Musik

Lily Allen, Hausfrau & Mutter "Anstößig wäre, wenn ich nichts anhätte!"

Sie will nur mal eben einkaufen gehen: Lily Allen.

Sie will nur mal eben einkaufen gehen: Lily Allen.

Endlich erscheint wieder ein Album der 28-jährigen Britin. Fünf Jahre ließ sie ihre Fans nach "Sheezus" schmoren - doch das Warten hat nun ein Ende. n-tv.de sprach mit dem ehemaligen Enfant terrible am Telefon.

n-tv.de: Mrs. Allen, wo erwischen wir Sie denn gerade?

Lily Allen: Ich bin in unserem Haus außerhalb von London. Ich war gerade auf dem Sprung zum Einkaufen.

Sie sind mittlerweile Hausfrau und zweifache Mutter. Ist es diesmal anders für Sie, Popstar zu sein?

Dass ich jetzt einen Mann und zwei Kinder habe, macht alles etwas wertvoller für mich. Es ist schön, ein paar Leute zu Hause sitzen zu haben, mit denen ich das teilen kann. Es ist auf jeden Fall besser, als nach einer langen Tour oder einem harten Tag mit Interviews nach Hause zu kommen, und da sind dann nur ich und mein Fernseher. So war es früher immer.

Bei der Show des Herrn Lagerfeld ganz seriös: Lily Allen.

Bei der Show des Herrn Lagerfeld ganz seriös: Lily Allen.

(Foto: REUTERS)

In dem Song "Life For Me" gewähren Sie Einblicke in Ihren Alltag. Und Sie geben zu, ein wenig nostalgisch zu werden, wenn Sie an die guten alten Zeiten zurückdenken.

Ich glaube, den meisten Müttern geht es so. Es ist eine irritierende Zeit. Dein Leben wird komplett auf den Kopf gestellt, wenn du Kinder hast. Und manchmal kommt es dann zu solchen Momenten. Ich würde mein Leben jetzt nicht ändern wollen. Ich liebe meine Kinder! Aber oftmals fühlt sich das Familienglück so an, als wäre man in ein anderes Land gezogen: Man vermisst dann seine Freunde, die an dem alten Ort zurückgeblieben sind.

Der Song "Our Time" handelt vom perfekten Wochenende. Wie verbringen Sie Ihres?

Es geht in dem Lied um das Freitagabend-Gefühl, wenn die Arbeit getan ist. Es geht darum, die Woche hinter sich zu lassen und Spaß am Wochenende zu haben. Ich bin mit meinen Kindern zusammen, wenn ich frei habe. Ich gehe zum Supermarkt, was ich in der Tat gleich tun werde, und dann kaufe ich alle Zutaten, um mit meiner Tochter einen Kuchen zu backen. Das ist mein Wochenende! Wenn ich in London bin, hänge ich schon mal mit meinen Freunden ab. Dann ist es anders. Aber wenn ich hier zu Hause auf dem Land bin, bin ich wirklich zu Hause.

Sie selbst sind also gar nicht mehr als Dancing Queen in den Clubs unterwegs, wie in besagtem Song geschildert?

Nein.

Gehen Sie denn noch oft ins Stadion zum Fußballgucken?

Ich war vier Jahre bei keinem Fußballspiel mehr. Die Zeiten sind vorbei.

Wie kommt Ihr Ehemann mit dem Popstar Lily Allen zurecht?

Er hat einen geheiratet, also denke ich mal, es ist okay für ihn.

Aber ist es anders, jetzt, wo Sie wieder ein sehr öffentliches Leben führen?

Das müssen Sie ihn fragen! Er hat mir allerdings gesagt, ich soll einen Gang zurückschalten, jetzt wo ich eine Mutter bin.

Ihr Album haben Sie "Sheezus" getauft – als Hommage an Kanye West, dessen letztes Studialbum "Yeezus" heißt. Hat er sich schon geäußert?

Nicht direkt. Ein Freund von mir saß neben Kanye bei einer Modenschau und fragte ihn, ob er von meinem Albumtitel gehört hätte. Er hat mit Ja geantwortet. Er war nicht verärgert oder sauer oder so.

