Musik

Was vom September übrig blieb Altgediente, Exoten und Neueinsteiger

Alte Männer blasen zum Rock-Finale, gehypte Neulinge setzen noch einen drauf, Unbekannte holen zum großen Rundumschlag aus: Der September läutete einen Musik-Herbst ein, bei dem jedem Musik-Freund warm ums Herz wird.

Alt-J – This Is All Yours

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Schon so manchem gehypten Branchenneuling ging bereits beim Zweitwerk hörbar die Puste aus. Auch die britischen Alternative-Popper von Alt-J standen nach ihrem Mega-Einstieg ins Business ("An Awesome Wave") aus dem Jahr 2012 einem immensen Erwartungsdruck gegenüber. Umso erstaunlicher und beeindruckender schält sich dieser Tage ihre musikalische Antwort für alle Kritiker und Zweifler aus den heimischen Boxen. Schon lange hat es keine Band mehr geschafft, Electro, Rock und Pop-Elemente so gewinnbringend miteinander zu vereinen, dass sich keine Branche auf den Schlips getreten fühlen muss. Wie groß das alles wohl noch werden mag?

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Letzte Instanz - Im Auge des Sturms

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(Foto: Letzte Instanz)

16 Jahre gibt es die Band "Letzte Instanz" schon - in der Zeit hat sie in der Dark-Rock- und Gothic-Szene eine wachsende und treue Fangemeinde gewonnen. Nach ihrer Albumtrilogie Schuldig - Heilig - Ewig und ihrem Konzert zum 15-jährigen Bandjubiläum (inzwischen auf DVD erschienen) bringen die Brachialromantiker nun ihr mittlerweile elftes Studioalbum heraus. Fünf Monate nahm sich die Band Zeit für den Neustart, den die neue Scheibe namens "Im Auge des Sturms" bringen soll: weniger technische Spielereien, entschlackter, geradliniger. Bei den Instrumenten stehen Violine und Cello im Vordergrund, begleitet von Drums und Gitarren. Dazu der prägnante Gesang des charismatischen Frontmanns Holly Loose und unverändert: deutsche Texte (unter anderem Rilkes "Panther"), sehr emotional, schwer und nachdenklich. Die Fans werden es mögen - und können es live erstmals hören am 3. Oktober bei einem Konzert in Dresden, dem Auftaktort ihrer Release-Tour.

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Alexa Feser – Gold Von Morgen

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Die Wahl-Berlinerin Alexa Feser versucht sich auf ihrem Debütalbum an deutschsprachigem Yin-und-Yang-Pop der gehobenen Sorte. Kein einfaches Terrain, hat die Republik in den vergangenen Jahren doch schon so einiges an nationalem Fallobst von der Straße kehren müssen. Alexa Feser hingegen bringt alles mit, was es braucht, um hierzulande nicht nur in den Redaktionen blutleerer Radiostationen abgefeiert zu werden. Die gebürtige Wiesbadenerin hat nicht nur eine markante, charmant brüchige Stimme – sie weiß ihr Organ zudem auch richtig einzusetzen. Mit der Hilfe eines musikalischen Fundaments, das trotz vermeintlich glatter Oberfläche nachhaltige Spuren hinterlässt sowie mit berührenden Texten setzt Alexa Feser ein beeindruckendes musikalisches Ausrufezeichen, das Lust auf mehr macht.

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Amplifier – Mystoria

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Bereits jetzt wird innerhalb vieler Redaktionen darüber getuschelt, welches Album es denn in diesem Jahr verdient hätte, in der Jahresabschlussliste ganz oben auf dem Podest zu stehen. Das neue Amplifier-Album "Mystoria" dürfte sicherlich dazu gehören; denn wer sich nach dieser dreiviertelstündigen Reise quer durch den Rock-Olymp noch fragend den Kopf kratzt, der sollte dringend einen HNO-Termin vereinbaren. Hier kommt nun wirklich alles zusammen, was zusammengehört. Breite Riff-Wände, spektakuläre Dynamik-Wechsel, harmoniegeschwängerte Pop-Einwürfe sowie epische Spacerock-Anleihen: ein nahezu perfekt geschnürtes Rock-Paket. Großartig.

