Musik

Meghan Trainors Moppelsong Bass, Bass, wir brauchen Bass

Okay, wenn sie also "fett" sein soll, dann gute Nacht, Marie ...

Okay, wenn sie also "fett" sein soll, dann gute Nacht, Marie ...

(Foto: imago/Future Image)

Meghan Trainor ist nicht fett. Sie ist nicht einmal stämmig. Höchstens gut beieinander. Ihre Kleidergröße hindert die 20-Jährige jedenfalls nicht daran, mit "All About That Bass" die erfolgreichste Molligenhymne seit Marius Müller Westernhagens "Dicke" abzuliefern.

"Mir geht es um Selbstakzeptanz, Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein", sagt Trainor in jedem Interview. "Mein Song soll die Menschen unterstützen und ihnen Mut machen. Die Botschaft ist: So wie du aussiehst, ist es in Ordnung." In 58 über den gesamten Erdball verteilten Staaten steht "All about that Bass" aktuell auf dem ersten Platz der Hitlisten, in Deutschland führt der Song sowohl die Verkaufs-, als auch die Radiocharts an. Entscheidend für den Erfolg sind zwei Faktoren: Zum einen geht der Song ohne Umweg ins Ohr, Gehirn und auch in die Beine.

Nur eine Songschreiberin?

Nur eine Songschreiberin?

Zum zweiten fühlen sich viele Hörerinnen und Hörer angesprochen und verstanden, wenn Wonneproppen Meghan Zeilen singt wie "It’s pretty clear I ain’t no size 2, but I can shake it, shake it like I’m supposed to do" ("Ich hab' nicht Größe 34, aber ich kann ihn schütteln, wie ich will"), und: "Every inch is perfect from head to toe" ("Jeder Zentimeter von Kopf bis Fuß ist perfekt") oder wenn sie über die Jungs sagt, sie hätten ganz gern ein wenig mehr Hintern in der Hand ("a little more booty to hold at night").

"All About That Bass" erinnert an eine Doo-Wop-Nummer aus den 1950er-Jahren, fröhlich, unbeschwert, nostalgisch und doch, da ganz anders als der Rest im Radio, sehr frisch. Mit einem ähnlichen Konzept hatte die Niederländerin Caro Emerald vor zwei, drei Jahren ebenfalls Riesenerfolg.

Überhaupt ist der Popo Dreh- und Angelpunkt des Songs, auch im pastellfarbenen Video schüttelt Meghan Trainor den ihren nach Kräften und sagt "I’m bringing booty back". "Das Lied ist lustig gemeint und soll Spaß machen", so Trainor. "Aber es ist auch ein Song, der vor allem Mädchen und junge Frauen, die unglücklich sind mit ihrem Körper, bestärken soll." Von Komplexen, so Meghan, könne sie selbst ein Lied singen. "Als Teenager war ich umgeben von Strand und Wasser. Aber es gab Phasen, in denen habe ich mich nicht getraut, einen Bikini anzuziehen, weil ich dachte, die anderen würden über mich lästern."

Iiiieh, bist du dünn!!!!

Zwar wird Meghan vereinzelt Dünnendiskriminierung (ja, auch das gibt es!) vorgeworfen, vor allem wegen des Ausdrucks "skinny bitches" ("magere Schlampen"). Doch der Tenor ist und bleibt: Guter Song, gutes Mädchen. "Dabei war es überhaupt nicht meine Absicht, selbst ein Star zu werden", stellt Trainor klar.

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Auf der Ostküsten-Ferieninsel Nantucket in Massachusetts kam sie zur Welt, mit 11 fing sie an, Songs zu komponieren, mit 13 wusste sie, dass das ihr Beruf werden würde, unmittelbar nach der High School mit 17 passierte das dann auch. Trainor zog nach Nashville und schrieb für die dort ansässigen Countrymusiker, zu ihren bekanntesten Kunden zählte die gestandene Band Rascal Flatts. "Ich war doch nur eine Songschreiberin", sagt sie und lacht. Doch vor einem Jahr tut sie sich mit dem Kollegen Kevin Kadish zusammen, gemeinsam orientieren sie sich nun eher in Richtung Popmusik und eines Tages fällt ihnen "All About That Bass" ein. Sie offerieren den Song zunächst den üblichen Verdächtigen, aber niemand will anbeißen. Zugeben: Würde eine durchtrainierte Kollegin wie Rihanna, Taylor Swift oder Shakira eine Hüft- und Hinternspeck-Ode wie "All About That Bass" singen, wäre das komisch. "Und Adele haben wir es erst gar nicht angeboten, weil so eine freche, leicht frivole Nummer nicht zu ihr passt."

Das Ende vom Lied? Meghan singt es selbst. Und wird binnen weniger Wochen zum Idol und zum Star. "Ich fand es unfassbar, wie schnell das gegangen ist", so Trainor, die immer noch eher wie das freundliche Country-Mädchen von nebenan wirkt und nicht wie eine potenziell neue Rivalin von Beyoncé (die das Stück trotz vorhandener Rundungen übrigens auch ablehnte) oder Lady Gaga. Ein paar Wochen lang wird sie noch feiern, viel reisen, meist etwas übermüdet sein und immer wieder erzählen, dass sie doch erst 20 sei und nicht wirklich eine Feministin, "sondern nur ein Mädchen, das sich so mag, wie es ist". Danach muss Meghan Trainor unter Beweis stellen, dass sie mit ihrem Album, das "Title" heißt, Anfang Januar erscheint und schon ihr drittes ist (die ersten beiden brachte sie mit 17 Jahren selbst heraus), den Hintern länger wird schütteln können als einen Herbst lang.

Quelle: ntv.de

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