Kino

"Ich lebe, ich liebe und ich töte - und das ist mir genug" Schwarzenegger war gestern: Conan 3D

Bilderbuch-Barbar: Jason Momoa alias Conan.

Bilderbuch-Barbar: Jason Momoa alias Conan.

(Foto: Guy Roland / Warner Bros. Pictures)

So wie der Titelheld in "Conan 3D" seine Feinde in Stücke hackt, so reißen die Kritiker den Streifen in Fetzen. Dabei liefert der Film exakt das, was von einer Neuauflage der Fantasy-Story um eine muskelbepackte Kampfmaschine zu erwarten war. Oder war die Schwarzenegger-Version etwa Arthouse-Kino?

Eines vorneweg: "Conan 3D" ist Schrott. Oder sagen wir es mit einem anderen, im deutschen Sprachgebrauch zweideutigeren Wort: Er ist Trash. Und zwar Trash der ziemlich heftigen Sorte. Knapp zwei Stunden spritzt hier das Kunstblut in Fontänen, abgeschlagene Nasen fliegen durch die Luft und das Hinmetzeln von Gegnern wird mit pfiffigen Kommentaren à la "Nicht übel!" quittiert. Der Streifen ist so derbe, dass die FSK ihm keine Jugendfreigabe erteilen wollte. Sprich: Er ist ab 18 - in einer Zeit, in der es eigentlich längst gang und gäbe ist, dass sich schon 12-Jährige an Mord und Totschlag in Filmen ergötzen.

Dennoch verlieh die Deutsche Film- und Medienbewertung "Conan 3D" gar das Prädikat "wertvoll". Damit befindet sie sich in diametraler Opposition zu nahezu allen Kritikern. "Betäubend und dumm", "brutal, roh und einfallslos" oder aber "unfreiwillig komisch" - das sind nur einige der Bewertungen, mit denen das Werk vom deutschen Splatter-Spezialisten Marcus Nispel ("The Texas Chainsaw Massacre", 2003) bereits bedacht wurde. Dementsprechend legte der Streifen zum Kinostart in den USA einen deftigen Flop hin. Am Startwochenende schaffte er es lediglich auf den vierten Rang in der Zuschauergunst - mit einem Einspielergebnis von etwa 10 Millionen Dollar. Angesichts der Produktionskosten von 90 Millionen Dollar ein Fiasko.

Der Conan aus "Baywatch"

Es wäre ein Leichtes, auf diesen Zug aufzuspringen und in den Chor der vernichtenden Kritiken mit einzustimmen. Denn: Ja, der Film ist brutal und roh. Seine Protagonisten, allen voran der "Baywatch"-erprobte "Conan" Jason Momoa, glänzen in ihren Rollen nicht gerade als intensive Charakterdarsteller. Und die Story ist so einfallslos (oder einfallsreich) und krude (oder abgefahren) wie Rache- und Fantasy-Geschichten eben sind. Doch so einfach ist das nicht. Bei einem Remake von "Conan" kommt man schlicht nicht umhin, sich mit seiner eigenen Erwartungshaltung auseinanderzusetzen. Und dabei ist es wiederum kaum möglich, das Original "Conan der Barbar" mit Arnold Schwarzenegger von 1982 auszublenden.

Eines ist klar: Den Tiefgang sucht er hier nicht.

Eines ist klar: Den Tiefgang sucht er hier nicht.

(Foto: Warner Bros. Pictures)

In der Rückschau neigt man bekanntlich zur Verklärung. So genießt "Conan der Barbar" mittlerweile bei nicht wenigen Kultstatus, bei Wikipedia wird er gar als "Genreklassiker" ausgewiesen. Einige werden deshalb laut "Blasphemie" rufen, wenn man losgelöst von irgendwelchen Jugenderinnerungen und der Rücksichtnahme auf 80er-Jahre-Filmstandards so einfach mal eben feststellt: "Conan der Barbar" ist Schrott. Ein Streifen für ausgewiesene Trash-Liebhaber und Filmwissenschafts-Studenten, die ihn sich aus irgendwelchen angeblichen filmhistorischen Gründen zu Gemüte führen (müssen). Okay, die Musik ist gut. Aber ansonsten ist der Film langatmig, wirr und seine Tricktechnik auch an damaligen Verhältnissen gemessen bescheiden.

Schwarzenegger bescherte der Streifen zwar seinen Durchbruch in Hollywood, doch er agiert als Conan genauso zuvorderst als schauspielernder Bodybuilder wie in seiner späteren Filmkarriere auch. So hölzern, dass er schon damals für die "Goldene Himbeere" nominiert wurde. Geradezu bezeichnend ist, dass John Milius bei dem Streifen im Regiestuhl saß. Der John Milius, der nur zwei Jahre später mit "Die rote Flut" ein antikommunistisches und in Deutschland knapp zwei Jahrzehnte indiziertes Propaganda-Machwerk mit Patrick Swayze inszenieren sollte.

