"Klein-Paris" und die Schlagerwelt Düsseldorf im Zeichen des ESC
11.05.2011, 11:05 Uhr
Feel your heart beat!
(Foto: REUTERS)
Düsseldorf freut sich über die ungewohnte Aufmerksamkeit, die der Sangeswettstreit mit sich bringt. Dass hier und da mal eine kleiner Fehler sein Unwesen triebt, kann die gute Laune aber wohl kaum verderben.
Bescheidenheit zählt einem verbreiteten Vorurteil zufolge nicht gerade zu den Tugenden der Düsseldorfer. Denn eingefleischte Lokalpatrioten nennen die Stadt mit dem Dorf im Namen gerne "Klein-Paris", und auf der mondänen Einkaufsstraße Königsallee gilt mehr noch als auf anderen deutschen Nobelmeilen das Motto vom "Sehen und gesehen werden". Freilich steht die Gastgeber-Stadt des Eurovision Song Contest (ESC) in Wahrheit seit jeher im Schatten von Metropolen wie Berlin oder München. Und so werden viele der erwarteten 120 Millionen Fernsehzuschauer aus aller Welt am Samstag beim ESC-Finale den Namen Düsseldorf zum ersten Mal hören.
Umso stolzer ist das offizielle Düsseldorf darauf, dass sich Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt im Ringen um die Austragung der weltweiten größten TV-Unterhaltungsshow unter anderem gegen die Kapitale Berlin durchsetzen konnte. Beim für viele überraschenden Zuschlag für Düsseldorf spielte sicherlich die moderne Arena unweit von Flughafen und Messegelände eine zentrale Rolle, in der ESC-Siegerin Lena Meyer-Landrut nun ihren ersten Platz vom Vorjahr verteidigen will: Unter dem verschließbaren Dach der erst 2005 eröffneten Multifunktionsarena werden beim ausverkauften ESC-Finale 36.000 Besucher Platz finden - vergleichbare Veranstaltungsorte mit einem solchen Fassungsvermögen gibt es nur wenige in Deutschland.
Im "Einwegstadion"
Wegen der ESC-Aufbauarbeiten in der Arena musste Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf übrigens in eine neue Heimspielstätte umziehen. Innerhalb von acht Wochen entstand auf dem Trainingsgelände an der Arena eigens ein mobiles Stadion mit 20.000 Plätzen, in dem die Fortunen die letzten Heimpartien ihrer zu Ende gehenden Saison austrugen. Nach dem internationalen Schlagerspektakel wird die Stadion-Spezialkonstruktion aus Stahl, Aluminium, Beton und Holz wieder abgebaut. In die Geschichte Fortuna Düsseldorfs ist sie gleichwohl bereits jetzt als das Stadion eingegangen, in dem der Club nur Siege einfuhr: Alle drei Heimspiele in dem "Einwegstadion" konnten die Düsseldorfer gewinnen.
Wenige Tage vor dem Finale des Schlagerwettbewerbs, den CDU-Oberbürgermeister Dirk Elbers gerne als "historisches Ereignis" preist, haben der ESC und sein diesjähriges Motto "Feel your heart beat" auch längst im Düsseldorfer Stadtbild Einzug gehalten. Alle naselang begegnen dem Besucher der Eurovisions-Stadt die schwarzen Sonderbusse der 43 teilnehmenden Delegationen, in vielen Straßen einschließlich der Altstadt am Rheinufer flattern Fahnen und Transparente mit dem ESC-Logo. Auch Gastronomen und Hoteliers dürften das Großereignis kaum erwarten können: Laut dem monatlichen Hotelpreisvergleich des Internetportals www.trivago.de kletterten die Düsseldorfer Übernachtungspreise im Mai um satte 63 Prozent.
Ein kleiner Misston
Während der Sangeswettstreit in einer eventgestählten Millionenmetropole wie Berlin wohl eher eine von vielen Großveranstaltungen geblieben wäre, spielt er im gerade mal 590.000 Einwohner zählenden Düsseldorf in diesen Tagen unangefochten die erste Geige - wobei manchmal allerdings auch ein kleiner Misston erklingt. Denn der Stolz vieler Düsseldorfer auf das bevorstehende Großereignis bewahrte die Organisatoren nicht vor einer viel belächelten Panne: Wegen zwei Druckfehlern musste das ESC-Programmheft korrigiert werden.
So wurden die Besucher in der englischen Ausgabe der Broschüre statt mit "Welcome" mit "Wielcome" begrüßt. Noch höheren Unterhaltungswert hatte der zweite Druckfehler: Für den vergangenen Donnerstag kündigte das Programmheft unter dem Motto "Unser Herz schlägt für den ESC" einen "Aktionstag der Schwulen" an. Zügig musste daraufhin in jedem einzelnen Programmheft die dritte Spalte des Veranstaltungskalenders auf Seite 45 oben rechts überklebt werden. Geplant war nämlich ein Aktionstag der Schulen.
Quelle: ntv.de, Richard Heister, AFP