Musik

Never change AC/DC lassen nicht locker

AC/DC, hier bei einem Konzert 2003 in München: Die Band bringt ihre erste Platte seit 2008 (Black Ice) heraus.

AC/DC, hier bei einem Konzert 2003 in München: Die Band bringt ihre erste Platte seit 2008 (Black Ice) heraus.

(Foto: AP)

Kein Punk, kein Alternative, kein Crossover: Mit ihrem neuen Album "Rock Or Bust" untermauern AC/DC zum gefühlten hundertsten Mal ihren Status als ungekrönte Könige der qualitativ hochwertigen Stagnation. Und das ist auch gut so.

Ich bin ein Mensch, dem Kontinuität wichtig ist. In einer Welt, in der das Gestern bereits am Folgetag in die Archiv-Kiste mit der Aufschrift "Antik" wandert, lobe ich mir die wenigen Dinge, die mir nun schon seit Jahrzehnten unverändert treu zur Seite stehen. Dazu gehören beispielsweise ein dunkelbrauner Brotaufstrich, eine schwarze klebrige Brause, 500 Gramm schwerer Denim-Stoff und die Musik von Bands wie Motörhead, den Ramones oder AC/DC. Da wären wir auch gleich beim Thema: Nach sechs Jahren darf sich mein heimischer CD-Player nämlich endlich mal wieder über ein neues AC/DC-Album freuen.

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(Foto: AP)

"Rock Or Bust" heißt das gute Stück – ein Album, das wie auch bereits nahezu alle anderen Bandveröffentlichungen zuvor das Lager der Musikinteressierten in zwei Lager spalten wird. Da gibt es die einen, die frustriert und enttäuscht abwinken werden, während sie Fragen wie "Können die auch noch was anderes?" oder "Warum wagen die nicht mal einen Blick über den eigenen Tellerrand?" zu Protokoll geben. Ihnen gegenüber werden Leute stehen, musikbegeisterte Menschen, die auf Altbewährtes stehen so wie ich und deren zweite Beinhaut vielleicht auch schon immer aus robustem, meist verwaschenem Baumwoll-/Hanffaserstoff besteht. Und diese Leute werden nach den 34 "Rock Or Bust"-Minuten definitiv keine offenen Fragen haben, denn AC/DC sind nun mal wie Coke oder Nutella: schon ewig mit derselben unvergleichlichen Rezeptur am Start.

Ob sich das nochmal ändern wird? Wohl kaum. Warum auch? Dürstet es die Öffentlichkeit wirklich nach einem mittlerweile 67-jährigen Brian Johnson, der sich an hohem Clean-Gesang versucht? Sollte ein Angus Young seine markanten Boogie-Riffs mit neumodischen Effekt-Einschüben aus der Retorte aufpeppen? Und was ist mit dem derzeit leidgeplagten, von der neuseeländischen Justiz in die Mangel genommenen Phil Rudd? Will man wirklich wissen, wie es wohl klingen würde, wenn man dem AC/DC-Drummer ein Double-Bass-Pedal vor die Füße stellt?

Nicht so gut wie die Klassiker

Sicher, selbst eingängigste 2014-Nummern wie die Party-Hymne "Play Ball", die nicht minder groovende Pubertäts-Erinnerung namens "Rock The Blues Away" oder die treibende Led Zeppelin-Hommage "Rock The House" kommen bei Weitem nicht an Rock’n‘Roll-DNA-Klassiker wie "Highway To Hell" oder "You Shook Me All Night Long" heran. Die Prädikat-wertvoll-Hürde nehmen sie aber dennoch spielend leicht, was vor allem woran liegt? Genau, an dem nun schon seit über 40 Jahren gewachsenen Gespür für simple Drei-Akkorde-Kost mit Langzeitwirkung.

"Rock Or Bust" rockt, geht zielstrebig nach vorne und reiht sich nahtlos in eine Diskografie ein, die trotz nicht enden wollender öffentlicher Schubser nur eine Richtung kennt: nämlich geradeaus. Never change a winning team: Das wissen die Nutella-Macher, die Cola-Verantwortlichen und auch die Herren Johnson, Young, Williams und Rudd. Und wenn es, wie im Fall von AC/DC geschehen, zu einer unerwarteten Fundament-Änderung kommt (der an Demenz leidende Gitarrist Malcolm Young wurde von seinem Neffen Stevie Young ersetzt), dann sucht man einfach in den eigenen vier Wänden nach Reparaturmöglichkeiten. So einfach ist das.

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Quelle: ntv.de

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