Musik

Wenn die Edelstahlbranche innehält Böse, böser, Slayer!

Die wollen doch nur spielen.

Die wollen doch nur spielen.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Nach sechsjähriger Studioabstinenz und den Verlusten zweier Originalmitglieder melden sich Slayer wieder zurück. Mit ihrem zwölften Studioalbum "Repentless" stellen die Titanen unmissverständlich klar: Slayer sind noch lange nicht am Ende.

Härter, schneller, lauter: Schon seit jeher kämpfen unzählige Bands innerhalb der Metal-Szene um die Extreme. Welcher Drummer hat die dicksten Waden? Welcher Gitarrist spielt die schnellsten Soli? Welcher Sänger brüllt am lautesten? Doch ganz egal, wie breit das Kreuz ist, wie flink die Finger über Mahagoni-Bretter flitzen oder wie furchteinflößend die nietenbesetzte Garderobe aus dem Dunkeln ins Licht tritt: Wenn der Name Slayer fällt, hält die komplette Edelstahl-Branche inne. Selbst der bösartigste Black-Metal-Shouter aus der kalten norwegischen Einöde verstummt, wenn die Herren Araya, King und Co auf der Bildfläche erscheinen. Slayer sind die Beatles des Heavy Metal - zumindest was den Einfluss angeht. Mag sein, dass es erfolgreichere, massentauglichere und kreativere Botschafter des Genres gibt. Aber es gibt wohl keine Band, die Fans und Kollegen aller Stilrichtungen schneller an einen Tisch bringt, wie das nun schon seit über 30 Jahren operierende Quartett aus dem sonnigen Kalifornien.

Gary Holt, Tom Araya und Kerry King im Mai 2015 in Pryor, Oklahoma.

Gary Holt, Tom Araya und Kerry King im Mai 2015 in Pryor, Oklahoma.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Auf dem wohl stacheligsten Thron der Musikwelt sitzend, tritt die Band natürlich dementsprechend selbstbewusst auf. Kontrovers argumentierende Kritiker, die den vermeintlich stilistischen Stillstand der Band an den Pranger stellen, werden von den Slayer-Verantwortlichen ebenso belächelt wie all die unzähligen Bands, die sich jedes Jahr wieder aufs Neue am urbanen Härtegrad der Urväter des Thrash Metal die Zähne ausbeißen. Slayer sind nicht verwundbar. Es sei denn, es wird in den eigenen Reihen Gift verspritzt.

Im Frühjahr 2013 fegten gleich zwei infernale Tornados über die Band hinweg. Da war zunächst der Ausstieg von Gründungsdrummer Dave Lombardo, gefolgt von einem teilweise medial ausgetragenen Hauen und Stechen aller Beteiligten. Es gab Schuldzuweisungen auf beiden Seiten. Wie so oft im Geschäft der Großen ging es dabei ums Geld. Wochenlang wurden in Wut und Enttäuschung getränkte Ohrfeigen verteilt. Der Februar 2013 war kein guter Slayer-Monat. Doch es kam noch dicker. Keine drei Monate später wurde Gitarrist Jeff Hannemann mit Verdacht auf Leberzirrhose ins Krankenhaus eingeliefert. Er kam nicht wieder raus. Am Morgen des 2. Mai 2013 schloss Jeff Hannemann für immer seine Augen. Der Alkohol hatte gesiegt.

Jeff hätte das so gewollt

Zwei dermaßen heftige Nackenschläge ließen sogar das in Stahl gegossene Fundament einer Band wie Slayer brüchig werden. Wochenlang zitterte die Metal-Gemeinde weltweit um den Fortbestand ihres Flaggschiffs. Dann die gute Nachricht: Slayer werden weitermachen: "Jeff hätte das so gewollt", gibt Bandleader und Bassist Tom Araya zu Protokoll. Die Anhängerschaft atmet auf und empfängt die beiden "Neuzugänge" Paul Bostaph (Schlagzeug) und Gary Holt (Gitarre) mit offenen Armen.

Mit offenen Armen!

Mit offenen Armen!

(Foto: imago stock&people)

Knapp drei Jahre später dürfen sich die beiden Neuen unter dem Drudenfuß-Banner erstmals im Studio beweisen. Und "Repentless" – das mittlerweile zwölfte Album der Kalifornier - beweist, dass es Bands gibt, die über die Jahrzehnte so viel Kraft und Stärke getankt haben, dass es im Grunde keine Rolle spielt, wer letztlich in die Instrumente haut. Die Energie des Ganzen hält irgendwann problemlos den Deckel drauf. Und so klingt auch "Repentless" trotz all der zermürbenden Begleitumstände von der ersten Sekunde des schleppenden Düster-Intros "Delusions Of Savior" bis zum finalen Beckenschlag des abschließenden Stampfers "Pride In Prejudice" wie ein Slayer-Album: nämlich durch und durch böse.

Kerry Kings und Gary Holts Riff-Salven aus der Hölle, gepaart mit Bostaphs punktgenauer Kesseltreiberei und Tom Arayas immer noch markerschütterndes Organ lassen alles andere auf dem Markt wieder einmal verstummen. Spätestens wenn die Band nach einer fünfminütigen Aufwärmphase ihren ersten Speed-meets-Thrash-Eckpfeiler des Albums "Take Control" in die Magengrube der Konkurrenz rammt, liegt der passionierte Kuttenträger den vier Protagonisten zu Füßen. Doch das ist erst der Anfang. Auch im weiteren Verlauf des Albums machen Slayer keine Gefangenen. Am Ende sind die Ohren dann wund.

Heile bleibt nur die Welt, in der vier dunkle Gestalten seit über 30 Jahren das Zepter schwingen und in der selbst der Teufel persönlich über den Untertan-Status nicht hinauskommt. Vor den Toren dieses musikgewordenen Imperiums hingegen herrscht Chaos, Schmerz und Leid. Und daran wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern. Zumindest wenn sich die "Drohung" von Kerry King bewahrheiten sollte: "Wir haben jetzt wieder Live-Material für die nächsten zwei oder drei Jahre am Start. Dann werde ich mich wieder hinsetzen und neue Songs schreiben."

"Repentless" ist ab 11. September erhältlich -  bei Amazon bestellen

Quelle: ntv.de

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