Der gespielte Witz

Als "Conan der Barbar" 1982 in die Kinos kam, war er heftig umstritten. Wegen seiner nach damaligen Maßstäben brutalen Kampfszenen, die im Vergleich zu dem Gemetzel in "Conan 3D" heutzutage freilich wie Sandkastenspiele anmuten. Und wegen seiner hinter mythischen Schwertkämpfen und vorzeitlichem Schlachtgetümmel nur wenig versteckten faschistoiden Tendenzen. Ein ganz ähnlicher Vorwurf, der 25 Jahre später auch einem Film wie Zack Snyders "300" gemacht wurde. Zurecht, da von einem Verstecken faschistoider Muster hier nun wirklich gar nicht mehr die Rede sein kann. Trotzdem: Nicht wenige Kritiker fanden die Fascho-Spartaner in Leni-Riefenstahl-Optik ganz toll.

Irgendwie Kult geworden: Arnold Schwarzenegger als Conan.

Irgendwie Kult geworden: Arnold Schwarzenegger als Conan.

(Foto: picture-alliance / dpa)

"Zu kämpfen mit dem Feind, ihn zu verfolgen und zu vernichten - und sich zu erfreuen an dem  Geschrei der Weiber", antwortet Schwarzenegger alias Conan auf die Frage, was denn das Schönste im Leben für einen Mann sei. Da gibt es eigentlich nur zwei Alternativen: Entweder man verfällt darüber in Empörung oder man krümmt sich vor Lachen im Kinosessel. Wenn nun Marcus Nispel seinen Baywatch-Conan Jason Momoa auf die Frage, um was es ihm im Leben denn gehe, sagen lässt, "Ich lebe, ich liebe und ich töte - und das ist mir genug", liegt die Reminiszenz an Schwarzeneggers geflügeltes Wort - oder sollte man lieber gespielten Witz sagen? - auf der Hand.

Und ewig lockt die Rache

Womit wir zurück bei "Conan 3D" wären. Was die Handlung anbelangt, hat der Film mit der Vorlage aus den 80er-Jahren abgesehen vom Rachemotiv so gut wie nichts gemein. Wie im Original auch muss in Nispels Version der Knabe Conan mit ansehen, wie sein Dorf von feindlichen Kriegern unter dem skrupellosen Anführer Khalar Zym (Stephen Lang) niedergebrannt und abgeschlachtet wird. Er selbst wird dabei in die Rolle des Helfershelfers bei der Ermordung seines Vaters Corin (Ron Perlman) genötigt - und bleibt als einziger Überlebender des Massakers in seinem Dorf zurück.

Sex-Appeal in böser Gestalt: Rose McGowan als Marique.

Sex-Appeal in böser Gestalt: Rose McGowan als Marique.

(Foto: Warner Bros. Pictures)

Khalar und seiner über Zauberkräfte verfügenden Tochter Marique (Rose McGowan) geht es bei ihren Beutezügen um die verstreuten Bruchstücke der "Maske von Acheron", die - "Der Herr der Ringe" lässt grüßen - wieder zusammengesetzt dem Besitzer schier grenzenlose Macht verleihen soll. Vorausgesetzt, sie wird in das "reine Blut" (wir winken mal kurz mit der Faschisten-Keule) einer Nachfahrin der früheren Herrscher von Acheron getaucht. Während Khalar und Marique sich auf die Suche nach dieser "Reinblütigen" machen, werden sie selbst von dem mittlerweile zum bekannten Muskelprotz herangewachsenen Conan gesucht. Er will Rache - und nimmt sie auf dem Weg zu dem Mörder seines Vaters auch an dessen einstigen Gefährten bei dem Überfall. Schließlich finden sowohl Khalar als auch Conan die "Reinblütige". Es kommt zum finalen Showdown …

Trash in Hochglanz-Optik

Garniert wird der Streifen mit allem, was ein Trash-Movie dieser Couleur so braucht: Barbusige Frauen, sich im Schlamm wälzende Amazonen, fantastische Zauberkämpfer aus Sand und in Worte gegossener markiger Stumpfsinn wie: "Die meisten Menschen kosten von der Milch ihrer Mutter. Er kostete zuerst vom Blut seiner Mutter." Schließlich wurde Conan in der Schlacht geboren, was wir übrigens auch in Farbe und 3D miterleben dürfen. Apropos 3D: Die Effekte in dieser Hinsicht sind eher unspektakulär, was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass der Film erst nachträglich mit der neuen Technik konvertiert wurde. Dafür kann man dem Werk eines sicher nicht absprechen: Bildgewaltig ist es mit seinen abermals an "Der Herr der Ringe" erinnernden Fantasy-Landschaften allemal. 90 Millionen Dollar Produktionskosten - das ist Trash in verdammt teurer Hochglanz-Optik.

"Conan 3D" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.

"Conan 3D" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.

(Foto: Warner Bros. Pictures)

Und die Moral von der Geschicht'? "Conan 3D" wird sicher nicht als Meisterwerk in die Annalen eingehen. Er ist vielfach plump, drastisch und gnadenlos überzogen. Ob er dabei allerdings wirklich immer unfreiwillig oder nicht manchmal auch durchaus gewollt komisch ist, müsste man mal den Regisseur fragen. Wer hochtrabende cineastische Maßstäbe an den Film anlegt, wird Kopf schüttelnd aus dem Kino stürmen. Wer seinen Kopf jedoch nicht schütteln, sondern mit der Haltung "Hey, das ist Conan" für 112 Minuten einfach mal ein wenig ausschalten will, könnte an dem Streifen durchaus seinen Spaß haben. Im Jahr 2011 auf jeden Fall mehr als an dem ollen Schwarzenegger-Mumpitz.

Quelle: ntv.de

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