Musik

Erst Pommesbude, dann Rockolymp Dream on, Steven Tyler!

Hat alles mitgenommen: Aerosmith-Frontmann Steven Tyler.

Hat alles mitgenommen: Aerosmith-Frontmann Steven Tyler.

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Keith Richards, Robert Plant, Gene Simmons: Manche Musiker können und wollen einfach nicht locker lassen. Auch bei Aerosmith-Frontmann Steven Tyler ist der Akku nach knapp 50 Bühnenjahren noch erstaunlich voll. Nun wird er 70.

New Hampshire, Ende der Sechziger: In den Straßen der beschaulichen Kleinstadt Sunapee breitet sich der Duft von frisch frittierten Fritten aus. Neben zahlreichen Stammgästen steht auch der junge Stephen Victor Tallarico mit großen Augen und knurrendem Magen vor der Küchentheke des örtlichen Diners. Steven ist sich sicher: Wer so gute Fritten machen kann, der verfügt auch noch über andere Talente. Kurz darauf sitzen Steven und der Aushilfskoch Anthony Joseph Perry gemütlich beisammen und entdecken erste Gemeinsamkeiten - darunter auch die Liebe zur Rockmusik.

Seit fast 50 Jahren teilen sich Tyler und Joe Perry die Bühne.

Seit fast 50 Jahren teilen sich Tyler und Joe Perry die Bühne.

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Zwischen leckeren Fritten und süffigem Bier markiert Steven einen entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben. Gemeinsam mit seinem neuen Kumpel Anthony beschließt er die Band zu gründen, die alles andere bisher Dagewesene in puncto Coolness in den Schatten stellen soll.

"In den Siebzigern nichts ausgelassen"

Ein paar Jahre später, im April 1975, ist der Traum Realität geworden. Unter dem Aerosmith-Banner ziehen die beiden umbenannten "Toxic Twins" Steven Tyler und Joe Perry eine Schneise des Chaos hinter sich her. Auf ihrem Weg in den Rockolymp stehen neben Millionen Fans auch zahlreiche balzwillige Groupies und kleinkriminelle Drogendealer Spalier. Für Steven präsentiert sich jeder Tag wie eine Kombination aus Weihnachten, Geburtstag und Silvester: "Wir haben in den Siebzigern nichts ausgelassen. Mädels, Dogen: Alles war im Überfluss vorhanden. Wir haben wirklich alles mitgenommen", erinnert sich der Frontmann heute.

Bestimmt auch ein stolzer Papa: Der Musiker mit seiner Tochter, der Schauspielerin Liv Tyler.

Bestimmt auch ein stolzer Papa: Der Musiker mit seiner Tochter, der Schauspielerin Liv Tyler.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Von der ersten Aerosmith-Probe bis zum Hier-und-Heute-Finale (Aerosmith befinden sich gerade auf "Aero Vederci"-Abschiedstour) geht es Steven Tyler immer nur um eins: Das Ausloten von Extremen. Mit seiner wilden Mähne und dem überdimensionalen Schmollmund wirkt der ehemalige Hobby-Autowäscher wie ein fleischgewordener Mick-Jagger-meets-Jack-Sparrow-Hybrid. Es gibt wohl keinen Rock-Fan auf der Welt, der den legendären, mit Halstüchern geschmückten Mikrofonständer des Sängers nicht kennt und nicht wenigstens einen der zahlreichen Aerosmith-Evergreens textsicher mitsingen kann.

Als Aushängeschild einer Band, die in knapp 50 Jahren mehr als 150 Millionen Tonträger verkauft hat, hat Steven Tyler an so manchem Kapitel im großen Rock'n'Roll-Geschichtsbuch mitgeschrieben. Gemeinsam mit Bands wie Led Zeppelin, Kiss und AC/DC ebneten Tyler und seine Mannen das Fundament für Hau-Drauf-Genres wie Heavy Metal, Grunge und Alternative.

Crossover-Trauzeuge

Die Band-Mitglieder von Guns N' Roses wären heute wohl frühpensionierte Postboten und Steuerbeamte, hätte sie das verruchte Charisma des hüftwackelnden Steven Tyler nicht irgendwann in den Achtzigern bei den Lenden gepackt. Auch bei der in den Achtzigern vollzogenen Schwarz-Weiß-Hochzeit zwischen Rap und Rock fungierte Steven Tyler als Trauzeuge ("Walk This Way"). Ebenfalls auf ewig dankbar sind all die ehemaligen MTV-Mitarbeiter, denen Steven Tylers Tochter Liv im Sommer 1994 nach schwächelnden Monaten wieder höchste Einschaltquoten bescherte ("Crazy").

Steven Tylers DNA ist mittlerweile auf dem ganzen Entertainment-Planeten verteilt. Während seine vier erwachsenen Kinder Liv, Chelsea, Mia und Taj erfolgreich zwischen Laufsteg, Konzertbühne und Filmstudio pendeln, klebt Steven Tyler auch mit 70 Kerzen auf dem Geburtstagskuchen noch an seinem markanten Mikrofonständer. Nach Abstechern ins Film- und Fernsehgeschäft ("Wayne's World 2", "Be Cool", "American Idol") und den finalen Spagat-Sprüngen auf der großen Aerosmith-Bühne zieht der alternde Lebemann im Hochsommer mit seinem Solo-Programm ("We're All Somebody From Somewhere") durch die amerikanischen Clubs. Aufhalten zwecklos. In diesem Sinne: Dream on, alte Rampensau …  

Quelle: ntv.de

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