Kino

Dagegen ist "Shaun of the Dead" langweilig "The Revenant: Untote wie wir"

BOOOHHH... Auch ein Untoter will seinen Spaß haben.

BOOOHHH... Auch ein Untoter will seinen Spaß haben.

(Foto: Universal)

Man nehme einen Vampir, kreuze ihn mit einem Zombie und stecke das Ergebnis in eine Buddy-Komödie mit Beziehungsdrama. Würze noch mit dem schwärzesten Humor, den man finden kann und gebe als i-Tüpfelchen die originellste Verwendung eines Vibrators dazu, die es je gab. Mache sich dann noch über Scientology lustig - und fertig ist der schrägste Film des Jahres.

Janet will Bart "lebendig".

Janet will Bart "lebendig".

(Foto: Universal)

"Ich wünsche mir doch nichts weiter, als dass wir noch einen einzigen Tag geschenkt bekommen. Nur diesen einen Tag." Als Janet (Louise Griffiths; "Tekken", "The Devil’s Chair") nach der Beerdigung ihres Freundes Bart (David Anders; "Vampire Diaries") diese Worte ausspricht, geht es ihr eigentlich nur um Trost von Barts bestem Freund Joey (Chris Wylde; "Space Cowboys"). Den Trost bekommt sie, in Form einer schnellen Nummer.

Aber ganz nach dem Motto: "Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, denn sie könnten in Erfüllung gehen", trifft sie auch Bart wieder. Der vor einigen Wochen im Irak getötete US-Soldat - ein "wahrer Held", wie ihn der Pastor in der Trauerrede beschreibt - wacht in der Nacht nach seiner Beerdigung ganz stilecht bei Vollmond in seinem Sarg auf und befreit sich daraus. Er bricht in die Leichenhalle ein, stolpert zum nächsten Spiegel und knipst das Licht an. Sein Spiegelbild entsetzt ihn, aber er nimmt es wie ein Mann. Er schreit nicht. Kann er auch nicht, denn seine Lippen sind zusammengenäht. Also erst einmal schön vorsichtig mit einer kleinen Schere die dünnen Fäden durchtrennt und dann: ein ungläubiges ARRGGHHH?! Ein Traum. Das muss ein Traum sein. Oder nicht?

"Was für 'ne Sauerei!"

Ey krass, du lebst ja noch!

Ey krass, du lebst ja noch!

(Foto: Universal)

Auf zu Joey, der weiß sicher, was hier nicht stimmt. Als Bart bei seinem besten Kumpel an die Tür klopft, gibt’s erst einmal eins mit dem Baseballschläger auf die Rübe. Dann klappt Joeys Kinnlade herunter: "Mann, deine Augen. Das ist krass!" Aber Bart ist real, kein Traum. Das beweist schon allein sein Geruch: "Mann, du stinkst noch schlimmer als ein nasser Hund nach dem Scheißen!" Nach ein bisschen Smalltalk (Bart: "Und, wie geht es Janet?"; Joey: "Bestens, bestens. Ähm, ich meine mies, noch mieser. Verzweifelt, am Boden zerstört …") bekommt Bart erst einmal etwas zwischen die Zähne: einen Schluck Whisky und ein Stück kalte Pizza. Bart dankt es Joey mit einem Würgeanfall und einem riesigen, ekelerregenden, schwarzen, undefinierbaren Fleck auf dem Teppich. "Was für 'ne Sauerei!"

Joey schnappt sich Bart und fährt ihn ins Krankenhaus. Die erste Frage der Krankenschwester, als sie Barts Augen sieht: "Haben Sie irgendwelche Geschlechtskrankheiten wie Syphilis?" "Nein, ich bin durch MG-Schüsse umgekommen … und ich bin irgendwie am Verwesen."  Als die Schwester auf seinem Bauch eine riesige Narbe entdeckt, ruft sie den Sicherheitsdienst. Bart und Joey flüchten und sind sich sicher: Bart ist tot. Und er lebt. Irgendwie.

Des Rätsels Lösung

Mit ihren "Tötungsvorschlägen" für Bart schaufelt sich Mathilda ihr eigenes Grab.

Mit ihren "Tötungsvorschlägen" für Bart schaufelt sich Mathilda ihr eigenes Grab.

