Musik

Diddley, Berry, Thornton und Co. Als der Rock'n'Roll noch schwarz war

"Hound Dog", "Fever", "Three Cool Cats": Der frühe Rock'n'Roll hatte es in sich und verhalf dem einen oder anderen auch später noch zu großen Erfolgen.

Wer A sagt, muss auch B sagen. Als im Januar vergangenen Jahres mit "Roll Your Moneymaker" Teil 1 erschien, war es ganz gewiss nicht die erste Kompilation mit schwarzem Rock and Roll aus der Frühzeit des Genres. Aber es war eine der am liebevollsten gestalteten. Drum wohl auch der große Erfolg, nicht nur in den geschlossenen Zirkeln der Kritiker.

"I smell a rat - Early Black Rock'n'Roll, Vol. 2/1949-1959”

"I smell a rat - Early Black Rock'n'Roll, Vol. 2/1949-1959”

Verantwortlich für die Auswahl zeichnet sich auch diesmal Jonathan Fischer, der das auch diesmal beigefügte Begleitheftchen mit allerlei nützlichen und manchmal auch sympathisch unnützen Informationen versehen hat. Manches mehr ließe sich sagen: Zum Beispiel, dass die Beatles den Song "Three Cool Cats" nicht nur nachspielten, sondern auch damit beim Vorspiel am Neujahrstag 1962 bei der Schallplattenfirma DECCA hoffnungslos durchfielen. Ehrlich, die auf dem Sampler veröffentlichte Originalversion ist perfekter Rock and Roll, an die John, Paul, George und der damalige Drummer Pete Best nicht heranreichen.

Thornton liefert Vorlage für Presley

Gewürdigt wird Willi Mae "Big Mama" Thornton mit dem Titelsong der CD. Die aus Montgomery im US-Bundesstaat Alabama Stammende hatte mit "Hound Dog" 1952 die Vorlage für Elvis Presleys Superhit geliefert. "Hound Dog" erscheint in einer Aufnahme von Little Esther Phillips, die den Song ein Jahr später eingespielt hatte. Beide Sängerinnen waren durch die Schule des griechischstämmigen (!) Johnny Otis gegangen; Otis war auch Produzent des "Hound Dog" mit Thornton. Mit seinen Tracks "Willie And The Hand Jive" und "Crazy Country Hop" inspirierte Otis Eric Clapton später zu zwei netten Coverversionen.

Will sagen: Rock and Roll ist eine Musik, die sich auf immer höherer Stufe selbst neu erfindet und von sich selbst abschreibt. Ohne die in den späten 40ern und frühen 50ern immer noch verächtlich "Race Music" genannten Klänge gäbe es diese Musik nicht.

Diddley und Berry vertreten

Zwei sind mit von der Partie, deren Beitrag zur Musikgeschichte unschätzbar ist: Bo Diddley, dessen synkopischer Vierviertelbeat in später von den Rolling Stones und Anderen in ungezählten Varianten kopiert worden ist. Das auf der CD vorgestellte "She’s Fine, She’s Mine" ist eher atypisch, dafür taucht Billy Boy Arnold mit einer wundervoll gespielten Blues Harp auf.

Der zweite, Chuck Berry, ist wohl der Vater der Beatmusik. Sein "No Money Down" handelt von den Wünschen, die er bei Kauf eines Autos stellt. Fernseher, Kurzwellenradio, Telefon (!), und was weiß ich nicht noch alles. Billy "The Kid" Emerson singt auf der Scheibe davon, dass "alle Frauen verrückt nach einem Auto" wären. Insofern drückt der frühe schwarze Rock and Roll auch soziale Zusammenhänge aus: Schwarze Jugendliche wollten ebenso "cruisen", mit der Karre ziellos durch die Straßen gurken und "chicks" aufreißen wie ihre weißen Altergenossen.

Natürlich mit "Fever"

Neben den genannten finden sich noch Aufnahme von der Bluesgröße Howlin’ Wolf und, und, und … Nicht zu vergessen: Sandra Meade mit ihrer Version des Willie-John-Hits "Fever", eine der meistgecoverten Rhythm & Blues-Nummern, aus 1957, die in den Aufnahmen von Peggy Lee und Elvis Presley Charterfolge feiern konnten. Ohne den "Early Black Rock'n'Roll" hätte es später keinen weißen "R'n'R" gegeben. Wir warten nun ungeduldig darauf, dass Trikont und Jonathan Fischer C sagen lässt und der Beweis zum dritten Mal angetreten wird.

PS: Die CD gibt es auch als limitierte "Vinyl-Sonderedition", von wegen des kompletten Retro Feelings, und so!

Howlin’ Wolf u. a.: "I smell a rat - Early Black Rock'n'Roll, Vol. 2/1949-1959”, CD, Trikont

Quelle: ntv.de

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