Im Titelsong tauchen Namen anderer weiblicher Popstars auf wie Katy Perry und Lady Gaga. Wie war das für Sie, deren Aufstieg zu beobachten, während Sie Hausfrau waren?

Lily Allen ist und bleibt ein Pop-Star.

Lily Allen ist und bleibt ein Pop-Star.

Ach, das war mir ziemlich egal. Es ist einfach ein alberner Song darüber, wie ich mich an einem bestimmten Morgen fühlte. Vielleicht habe ich auf der Webseite der "Daily Mail" rumgesurft und war ein wenig besessen von den jungen Dingern, die sich dort darstellen. Genau darum geht's nämlich in dem Song: Er handelt nicht konkret von den Künstlerinnen, die ich namentlich erwähne. Er dreht sich um das, was sie repräsentieren. Und eine Lady Gaga versucht es nun mal mit Kunst.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie eine der wenigen Künstler sind, die den Finger in die Wunde halten? Fühlen Sie sich vielleicht sogar in der Pflicht, das zu tun?

Als Teil meines Jobs sehe ich es nicht. Ich lasse einfach das, was in meinem Kopf vor sich geht, in meiner Musik raus. Da steckt keine Strategie dahinter.

Was haben denn die Entscheidungsträger Ihrer Plattenfirma gesagt, als sie das erste Mal dem Album lauschten?

Och, sie haben die Platte ja nicht gleich im Ganzen bekommen. Sie haben die Songs nach und nach in der Reihenfolge gehört, wie sie geschrieben wurden – und das hat zwei Jahre gedauert.

Ich frage deshalb, weil Sie in einigen Songs das Musikbusiness kritisieren, aber gleichzeitig sind Sie auch Teil davon. Warum also der Unmut?

Ich kritisiere das Business nicht in meinen Songs, ich kritisiere es nur in meinem Video zu "Hard Out Here".

Aber da gibt es doch das Lied "Insincerely Yours", wo Sie über Unverbindlichkeiten in der Popstarwelt referieren und allen Beteiligten unterstellen, sie würden es nur des Geldes wegen machen!

Ganz so war das nicht gemeint. Das Stück bezieht sich auf die Medien und darauf wie es ist, Teil des Showbusiness zu sein. Es geht um Möchtegern-Promis, die gerne berühmt wären, aber eigentlich nichts zu verkaufen haben - außer sich selbst und ihre Persönlichkeit.

Ach so. "Hard Out Here" war in Deutschland der Themensong für das Dschungelcamp. Stört Sie das?

Nö, damit habe ich nicht wirklich ein Problem. Ich liefere ja nur die Musik.

In dem Song heißt es: "Don’t need to shake my ass for you 'cause I got a brain." Du musst nicht mit deinem Hintern wackeln, denn du hättest ja Verstand. Aber erst vor Kurzem sind Sie recht knapp bekleidet in der Londoner Royal Albert Hall bei einem Wohltätigkeitskonzert für Kinder aufgetreten. Ist das nicht ein Widerspruch?

Wieso sollte das ein Widerspruch sein?

Na ja, das hat einen ziemlichen Wirbel ausgelöst. Konnten Sie das nachvollziehen?

Ich hätte es eher anstößig gefunden, wenn ich gar nichts angehabt hätte!

So kann man das natürlich auch sehen. Körperlich sind Sie momentan fit. Bedeutet es Ihnen etwas, wenn die Leute heute sagen, Lily Allen sieht gut und sexy aus?

Es ist nett, das zu hören. Aber es ist nichts, was ich ernst nehme. Der Grund, warum ich fit bin, ist die Tour, auf die ich bald gehen werde. Ich war immerhin drei Mal schwanger. Ich muss mich selbst in die körperliche Form bringen, damit ich jeden Abend zwei Stunden Show durchstehe.

Aber die Komplimente haben keine Auswirkung auf Ihr Selbstwertgefühl?

Wie gesagt: Ich höre es gerne. Aber Komplimente sind nie eine Motivation für mich.

Mit Lily Allen sprach Katja Schwemmers

Quelle: ntv.de

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