(Foto: Universal)

Wieder bei Joey zu Hause, draußen wird es bereits hell, bekommt Bart die Couch zugeteilt. Dann bricht er zusammen. Und ist tot. Kein Puls. Wieder einmal. Joey kann es nicht fassen. Er ruft Janets Freundin Mathilda (Jacy King; "Gnadenlos schön") an. Sie ist Krankenschwester und eine Hobby-Hexe. Ihr Rat an Joey: "Du musst seinen Kopf abschneiden und einen Pfahl durch sein Herz treiben!" Laut Mathilda ist Bart ein Untoter, aber kein richtiger Zombie und auch kein richtiger Vampir. Joey schmeißt Mathilda raus ("Merkst du noch was? Du bist doch völlig behindert!") und recherchiert selbst. Seine Lösung: Bart ist ein Revenant, ein Wiedergänger. Ein Untoter, der sich von menschlichem Blut ernährt und so seine Verwesung stoppen kann.

Joey ist begeistert und als Bart nachts wieder aufwacht, überzeugt er ihn von seiner Theorie. Jetzt müssen die beiden Buddies nur noch an menschliches Blut kommen. Also auf zur Blutbank. Dumm nur, dass dort eine Schwester Dienst hat, die strenggläubige Scientologin ist ("Wann hatten sie zum letzten Mal einen Stresstest?") und hinter Barts Wunsch nach menschlichem Blut irgendeine sexuelle Perversion oder - fast noch schlimmer - einen Hexensabbat vermutet. Statt Blut will sie ihn mit den Hubbardschen Lehren auf den rechten Weg führen ("Scientology kann Ihnen helfen, Ihren Platz im Leben zu finden!"). Bart entreißt ihr völlig genervt ein paar Blutbeutel und kratzt die Kurve.

Sind wir cool oder sind wir cool?

Sind wir cool oder sind wir cool?

(Foto: Universal)

Joey hat recht: Das Blut hilft Bart. Es weckt in ihm neue Lebensgeister: "Ich habe meinen Rubikon noch nicht überschritten." Und so ziehen die beiden nun jede Nacht los, auf der Suche nach Barts neuem Lebenselixier. Mal platzen sie zufällig in einen Überfall, bei dem dann der rassistische schwarze Räuber ungewollt ums Leben kommt und danach sein Blut verliert. Mal retten sie eine Frau aus den Fängen zweier Drogendealer, die sie vergewaltigen wollen und die dann selbst zu Opfern werden. Als Trophäen nimmt das dynamische Duo jeweils die Waffen der Ganoven mit. Es dauert nicht lange und schon flimmern die beiden als kleine Helden der Nachbarschaft, als "Revolver-Rächer" über die Mattscheiben.

"The Revenant: Untote wie wir" ist bei Universal auf DVD und Blue-ray erschienen.

"The Revenant: Untote wie wir" ist bei Universal auf DVD und Blue-ray erschienen.

Mittlerweile weiß auch Janet von Barts Wiederkehr und will endlich das Leben mit ihm führen, was sie sich vor seinem Tod so sehr gewünscht hat: Zusammenziehen, füreinander da sein und irgendwann Hochzeit und Kinder. Ganz so weit kommt es natürlich nicht, denn was Joey und Bart nicht bedacht haben: Ihre Opfer werden ebenfalls zu Wiedergängern und so dauert es nicht lange, bis die Untoten Joey und Bart einen Besuch abstatten, um sich zu rächen. Die Jagd ist eröffnet.

Ein Lacher folgt dem nächsten

"The Revenant", so der Originaltitel, geht auf das Konto des Drehbuchautoren und Regisseurs Kerry Prior. Der Film lief bereits beim Fantasy Filmfest 2011 und überzeugte dort das Publikum. Als "Untote wie wir" erscheint die Zombie-Vampir-Buddy-Crime-Komödie nun auf DVD und Blue-ray.

Als Zuschauer kommt man nicht umhin, darin sowohl eine Hommage an Streifen wie "Dirty Harry" und "Punisher" als auch an Filme wie "Shaun of the Dead" zu sehen. "The Revenant: Untote wie wir" brilliert mit abgrundtiefschwarzem Humor, verpackt in knackige, kurze Dialoge. Die funktionieren sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Übersetzung.

Darüber hinaus sorgt der Film mit unkonventionellen Gags - über und unter der Gürtellinie - für jede Menge Lacher: So versucht etwa der unsterbliche Bart an diversen, aber erfolglosen Suizidversuchen. Noch besser: Als Joey irgendwann der Rache der Untoten zum Opfer fällt, diese ihn aber nicht korrekt umbringen, lebt nur sein Kopf weiter. Sprechen kann er nur mit Hilfe eines an die Stimmbänder gehaltenen Vibrators. Allein für diese eine Szene lohnt sich der fast 120 Minuten lange Film bereits.

Quelle: ntv.de

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