Kino

George Clooney will Europas Seele retten "Monuments Men" suchen den Nazi-Schatz

Jetzt kommen die Monuments Men ins Kino. Das Staraufgebot kann sich sehen lassen: John Goodman, Matt Damon, George Clooney, Bob Balaban, Bill Murray (v.l.).

Jetzt kommen die Monuments Men ins Kino. Das Staraufgebot kann sich sehen lassen: John Goodman, Matt Damon, George Clooney, Bob Balaban, Bill Murray (v.l.).

(Foto: 2013 Twentieth Century Fox)

Ein Starensemble, humorvolle Einlagen und ein brisantes Thema, das auf Tatsachen beruht: Vieles spricht für "Monuments Men". Doch Regisseur und Hauptdarsteller Clooney verhebt sich. Der Film ist zwar unterhaltsam, vergisst aber den Weltkrieg.

George Clooney bei den Dreharbeiten: Dabei wurde auch Leonardo da Vincis "Letztes Abendmahl" nachgebildet, das bei einem Bombenangriff fast zerstört wurde.

George Clooney bei den Dreharbeiten: Dabei wurde auch Leonardo da Vincis "Letztes Abendmahl" nachgebildet, das bei einem Bombenangriff fast zerstört wurde.

(Foto: 2013 Twentieth Century Fox)

"Wo bitte ist die 7. Kompanie geblieben?", fragte sich in den 1970er Jahren das französische Kinopublikum. Die Militärklamotte handelte von drei Soldaten, die nicht als Kriegshelden taugen, ihre Kompanie verlieren und fortan zwischen den Fronten des Zweiten Weltkriegs umherirren.

George Clooneys neuer Film "Monuments Men - Ungewöhnliche Helden" erinnert stellenweise an diesen Film. Das Problem ist nur: Die Großproduktion, die vor allem in Deutschland gedreht wurde, will natürlich keine Militärklamotte sein. Dafür ist das Thema, um das es geht, zu ernst: Jene "ungewöhnlichen Helden" sind eine Spezialeinheit im Zweiten Weltkrieg, deren Ziel es ist, bedeutende Kunstschätze vor Raub oder Zerstörung durch die Nationalsozialisten zu schützen.

Um seinen Trupp zusammenzubekommen, muss Stokes (Clooney, hier mit Damon) einige Überzeugungsarbeit leisten.

Um seinen Trupp zusammenzubekommen, muss Stokes (Clooney, hier mit Damon) einige Überzeugungsarbeit leisten.

(Foto: 2013 Twentieth Century Fox)

Keine leichte Aufgabe, denn bei ihrem Rückzug nahmen Wehrmacht und SS nicht nur bedeutende Kunstschätze mit, die dann in unzähligen privaten Sammlungen der Nazi-Granden verschwanden. Paris, das Zentrum der modernen Malerei, entging zudem nur knapp der Zerstörung, weil sich ein deutscher General dem entsprechenden Befehl Hitlers widersetzte (ein wenig bekanntes Geschichtskapitel, das Volker Schlöndorff in seinem neuen Film "Diplomatie" thematisiert). Und Leonardo da Vincis "Das letzte Abendmahl" wurde fast bei einem alliierten Bombenangriff zerstört.

Ein Überlebender auf dem roten Teppich

So real wie die Gefahr für die Gemälde, Plastiken, Altäre und Statuen war auch die Truppe, die sich anschickte, Europas (Kunst-)Seele zu bewahren. Zur Weltpremiere von "Monuments Men" bei der Berlinale brachte George Clooney den letzten Überlebenden dieser Einheit mit. Zudem wurde Harry Ettlinger mit der Staufermedaille ausgezeichnet - in Karlsruhe, jener Stadt, aus der der Jude 1938 flüchten musste.

Justus von Dohnányi spielt den deutschen Offizier Viktor Stahl, der den Abtransport der Kunstwerke aus Paris organisiert.

Justus von Dohnányi spielt den deutschen Offizier Viktor Stahl, der den Abtransport der Kunstwerke aus Paris organisiert.

(Foto: 2013 Twentieth Century Fox)

Im Film spielt Clooney den Kopf und Kommandeur der Einheit, Frank Stokes. Der Kunsthistoriker kann US-Präsident Franklin D. Roosevelt davon überzeugen, eine Truppe zur Rettung der Kunstschätze zu gründen. Also scharrt Stokes Männer um sich, die zwar keine richtigen Soldaten und schon gar keine Kriegshelden abgeben, aber Kunstverstand besitzen: Museumsdirektoren, Kuratoren, Architekten.

