Kino

"Triumph deutscher Geisteskraft" "White Tiger" verfehlt nie sein Ziel

Der "White Tiger" taucht plötzlich auf, vernichtet seine Gegner und verschwindet wieder.

Der "White Tiger" taucht plötzlich auf, vernichtet seine Gegner und verschwindet wieder.

(Foto: Ascot Elite)

Zweiter Weltkrieg. Ostfront. 1943. Ein geheimnisvoller deutscher Panzer macht der Roten Armee den Vormarsch schwer. Stark, wendig und zielsicher taucht er plötzlich auf und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Wie durch ein Wunder überlebt der Panzerfahrer Iwan einen Angriff des "White Tiger". Völlig besessen, hat er nur noch ein Ziel: den Geisterpanzer finden und vernichten.

Sieger und Besiegte: Szenenbild aus "White Tiger"

Sieger und Besiegte: Szenenbild aus "White Tiger"

(Foto: Ascot Elite)

Auch fast 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fasziniert die blutige Auseinandersetzung noch Millionen Menschen. Dokumentationen erzielen im Fernsehen Top-Quo ten, Magazine regelmäßig mit Sonderteilen und Zusatzheften Verkaufserfolge. Da wundert es nicht, dass auch die internationale Filmindustrie ein Stück vom Erfolgskuchen haben will und jährlich mehrere Filme rund um den verheerendsten Krieg der Menschheitsgeschichte auf den Markt kommen. Die USA und Hollywood setzen dabei auf Schlachtgetümmel und verweben sie mit zum Teil ergreifenden Einzelschicksale.

"White Tiger" ist bei Ascot Elite erschienen.

"White Tiger" ist bei Ascot Elite erschienen.

(Foto: Ascot Elite)

Ab und an landen die großen Studios damit nicht nur einen Kassens chlager, sondern ernten auch Kritikerlob - in Form des Oscars. Steven Spielbergs "Der Soldat James Ryan" ist das beste Beispiel: fünf Oscars, elf Nominierungen, rund 500 Millionen Dollar Einspielergebnis. Das jüngste Beispiel ist Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds". Immerhin einen Oscar, in Form der männlichen Hauptrolle für den Österreicher Christoph Waltz, kann der achtfach nominierte Film gewinnen. An den Kinokassen bringt er es auf mehr als 300 Millionen Dollar.

Auf diese filmische Weltkriegs-Erfolgswelle versucht nun auch ein russischer Film aufzuspringen. Sein Titel: "White Tiger". Er war der offizielle Beitrag des Landes bei den diesjährigen Oscars. In die Endrunde hat er es nicht geschafft. Auf seinem Heimatmarkt durchaus erfolgreich, wie es heißt, kommt er nun auf Blu-ray und DVD dank Ascot Elite auch in die deutschen Wohnzimmer - als waschechter Underdog, der seine Liebhaber definitiv finden wird.

Der Film "White Tiger" ist etwas für Panzer-Fans.

Der Film "White Tiger" ist etwas für Panzer-Fans.

(Foto: Ascot Elite)

Für Regisseur Karen Schachnasarow war "White Tiger" bereits der dritte erfolglose Versuch, einen Treffer in der Kategorie "Bester ausländischer Film" zu landen. Mit "Die Stadt Zero" und das "Zimmer Nr. 6", einer Verfilmung der Erzählung "Krankenzimmer Nr. 6" von Anton Tschechow ging Schachnasarow bereits leer aus. Er gilt dennoch als einer der berühmtesten Regisseure Russlands. Sein Vater war mit Michail Gorbatschow befreundet. Die Produktionsfirma Mosfilm, der er seit 1998 vorsteht, gilt als die Elitefilmschmiede Russlands und als eine der größten Filmgesellschaften Europas. Die Anfänge reichen bis in die 1920er Jahre zurück. Zu den bekanntesten Regisseuren gehörten Sergej Eisenstein ("Panzerkreuzer Potemkin") und Sergej Bondartschuk ("Krieg und Frieden"). Einer der größten Erfolge der jüngeren Jahre ist unzweifelhaft der in Deutschland bei Capelight erschienene "Dark Planet", ein SciFi-Epos. "White Tiger" hat auch epische Züge. Es geht um Panzer.

Nazi-Geisterpanzer vs. übermenschlichen Rotarmisten

Mit seinen Verbrennungen hätte der Panzerfahrer eigentlich nicht überleben können.

Mit seinen Verbrennungen hätte der Panzerfahrer eigentlich nicht überleben können.

