filmtitel gaukeln nur auf den ersten Blick vor, als ginge es um eine selbstreferenzielle Frage. Eine, die Männer unter sich klären könnten. Aber natürlich ist das Quatsch. Denn eigentlich geht es um das Geschlechterverhältnis und die Rolle des Mannes, der sich im Zeitalter der zunehmenden Emanzipation in seinem Rollenverständnis verheddert, in eben diesem. Bei Mario Barth, damals 32 Jahre alt, hieß das in seinem Bühnenprogramm 2004 "Deutsch - Frau / Frau - Deutsch". Barths Antwort ist dabei noch schlichter als die von Schweighöfer und dem Autor dieses Textes zusammen: Ich Typ, du meschugge. Nichtsdestotrotz rennen Angehörige des weiblichen Geschlechts zu Tausenden und Abertausenden in Barths Shows und reißen ihm seine DVDs aus den Händen. Versteh' also einer die Frauen!
Insofern wäre es aber natürlich unfair, Schweighöfer und Barth gemeinsam zu verhaften. Nein, "What a Man" ist echt … ähh, ja, wie sagen wir es …? Er ist echt … süß … (jetzt aber bitte ganz schnell weiterlesen!) Und wir stellen einfach mal ungeprüft zwei Behauptungen in den Raum - erstens: Der durchschnittliche Intelligenzquotient eines "What a Man"-Liebhabers ist höher als der eines Mario-Barth-Fans. Und zweitens: Der Frauenanteil unter den "What a Man"-Freunden ist nochmal deutlich höher als der in einer Mario-Barth-Show.
Dafür - wir bleiben bei den Klischees - spricht schon allein, dass Schweighöfer mit dem Film nicht nur sein Debüt als Regisseur gibt, sondern zugleich auch die Hauptrolle übernommen hat. Denn im realen Leben scheint der 30-Jährige mittlerweile ja beinahe so etwas wie die lebende Antwort auf die Frage, wann der Mann ein Mann ist, zu sein. Schwiegermamas Liebling, ein Lauser und Mutterinstinkte weckender Bubi auf der einen, klug, witzig und erfolgreich auf der anderen Seite. Seinem Charme erliegt jede. Okay, sagen wir fast jede.
Von Schweiger zu Schweighöfer
Oh mein Gott! Löst der Typus Matthias Schweighöfer etwa gar den kantig-nuscheligen Typus Til Schweiger ab?!? Jedenfalls scheint Schweighöfer so etwas wie die Version 2011.0 von Schweiger zu sein. Nicht nur ihre Namen ähneln sich, auch ihre Entwicklung weist so manche Parallelen auf und "What a Man" reiht sich hinter "Keinohrhasen" und "Zweiohrkücken" ein, als wäre der Film der letzte Teil einer Trilogie unter der Überschrift "Neue deutsche Beziehungskomödien". Mit anderen Schauspielern und anderen Charakteren halt, wenngleich Nora Tschirner in Schweighöfers Streifen zumindest mit einem Kurzauftritt auch nicht fehlen darf.
Fügen wir also den Handlungsstrang von "What a Man" noch einmal fix zusammen: Der nette und durch und durch normale Lehrer Alex (Schweighöfer) wird von seiner ätzenden Freundin Carolin (Mavie Hörbiger) mit dem Nachbarn betrogen. Schließlich schmeißt sie ihn nicht nur aus der gemeinsamen Wohnung, sondern stürzt ihn mit der Trennung auch in ein emotionales Chaos, aus dem er sich mit Hilfe seines Buddies Okke (Elyas M'Barek) und seiner Kumpel-Freundin Nele (Sibel Kekilli) zu befreien versucht. Okke steht ihm dabei mit allerlei abstrus-testosteron-geschwängerten Tipps zur Seite - bis hin zu einem obskuren Männer-Selbstfindungs-Trip im Wald. Nele, die in ihrer Freizeit gerne Pandas rettet, bietet ihm indes ein Nachtlager an und versucht ihn erst mal mit Hilfe ihrer Freundinnen aufzuheitern. Doch schon bald stellt sich heraus, dass ihre Gefühle für Alex mehr als nur platonisch sind. Statt Herbert Grönemeyer schallt auf einmal Klaus Lage durch unseren Kopf: Tausend mal berührt, tausendmal ist nix passiert … Kann das gut gehen?

"What a Man" läuft ab 25. August 2011 im Kino. Der Soundtrack erscheint bei Universal Music.
(Foto: Twentieth Century Fox of Germany)
Nein, weder Grönemeyer noch Lage sind auf dem Soundtrack zu dem Film vertreten. Dafür jedoch Lena, die mit einer Coverversion des Sixties-Klassikers "What a Man" den Titelsong beisteuert und damit ihr erstes musikalisches Lebenszeichen seit dem Eurovision Song Contest im Mai abliefert. Und auch Songs von Marlon Roudette oder Philipp Poisel machen die Begleitmusik zu Schweigerhöfers Erstlingswerk als Regisseur hörenswert. Aber ist der Film auch sehenswert? Eine Bewertung an dieser Stelle abzugeben, ist eigentlich relativ sinnlos. Die meisten von Ihnen, liebe Frauen, werden so oder so ins Kino gehen. Und die meisten von Ihnen, werte Herren, werden so oder so mitgeschleppt. Also wehren Sie sich erst gar nicht. Es gibt auch echt Schlimmeres. Es leben die Klischees.
Quelle: ntv.de