Can A Song Save Your Life? Minus mal Minus ist Plus
28.08.2014, 12:11 Uhr
Sie kann es wirklich!
Ob ein Lied ein Leben retten kann? Aber sicher. In diesem Film von "Once"-Regisseur John Carney spielen und singen die tatsächlich großartige Keira Knightley und der im besten Sinne mega-irre Mark Ruffalo gegen das Verlieren auf jeder Ebene an.
Wir hören Musik, um zu feiern. Wir hören Musik, um uns trösten zu lassen. Wir singen, auch wenn wir es nicht können, wir tanzen, auch wenn es nicht immer gut aussieht. Musik berieselt uns im Fahrstuhl und im Kaufhaus, Musik macht uns nachdenklich, Musik spornt uns beim Sport an, Musik soll Babys schlau machen, Musik kann Protest sein. "Mach' doch mal diese Bumms-Musik" aus, sagte mein Opa vor drei Jahrzehnten und er meinte ganz eindeutig den Rhythmus, den meine damals gewählte Musik hatte und der dem Hörgeräte-Träger anscheinend Schmerzen verursachte. Ihm war anscheinend nicht klar, dass "seine" Musik, auf die ich an dieser Stelle nicht näher eingehen möchte und Helene Fischer war auch noch gar nicht geboren, ohne einen gewissen monotonen ("schrummtata") Rhythmus auch nicht auskam. Schwamm drüber ...
Kann nun aber ein Song ein Leben retten? Gemeint ist damit nicht ein One-Hit-Wonder, das einem über einen monetären Engpass hinweghilft, gemeint ist diese Frage aufrichtig, moralisch und total ethisch.
Und? Ja, es kann so sein. Ein gefühlvolles Lied am richtigen Ort zur richtigen Zeit kann dein Leben verändern, insofern auch retten. Wer sich jetzt angesprochen fühlt: Ja, "A te" könnte so eine Art Rettung sein.
Lass uns im Knast singen
Diese Erfahrung macht auch Gretta (Keira Knightley), um mal auf den Film zurückzukommen: Sie und ihr Musiker-Freund Dave Kohl (!) (Adam Levine) führen das Leben von Rockstars. Tolle Wohnung, witzige Leute, coole Gigs, genug Kohle, hippe Klamotten und das alles garniert damit, dass Gretta nicht nur die Tussi an der Seite eines Musikers ist, sondern echt Ahnung hat. Sie komponiert Songs für ihn, mit Herzblut, aber es kommt, wie es kommen muss: Die Verlockungen für einen Rockstar sind einfach zu groß. Hier ein paar Groupies, da ein paar heiße Plattenlabel-Babes, schwupps, es hätte so schön sein können, ist es aber nicht. Gretta zieht aus aus dem luxuriösen Loft und trifft einen alten Kumpel wieder, der auf der Straße Musik macht. Sie tritt in einem Musikschuppen auf, wird auf die Bühne "gezwungen", singt ein Lied, sie selbst glaubt nicht an sich, doch der abgehalfterte Musikmanager Dan (Mark Ruffalo), der dort rumlungert, sieht in ihr nach Jahren der rastlosen Suche das Talent, das ihn auf die Erfolgsspur zurückbringen soll.
Natürlich ist Gretta misstrauisch, sie will New York eigentlich verlassen, zurück nach England, doch irgendwas Chemisches passiert da zwischen diesen beiden supersympathischen Verlierertypen, die der einfachen Formel "Minus mal Minus ist Plus" eine ganz neue Bedeutung geben. Getragen vom Zauber ihrer Begegnung und fasziniert von dem ungewöhnlichen Plan (Dan: "Lass uns ein Album aufnehmen, wir brauchen dafür noch nicht mal ein Studio. Jeden Song nehmen wir an einem anderen Ort auf: unter der Brücke … in Chinatown … im Central Park … auf dem Empire State Building …", Gretta: "Und wenn man uns festnimmt?", Dan: "Wir machen einfach weiter!") lässt sie sich auf die musikalische Reise ein, die den Soundtrack ihres Lebens für immer neu schreiben könnte.
Wunderbarste Szene unter vielen wunderbaren Szenen: Dan und Gretta tanzen und laufen durch New York mit Kopfhörern und spielen sich ihre Playlists vor. Wenn es auch immer heißt, dass Handys einsam machen und Kopfhörer einen von der Welt abkapseln - hier passiert das genaue Gegenteil. Mehr Innigkeit geht nicht.
Der für "Once" mit dem Oscar prämierte John Carney widmet sich als Drehbuchautor und Regisseur erneut der Verbundenheit zweier Fremder über ihre Leidenschaft zur Musik. Für seinen ersten Hollywood-Film "Can A Song Save Your Life?" konnte er neben Knightley und Ruffalo ein wunderbares Ensemble aus Schauspielern und Musikern gewinnen: Nachwuchsstar Hailee Steinfeld brilliert als Ruffalos pubertäre Tochter, die Oscar-nominierte Catherine Keener spielt Ruffalos Ex-Frau mit einem Hang zu Rockstars, Grammy-Gewinner und Hip-Hopper CeeLo Green, Gründer von Gnarls Barkley ist dabei, und Adam Levine, Frontsänger und Gitarrist von Maroon 5 spielt den untreuen Superstar, der am Ende auch bloß mal wieder in den Arm genommen werden will.
Grammy-Gewinner Gregg Alexander von den New Radicals steuert die Musik zum Film bei. Keira Knightley singt ganz wunderbar, und "Lost Stars" hat das Potenzial zum Herzschmerz-Hit.
"Can A Song Safe Your Life?" startet am 28. August in den deutschen Kinos
Quelle: ntv.de