Dänen mit schizophrener Karriere D-A-D feiern Jubiläum wie Teenager
24.04.2014, 13:03 Uhr
D-A-D schreiben seit mittlerweile 30 Jahren dänische Rockgeschichte.
(Foto: Kim Wendt/ Dragon Productions)
30 Jahre Disneyland After Dark (kurz: D-A-D), das bedeutet 30 Jahre kraftvoller Melodic Heavy Rock und ein langes Kapitel dänischer Musikgeschichte. Während sie bei unseren nordischen Nachbarn absolute Stars sind, gelten die vier Jungs aus Kopenhagen hierzulande lediglich als Geheimtipp und sind bestenfalls durch ihren Hit "Sleeping My Day Away" bekannt. Damit sich das ändert, hat sich die Band zum Jubiläum ein Mammutprogramm auferlegt: Das Best-of-Album "30 Years 30 Hits" steht längst in den Regalen, 30 Gigs in ihrer Heimat Dänemark sind bereits absolviert - nun gilt es den Rest Europas zu rocken. In 30 verschiedenen Clubs, versteht sich. n-tv.de traf den Frontmann und Sänger Jesper Binzer kurz vor dem Konzert in Berlin.
n-tv.de: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Ihr rockt das Musikbusiness nun schon seit 30 Jahren. Ist es Zeit für die Rente?
Jesper Binzer: (lacht) Nein, es fühlt sich viel, viel besser an als je zuvor. Wir fühlen uns wie 17-Jährige, die gerade etwas großes Neues starten. Also es ist definitiv noch nicht Zeit für die Rente. Man muss ja auch bedenken: Heutzutage ergeben sich viel mehr Möglichkeiten als damals, als wir angefangen haben. Durch das Internet erreichen wir viel mehr Leute und es macht einfach mehr Spaß. Es ist schon wie eine Art Wiedergeburt.
Euer Programm für das Jubiläumsjahr sieht auch ganz danach aus - erst 30 Gigs in eurer Heimat, nun 30 Konzerte in Europa …
Ja, das Jahr ist einfach fantastisch. Nach den 30 Gigs kommen ja noch einmal 30 zusätzliche hinzu: Festivals in Schweden, Finnland, Deutschland und natürlich Dänemark. 30-30-30 eben. Und man muss sagen: Für uns wird es immer besser, vors Publikum zu treten! Daraus schöpfen wir auch unsere Motivation, wieder ins Studio zu gehen. Wir wollen verdammt nochmal spielen!
Gibt es ein Land, in dem ihr am liebsten auf Tour seid?
Das ändert sich immer wieder. Nun, in Dänemark verdienen wir mehr Geld als woanders und im Mittelmeerraum, in Italien, Spanien und Portugal verdienen wir überhaupt nichts. Aber es macht unheimlich viel Spaß, dort auf Tour zu sein. Ich denke aber, dass unsere internationale Karriere erst in Deutschland den nötigen Schub bekommen hat. Der Übergang von schwach zu kraftvoll ist uns sicherlich erst in Deutschland gelungen.
Welches war euer größtes, welches euer bestes Konzert?
Ohhhh … Möglicherweise die zwei oder drei ersten Shows auf der Orange Stage in Roskilde (Festival im dänischen Roskilde, Anm. d. R.), weil wir dort vor 90.000 Leuten spielen durften. Das war vielleicht unser größtes, unser bestes Konzert.
Kommen wir zu eurem Best-of-Album, "30 Years 30 Hits". Zwei Scheiben, die volle Packung D-A-D. Fiel die Auswahl der Songs schwer?
Nein, eigentlich nicht. Wenn wir eine Auswahl von 12, 15 oder 17 Tracks hätten erstellen müssen, dann wäre es knifflig geworden. Aber bei 30 konnten wir uns einigen. Es gab nur zwei Songs, bei denen wir überlegen mussten: "The Road Below Me" und … den anderen habe ich schon wieder vergessen (lacht). Aber insgesamt konnten wir uns einigen. 30 Jahre, 30 Hits - die 30 ist für uns eine wirklich großartige Zahl.
Das Album ist tatsächlich eine beeindruckende Compilation. Natürlich ist auch euer Mega-Hit "Sleeping My Day Away" mit von der Partie. Für mich einer meiner absoluten Lieblingssongs. Ich möchte dir jetzt eine Frage stellen, von der ich weiß, dass du sie schon Millionen Mal beantwortet hast. Aber vielleicht könntest du dich trotzdem noch einmal erbarmen: Was bedeutet dieser Song für euch?