(Foto: Ascot Elite)

Willkommen im Zweiten Weltkrieg, Willkommen an der Ostfront. Willkommen 1943. Nach einem Gefecht suchen Soldaten der Roten Armee das Schlachtfeld nach Überlebenden ab. Ü berall stehen rauchende Panzer-Wracks herum. In einem dieser T-34-Schrotthaufen werden sie fündig: Zwei leuchtend weiße Augen, umrahmt von einem verkohlten Gesicht, schauen sie aus einer Sehschlitz an. Die Haut des Panzerfahrers ist zu 90 Prozent verbrannt. Eigentlich müsste er längst tot sein. Aber der Panzerfahrer lebt. Irgendwie. Sein Gedächtnis hat zwar gelitten und er seinen Namen vergessen. Aber er bekommt kurzerhand von den Ärzten einen neuen: Iwan. Im Lazarett dauert es nur wenige Wochen, bis er wieder gesund ist. Die Ärzte sprechen von einem Wunder. Unerklärlich. Übermenschlich. Dem Panzerfahrer ist das egal. Er hat nur ein Ziel: den sagenumwobenen "White Tiger" finden und zur Strecke bringen.

Der "White Tiger" ist nicht unterzukriegen. Iwan kann es nicht fassen.

Der "White Tiger" ist nicht unterzukriegen. Iwan kann es nicht fassen.

(Foto: Ascot Elite)

Dieser deutsche Panzer war wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte das ganze sowjetische Panzer-Bataillon vernichtet. Schne ll, wendig, stark, präzise - und offenbar unsichtbar, denn nach dem Kampf war er wie vom Erdboden verschluckt. Nur die rauchenden und zerstörten T-34-Stahlskelette erinnerten noch an die Gegenwart dieses Nazi-Phantompanzers. Es gibt nur wenige Augenzeugen, Ivan ist einer von ihnen. Und so macht er sich in einem aufgemotzten T-34/85 auf die Suche. Es dauert nicht lange, bis sich die Wege der beiden kreuzen und das faschistisch-kommunistische Kräftemessen beginnt.

Mensch gegen Maschine

Die Action kann sich durchaus sehen lassen.

Die Action kann sich durchaus sehen lassen.

(Foto: Ascot Elite)

Bei diesem einen Kampf bleibt es natürlich nicht. Die gepanzerten Kontrahenten treffen mehrmals aufeinander, in vers chiedenen Terrains messen sie ihre Kräfte miteinander, testen die Stärken des Gegners und suchen dessen Schwächen. Dabei geht es jedes Mal hoch her: Dreck fliegt, Rauch steigt auf, Nebelschwaden wabern. Dann kracht’s, meistens sogar gewaltig. Feuer lodern auf und Wagner-Motive ertönen. Adolf Hitlers Lieblingskomponist liefert die musikalische Untermalung dieses Kriegsfilms. Aber das ist noch nicht alles. Schachnasarow fügt in die Handlung immer wieder Interviews mit gefangenen deutschen Soldaten ein. Sie werden über den Phantompanzer ausgefragt, wissen aber kaum etwas über ihn. Viel erfährt der Zuschauer deshalb nicht, außer, dass er stärker motorisiert gewesen sein muss als der üblicher Tiger-Panzer mit seinem 700-PS-Maybach-Motor und dass er den "Triumph deutscher Geisteskraft" darstellt. Propaganda halt.

Das gilt natürlich auch für die andere Seite: Iwan, der Panzerfahrer (Alexej Wertkow), der gewissermaßen von den Toten auferstandene Rotarmist, unverwundbar, zielstrebig, der perfekte Soldat. Das passt auch prima in die alte sowjetische Militärschiene. Aber neben dieser fast schon plumpen Art bietet Schachnasarow auch philosophische Ansätze: Der Wahn von Iwan, dem Panzerfahrer, unbedingt den "White Tiger" zu finden und ihn zu vernichten, erinnert unweigerlich an Herman Melvilles Käpt’n Ahab und seinen "Moby Dick". Das Ende ist bekannt.

Doku statt Western

Aber da weicht Schachnasarow dann ab - und das ist die Schwäche des Films. Dann, wenn alle eine letzte, große, alles entscheidende Schlacht, einen Showdown, ein Duell wie in einem guten Western erwarten, passiert etwas völlig anderes: Aus dem actionreichen, zum Teil opulenten und dennoch realistischen Panzer-Kriegsfilm wird eine historische Dokumentation - und Hitler meldet sich zu Wort.

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Quelle: ntv.de

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