"Band Of Joy" Robert Plant zieht alle Register
16.10.2010, 10:00 UhrModernen Blues, ein brachiales Stück Rock and Roll, einen Song, der die Nähe zu den Beatles nicht leugnen kann und ein großartiges fünfzigerkitschiges Lied: Alles das bietet die neue CD von Robert Plant.
Ihren Namen hat die Scheibe im Gedenken an die "Band of joy” erhalten, in der Plant zu Beginn seiner Karriere mit dem späteren Drummer von Led Zeppelin, John Bonham, spielte. Wer ein Album in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee aufnimmt, der verfolgt meist die Absicht, seinen Aufnahmen einen ganz besonderen Countrytouch zu geben. Wer’s dann noch in den "House of the Blues"-Studios macht, deren Vorläufer schon Großmeister Johnny Cash besang, will noch einen Schuss schwarzer Schwermutsmusik hinzufügen. Plant hatte die Absicht. Und ihm ist eine Platte gelungen, die wie sein Vorjahreswerk mit Alison Krauss ein paar Grammys verdient hat.
Plant zieht alle Register. Mit der Einspielung von "Satan Your Kingdom Must Come Down" hat der Mann aus Bromwich in der englischen Grafschaft Staffordshire aus einem schlichten Traditional einen ausdrucksstarken, modernen Blues gemacht, der gleichwohl nicht weißgespült wirkt. Die Versicherung, Jesu Stimme gehört zu haben und das Reich des Teufels vernichten zu müssen ist - vielleicht - eine späte öffentlich-musikalische Absage an den Satanskult, mit dem Led Zeppelin dereinst unterschwellig hausieren ging. Ob sie’s ernst gemeint haben, ist ohnehin fraglich. Schließlich war die "Sympathy For The Devil" der Rolling Stones auch kaum etwas anders als ein billiger, wenn gleich in der Wirkung manchmal nicht ungefährlicher Marketingtrick.
Ein "singer of joy"
"Angel Dance", der Opener der Scheibe, ist ein brachiales Stück Rock and Roll mit eingewebter Mandoline, toll arrangiert. Gleiches gilt für Track zwei, "House Of Cards". Das darauffolgende "Central Two-O-Nine" scheint von Jimmy Rodgers beeinflusst. Oder Woody Guthrie. Oder beiden. Gelungen! "You Can’t Buy Me Love" kann und will wohl auch seine Nähe zu "Can’t Buy Me Love" von den Beatles nicht leugnen. Selbst das Solo von Buddy Miller lehnt sich kongenial an George Harrisons Vorlage an. Miller spielt übrigens eine sagenhafte Gitarre, die - eingefleischte Led-Zep-Fans mögen’s mir verzeihen - Jimmy Page gar nicht vermissen lässt. "Falling In Love Again" stammt aus der Feder von Dillard Crume, einst Mitglied der legendären Soul Stirrers und Andrew Kelly, der einmal bei den Kelly Brothers mitmischte, die - um Irrtümern vorzubeugen - nichts, rein gar nichts mit einer Truppe ähnlichen Namens gemein hat. Ein großartiges, fünfzigerkitschiges Lied. "Harm’s Swift Way", fast Country pur. Sie haben Recht, ich hab’ ein paar Songs der insgesamt zwölf vergessen zu erwähnen. Doch ich garantiere Ihnen: Sie sind genauso gut wie die beschriebenen. Robert Plant ist eben ein "singer of joy" in einer "band of joy".
Quelle: ntv.de