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Cats On Trees – Cats On Trees

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Die beiden Franzosen Nina Goern und Yohann Hennequin nennen sich nicht umsonst Cats On Trees. Wie zwei Schmusetiger, die den ganzen Tag am liebsten damit verbringen, wahlweise entspannt und behutsam oder aufgeregt und neugierig ihre Umwelt zu erkunden, schleichen sich die beiden durch ein musikalisches Samt-Pop-Labyrinth, das an jeder Kreuzung Neues bereit hält. Mal schnell, mal langsam, mal lauter, mal leiser hüpfen die Protagonisten zwischen luftig leichtem Indie-Pop, aufplusternd hymnenhaftem und watteweichem Folk-meets-Singer/Songwriter-Liedgut hin und her, ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu geraten. Würde der Sommer doch bloß ewig andauern.

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Counting Crows – Somewhere Under Wonderland

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Bands, die bereits mehr als 20 Business-Jahre auf dem Buckel haben, überraschen ihre treuen Anhänger nur noch selten mit Neuem. So auch die Counting Crows. Langeweile kommt beim Hören des neuen Albums der Kalifornier um Ausnahme-Sänger Adam Duritz aber dennoch nicht auf.  Die Alternativ-Pop-Rocker schaffen es nämlich ohne Probleme, ihren markanten Mix aus Rock, Pop und Folk auf einem facettenreichen Level zu halten, an dem sich diverse Newcomer-Bands auch in diesem Jahr mal wieder die Zähne ausbeißen werden. Hier treffen ausgeklügelte Arrangements auf überdurchschnittliche Harmonien, die im Verbund mit Duritz markantem Organ jeden Freund ausgereifter Handmade-Klänge in ihren Bann ziehen.

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Interpol – El Pintor

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So richtig flächendeckenden Indierock, der mit unzähligen Fühlern nach allem greift, was nicht niet und nagelfest ist, bekam man in den letzten Jahren nur selten serviert. Zeit also für ein neues Interpol-Album? Oh ja, und zwar höchste Zeit. Selbst ohne den von den Fans vergötterten Bassisten Carlos Denger schaffen es Mastermind Paul Banks und seine beiden Mitstreiter Daniel Kessler und Greg Drudy spielend leicht, die Genre-Fahne wieder in luftige Höhen zu hieven. Dabei behelfen sie sich altbewährter Sound-Muster, die im Einklang mit intelligent pointierten Neuerungen atmosphärische Stimmungsfelder entstehen lassen, die den meisten ähnlich gestrickten Bands zeitlebens verwehrt bleiben.

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Moonlight Breakfast - Shout

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Rumänien hat weit mehr zu bieten als Blutsauger-Schauergeschichten und lecker ummantelten Schafskäse. Zwar zählt das Grenzland zwischen Mittel- und Südosteuropa sicherlich nicht zu den Hochburgen, wenn es um international konkurrenzfähige Pop-Kost geht, doch könnte sich das bald ändern – zumindest wenn es um extrovertierte Crossover-Klänge aus den Bereichen Soul, Disco und Jazz geht. Ganz oben auf dem Hallo-wir-sind-auch-noch-da-Treppchen steht derzeit eine Band namens Moonlight Breakfast, die es sich auf ihrem Debütalbum zur Aufgabe gemacht hat, hibbelige Rhythmen mit klassischen Roots-Elementen zu vereinen, sodass am Ende sowohl die Pop, wie auch die Swing, Jazz und Funk-Gemeinden begeistert in die Hände klatschen. Da klatschen wir doch gerne mit.

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Status Quo – The Frantic Four's Final Fling

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Frei nach dem Motto: das Beste kommt zum Schluss, lassen die britischen Boogie-Rock-Ikonen dieser Tage auch die letzten Kritiker verstummen, die der Meinung waren, dass es dem schunkelnden Treiben von Francis Rossi und Co seit jeher etwas an Härte und Energie gefehlt hat. Mit ihrem finalen Live-Statement brachten die Frantic Four nicht nur die prallgefüllte Dubliner O2 Arena zum Kochen, sondern sorgen nun auch in den heimischen vier Wänden ihrer Anhänger für reichlich Budenzauber. Old men can't jump? Dass ich nicht lache.

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Quelle: ntv.de

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