Na klar. Es ist ein sehr ehrlicher Track. Es spiegelt unseren Lebensstil wider, den wir hatten, als wir ihn geschrieben haben. Es war auch ein Riff, der einfach ins Ohr ging und den wir immer und immer wieder spielen konnten. Für uns ist es ein sehr treffender Song mit treffendem Riff und treffendem Text. Und er hat sich für uns als Lokomotive für unsere gesamte Karriere herausgestellt. Es war einfach ein Lucky Punch und ist unser größter Song.
Wie würdest du nach all den Jahren euren Musikstil beschreiben?
Also, wir nennen es Classic Rock. Genau kann man das aber nicht definieren. Natürlich gibt es verschiedene Einflüsse wie zum Beispiel Blues, Punk oder Country, aber für uns ist es Classic Rock.
So eine Rockband wie ihr wird natürlich besonders gern auf Festivals gesehen. Doch obwohl ihr beispielsweise schon drei Mal auf dem Wacken-Festival gespielt habt, kennen euch die meisten Deutschen bestenfalls wegen "Sleeping My Day Away" oder dem fantastischen Album "No fuel left for the pilgrims". Ärgert euch das? In Dänemark seid ihr immerhin absolute Stars …
Vor zehn Jahren waren wir vielleicht etwas frustriert, aber heute nicht mehr. Wir haben eben eine schizophrene Karriere:
Für viele sind wir nur eine weitere Rockband aus Dänemark - in Dänemark sind wir aber Mainstream. Das ist schon witzig und irgendwie schizophren. Wir sind insgesamt aber sehr dankbar für unsere Karriere. In Dänemark können wir Geld verdienen - Geld, das wir dann für Shows im Süden von Europa ausgeben können (lacht).
Gibt es Bands, die euch in irgendeiner Art und Weise beeinflusst haben?
Ach, es gibt so viele Bands, die über die Jahre hinweg Einfluss auf uns hatten. Aber wenn, dann sind die Ramones unsere erste Wahl. Das ist eine richtige Rockband! Viele unserer ersten Werke wurden von einer Band namens "The Gun Club" mit dem Sänger Jeffrey Lee Pierce beeinflusst. Aber generell ändert sich das immer wieder. Um erfolgreich zu bleiben, ist es wichtig, dass man sich außerhalb des Classic Rock inspirieren lässt. Wenn D-A-D sich im Proberaum trifft, dann treffen vier verschiedene Musikgeschmäcker aufeinander. Deshalb ist es wichtig, dass wir etwas finden, das jeder von uns mag. Nur so sind wir auch groß geworden. Generell ist es also sehr schwer zu sagen, wer oder was uns speziell beeinflusst hat.
Mit wem würdet ihr gern einmal gemeinsam auf der Bühne rocken?
Wir wollen mit jedem spielen! Da sind wir vollkommen offen!
Warum sollte man einmal im Leben eine D-A-D-Show besucht haben?
Wir haben eine 30-jährige Ausbildung hinter uns und spielen intensiven Rock'n'Roll. Es ist außerdem wichtig eine D-A-D-Show zu besuchen, weil da sehr viel Liebe drin steckt. Liebe im Sinne von einer Menge Spaß und Intensität. Und auch wenn wir uns selbst überhaupt nicht ernst nehmen: Das, was wir machen, nehmen wir absolut ernst! Ich denke, dass das der perfekte Mix ist, den man sich unbedingt anhören sollte!
Einer eurer, deiner, größten Hits ist "I won’t cut my hair". Warum bist du in der Band der Einzige, der noch lange Haare trägt?
Ja, ich weiß auch nicht, was mit den anderen ist (lacht). Das wurde letztendlich mein ganz persönlicher Song. Mein Rat: Wenn du Haare hast, lass sie wachsen! Es ist definitiv ein Ausdruck dafür, dass man sich zu seinen Wurzeln bekennt. Aber man macht auch deutlich, dass man sich der Gesellschaft nicht anpasst.
Mit Jesper Binzer sprach Christoph Rieke
D-A-D on tour
24.04.2014 Cottbus - Glad House
25.04.2014 Nürnberg - Rockfabrik
26.04.2014 München - Backstage Werk
27.04.2014 Ludwigsburg - Rockfabrik
29.04.2014 Köln - Live Music Hall
30.04.2014 CH-Pratteln - Z7
01.05.2014 Frankfurt - Batschkapp
02.05.2014 Hannover - Capitol
03.05.2014 Hamburg - Große Freiheit
04.05.2014 Flensburg - Max
Quelle: ntv.de