Gespielt werden sie von einem Starensemble aus Hollywood, darunter Matt Damon, Bill Murray, John Goodman und Jean Dujardin. Deren Figuren basieren allesamt auf realen Vorbildern. Hinzu kommt Cate Blanchett als französische Kunstexpertin Claire Simon, die nur mit den Nazis kollaboriert, um wichtige Schätze vor Diebstahl oder Vernichtung zu bewahren. Deren reales Vorbild Rose Valland erhielt nach dem Krieg zahlreiche Auszeichnungen für ihren Einsatz.

Sticheln, witzeln, kalauern

Claire Simone (Blanchett) hat wichtige Hinweise für die Monuments Men.

Claire Simone (Blanchett) hat wichtige Hinweise für die Monuments Men.

(Foto: 2013 Twentieth Century Fox)

Mal gemeinsam, mal getrennt begeben sich die Soldaten nun auf die Kunstspur - teils im befreiten Frankreich und Belgien, teils geraten sie mitten unter die abziehenden Deutschen. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, herauszufinden, wohin die Nazis ihre Beute gebracht haben. Dazu ist detektivisches Gespür notwendig. Zudem muss man das Vertrauen von Claire Simone gewinnen, die das Schicksal vieler Kunstschätze kennt.

Irgendwo hier, zwischen Alliierten und Deutschen, verliert der Film seinen roten Faden. Nur wenige Anhaltspunkte halten ihn noch zusammen. Da wären etwa zwei Kunstwerke, die immer wieder auftauchen: einerseits die Brügger Madonna von Michelangelo, andererseits der sogenannte Genter Altar von Jan van Eyck. Außerdem verdichten sich die Anzeichen, dass ein Großteil der Raubkunst in Minen versteckt wird, die zum neuen Ziel der Spezialeinheit werden.

Insgesamt sicherte der Spezialtrupp mehrere Millionen Kunstwerke - und versuchte, sie an die ursprünglichen Eigentümer zurückzugeben.

Insgesamt sicherte der Spezialtrupp mehrere Millionen Kunstwerke - und versuchte, sie an die ursprünglichen Eigentümer zurückzugeben.

(Foto: 2013 Twentieth Century Fox)

Doch ansonsten springt die Handlung mal hier, mal dort hin und gerät allzu episodenhaft. So wird der Humor zum bestimmenden Element. Denn natürlich ist es eine komische Konstellation, wenn sich kunstbeflissene Bücherwürmer plötzlich hinter der Front wiederfinden. Es ist das Schauspielensemble, das hier für kurzweilige Unterhaltung sorgt: Die großartigen Bill Murray und John Goodman, aber auch Bob Balaban werfen sich die Bälle nur so zu und sticheln, witzeln und kalauern sich durch den Krieg, als gehörten sie zur eingangs erwähnten "7. Kompanie".

Patriotismus statt emotionaler Tiefe

Doch der Humor lenkt viel zu sehr ab: Clooney, der nicht nur Hauptrolle und Regie übernahm, sondern zusammen mit Grant Heslov auch das Drehbuch beisteuerte, bekommt das Thema einfach nicht zu fassen. Ein Thema, das durch den Fall Gurlitt ungeahnte Aktualität und Brisanz erfahren hat - und noch für Jahre für viele Diskussionen und immer neue Enthüllungen sorgen wird.

"Monuments Men" kann dem Zuschauer die Wichtigkeit des Themas nicht nahebringen. Weder kann der Film vermitteln, dass diese Kunstwerke die Kultur, die Seele Europas darstellen, noch wird der Zuschauer in eine spannende Spurensuche hineingezogen. Stattdessen werden die Stationen der Truppe nach und nach abgehakt. Wo emotionale Tiefe sein sollte, gibt es Patriotismus - die "Monuments Men" haben immer ihre russische Konkurrenz im Nacken, die äußerst negativ gezeichnet wird.

Nur hier und da wird das ganze Ausmaß, die ganze Tragik des Themas deutlich: Als einer der Soldaten ein Bild entdeckt, auf dessen Rückseite der Name des vormaligen Besitzers steht, will er dieses zurückbringen. Er kommt in die Wohnung, die längst verlassen ist. Das Bild hängt er trotzdem auf, dort wo ein schmutziger Rand noch den einstigen Standort markiert. Doch schnell wird klar: Die Besitzer werden nicht zurückkommen, vermutlich wurden sie längst in einem Konzentrationslager ermordet. Zurück bleibt nur das Gemälde, das in diesem Moment viel mehr ist als eine bemalte Leinwand: Es ist ein Symbol für das Schicksal von Millionen Menschen.

"Monuments Men - Ungewöhnliche Helden" startet am 20. Februar in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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