Kino

Unser Mann in Hollywood Christoph Waltz, Oscars Liebling

Danke, thank you, Küss die Hand, Servus und ba-ba ... Hach, "unser" Christoph ist angekommen.

Danke, thank you, Küss die Hand, Servus und ba-ba ... Hach, "unser" Christoph ist angekommen.

(Foto: AP/dpa)

Ein dunkles, volles Kino mitten am Tag, Journalistenvorstellung von "Django Unchained": Auftritt Christoph Waltz als Dr. King Schultz. Die Journalisten lachen. Christoph sagt etwas, nur ganz kurz. Sie lachen noch lauter, wissend. Dabei hat er noch nichts gemacht. Woran liegt es, dass wir alle meinen, wir würden ihn kennen? Egal, was er sagt, witzig finden? Ein Erklärungsversuch.

Das schwarze Schaf unter weißen Schwänen?

Das schwarze Schaf unter weißen Schwänen?

(Foto: dpa)

Wir treffen fast die ganze "Django Unchained"- Crew: Quentin Tarantino, Jamie Foxx, Samuel L. Jackson, Kerry Washington. Schön. Aufregend. Und dann treffen wir noch Christoph Waltz. Er betritt den Raum und gibt allen Anwesenden die Hand mit festem Druck. Er ist überaus freundlich und gut gelaunt. Er ist gesprächig, er ist tatsächlich witzig!

Ja, was haben wir denn gedacht? Dass die ganze Aufregung um ihn total umsonst ist? Dass er eine Erfindung ist, ein Phänomen? Vielleicht nicht ganz, aber er könnte ja auch ein arroganter Schnösel geworden sein, bei dem Erfolg. Ist er aber nicht. Christoph Waltz ist speziell, schon immer gewesen. Ein Typ eben. Erstaunlich ist doch eigentlich bloß, dass wir quasi jedes Mal noch ausflippen, wenn einer in Hollywood Erfolg hat, der nicht in Kalifornien oder New York zur Welt gekommen ist. Denn wenn einer, der unsere Sprache spricht, den Weg über den großen Teich findet, dann sind wir ein bisschen fassungslos. Und dann ist es auch ganz egal, ob er in Wien oder Berlin geboren wurde.

Absage an den "Tatort"

Wer ist denn dieser Österreicher eigentlich, den wir Deutschen so gerne vereinnahmen würden? Schließlich hat er auch mal in der deutschen Hauptstadt gelebt. Christoph Waltz wurde 1956 in Wien geboren und war lange Zeit Theaterschauspieler. Doch diese Schublade wurde ihm zu klein. In einem Interview mit dem "Spiegel" erzählte er, dass man sagen könne was man wolle, aber für Schauspieler sei "das Ziel immer Hollywood". "Wer etwas anderes behauptet, dem glaube ich nicht", setzte er noch obendrauf.

Anstoßen auf die ganz exklusive Art ...

Anstoßen auf die ganz exklusive Art ...

(Foto: AP/dpa)

Waltz entstammt einer Theaterfamilie, sein Weg schien also fast vorgegeben. Immer wirkte er ein wenig zu intellektuell für das schnöde Fernsehen oder gar das Popcorn-Kino. Doch auch hier, wie sollte es anders sein, gibt Waltz, der als Tarantinos Muse gehandelt wird, Überraschendes von sich und relativiert diesen Gedanken: "Tarantino schreibt ja komplizierte Dialoge. So seltsam oder kurios das klingen mag - sie haben einen unglaublichen literarischen Wert. Völlig einzigartig, ich hab so etwas noch nie gelesen. Und das lässt sich einfach nicht so dahersprechen wie ein 'Tatort'-Drehbuch." Na gut, gleich mal eine Absage an den inflationären "Tatort"-Kommissar-Markt und ein Lob für seinen genialen Regisseur, der ja tatsächlich mehr auf dem Kasten hat als das inszenierte Blutvergießen. 

Doch zurück zu Christoph Waltz: Bei seiner ersten Zusammenarbeit mit Tarantino spielte er den bösen deutschen Nazi, und eigentlich möchte man doch annehmen, dass kein deutscher Schauspieler (auch kein österreichischer) mehr Lust auf diese stereotype Besetzung hat. Doch mitnichten, Waltz gab in "Inglorious Basterds" den fiesen Franz Landa mit so viel Verve, psychologischer Grausamkeit und doch Witz, dass diese Rolle ihm also Tür und Tor geöffnet hat.

Only in English

Muss Christoph Waltz jetzt aufpassen, dass er auch noch mal von einem anderen Regisseur besetzt wird? Kann er einen Oscar nur gewinnen, wenn er im Doppelpack mit Quentin Tarantino kommt? Nach einer dritten Rolle sieht  es momentan noch nicht aus, aber Tarantino sagte in unserem Interview ja, dass er das nicht ausschließen wolle: "Vielleicht mache ich so eine Art Trilogie." Und dann wäre Waltz doch bestimmt auch wieder dabei.

In den letzten Jahren hat Waltz natürlich auch noch anderes gedreht: Er war großartig an Kate Winslets Seite in Roman Polanskis "Gott des Gemetzels" und stand mit Reese Witherspoon vor der Kamera ("Wasser für die Elefanten").  Vom Vorabend-Programm in "Ein Fall für zwei" über "Die Roy Black-Story" zum zweifachen Oscar-Gewinner - ein langer Weg, aber einer, der sich gelohnt hat. Die Filmmeute liebt den "Krrristoff": Er durfte als erster deutschsprachiger Schauspieler die legendäre Comedyshow "Saturday Night Live" moderieren ("ein genialer Schachzug meines Agenten", so Waltz), und jeder sucht seine Nähe. Bald wird er als Michail Gorbatschow mit seinem Kollegen Michael Douglas (als Ronald Reagan) das Politdrama "Reykjavik" drehen.

Es ist vielleicht diese Mischung aus Erfahrung und seinem Alter, gepaart mit einer kindlichen Neugier und Freude über das, was ihm da gerade passiert und wie niemand es planen kann, die ihn so beliebt macht. Und die die Preise nur so auf ihn niederprasseln lassen. Kleine Anekdote am Rande der Oscar-Nacht: Waltz ist mit dem anderen Österreicher, der an diesem Abend ausgezeichnet wurde, quasi und um drei Ecken verwandt: Michael Haneke (Auslands-Oscar für "Amour") und er haben denselben Stiefvater. Wie das Leben so spielt ...

Ja, das Leben meint es gut mit ihm: Waltz ist inzwischen in Hollywood verwurzelt, seine Frau Judith und er leben mit der gemeinsamen Tochter in Los Angeles, und das Einzige, was er vermisst, sind im Grunde die Jahreszeiten, verriet er in unserem Interview. Auf die Fragen im Presseraum in der Oscarnacht - selbst auf Anfrage - antwortet er nur noch in englischer Sprache: "I will answer in English so that everyone can understand me", lächelt er höflich, aber bestimmt. Und das ist nicht arrogant, sondern korrekt.

Quelle: ntv.de

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