Musik

Sommermusik II Futter für Ihren CD-Player

Von wegen Sommerloch! In den vergangenen Wochen stapeln sich die CD-Veröffentlichungen nur so. Falls Sie also noch die passende Musik suchen sollten, mit der Sie demnächst locker-lässig durch die Gegend cruisen können, hätten wir ein paar Tipps für Sie.

Hooverphonic: The Night Before

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(Foto: Sony Music)

Die Sache mit Hooverphonic ist komisch: Seit mittlerweile 15 Jahren sind die Belgier schon im Musikgeschäft unterwegs. Sie haben einige wirklich hörenswerte Alben aufgenommen (vor allem "The Magnificent Tree") und können wohl ohne Wenn und Aber zur einstigen Speerspitze des Trip Hop gezählt werden. Trotzdem sind sie in Deutschland nie so recht angekommen. Live-Auftritte von ihnen hierzulande sind eine Seltenheit. Manche Alben von ihnen bekam man in der Vergangenheit nur über den Umweg des Imports. Vielleicht ändert sich das nun auf ihre alten Tage und mit ihrer neuen Sängerin. Die bisherige Frontfrau des Trios Geike Arnaert verließ die Formation 2008, so dass sich die verbliebenen Bandmitglieder Alex Callier und Raymond Geerts eine neue Sängerin suchen mussten. Die wurde nun mit Noémie Wolfs gefunden, so dass der Weg zum neuen Album "The Night Before" frei wurde. Die brünette Wolfs unterscheidet von der blonden Arnaert nicht nur die Haarfarbe, sondern auch dass ihre Stimme vielleicht ein wenig rauchiger klingt als die der Vorgängerin. Dem Zauber der Musik tut das jedoch keinen Abbruch. Stattdessen haben es Hooverphonic wieder einmal geschafft, ein Album mit 12 traumhaft schönen melancholischen Popsongs zu machen. Die Trip-Hop-Wurzeln der Gruppe schimmern nur noch ab und an durch, dafür gibt es, wie auch schon bei den letzten Aufnahmen mit Arnaert, viele orchestrale Elemente und immer wieder dieses gewisse James-Bond-Feeling. Groß! Schulnote: 1 (vpr)

"The Night Before" von Hooverphonic im n-tv Shop bestellen

Foster The People: Torches

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(Foto: Sony Music)

Foster The People sind cool. Also, in dem Sinne cool, was gerade landläufig darunter so verstanden wird. Ihre Musik schippert im Fahrwasser von Bands wie MGMT oder Empire Of The Sun extrem lässig und groovig vor sich hin und eignet sich als Tanzflächenfüller ebenso wie zum beschwingten Staubsaugen (der Selbsttest hat das bereits bewiesen). Ja, Händeklatschen, Pfeifen, Kopfstimme und "Oh La Love"-Refrains gehen mit gechilltem elektronischen Sound zusammen, und hätte es in den 60er-Jahren schon ähnliche technische Möglichkeiten gegeben wie heute, dann hätten die Hippies wahrscheinlich zu dieser Musik freie Liebe gemacht. Der Song "Pumped Up Kicks" hat bereits den Status eines kleinen Club-Hits, doch das kalifornische Trio legt auf "Torches" noch einmal nach und liefert mit "Helena Beat", "Don't Stop (Color On The Walls)" oder "Houdini" die nächsten potenziellen Tanzbeinwärmer. Foster-The-People-Mastermind Mark Foster hat in seinem früheren Leben Werbespots vertont. Keine Frage, er weiß, wie man Zielgruppen anspricht. Coole Musik für coole Kids. Schulnote: 2. (vpr)

"Torches" von Foster The People im n-tv Shop bestellen

Brooke Fraser: Flags

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(Foto: Warner Music Group)

Globalisierung und Internet-Zeitalter zum Trotz dauert es manchmal ein wenig länger, bis Musik vom anderen Ende der Welt den Weg zu uns findet. Brooke Fraser ist so ein Fall. Zwei Alben hat die Neuseeländerin bereits veröffentlicht, die beide in ihrer Heimat die Spitze der Charts erklommen und dort Monate lang nicht mehr aus den Hitparaden wegzudenken waren. Doch erst jetzt, acht Jahre nach ihrem Debüt, nimmt man auch hierzulande von der 27-Jährigen Notiz. Ja, mehr noch: Mit ihrer Europa-Premiere "Something In The Water" gelang der Selfmade-Sängerin prompt der Sprung in die deutschen Single-Charts. Der Song mit dem catchy "Ah Ah Ah"-Refrain machte Lust auf mehr - das folgt nun mit dem Longplayer "Flags". Aber, Obacht! Der Ohrwurm "Something In The Water" stellt eine ziemliche Ausnahme auf dem Album dar, das sich ansonsten als eher stilles Wasser entpuppt. Irgendwo zwischen Folk und Songwriter-Arrangements gibt sich Brooke Fraser insgesamt reichlich getragen und bedächtig. Nur selten wie bei "Betty", "Coachella" oder dem Song mit dem Beat-Generations-Poeten im Namen, "Jack Kerouac", blitzt auch mal die Popmusikerin durch. Ein Album, das schön für verregnete Sonntage ist, aber alles andere als eine Hitschmiede. Schulnote: 3 (vpr)

"Flags" von Brooke Fraser im n-tv Shop bestellen

Cascada: Original Me

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(Foto: Universal Music)

Uns liegt es wirklich fern, grundsätzlich etwas gegen Ballermann-Mucke zu sagen. Spätestens wenn wir demnächst Sangria schlürfend vom Balkon unseres All-Inclusive-Hotels aus das Animationsprogramm am Pool verfolgen, kommen wir bestimmt in die entsprechende Stimmung. Aber Cascada gaukeln uns beim ersten Song ihres neuen, sage und schreibe bereits vierten Albums "Original Me" doch glatt vor, uns gar nicht auf die Balearen verführen zu wollen, sondern in die USA. "One, two, three … Wake me up in San Francisco", heißt es da. Ach, pfeif' auf den Text, Wassergymnastik lässt sich so oder so gut dazu vollführen. Und selbstredend wollen uns auch die anderen Songs des Albums zum "Sinner On The Dancefloor" machen, so lange bis die "Night Nurse" kommt und wir "Au Revoir" sagen. Das alles mit ganz viel grellen 80er-Jahre-Synthies, Vocoder, "Oh eh oh" und "Ah Ah Ahh". Manchmal darf natürlich auch ein Rapper ran, so dass wir uns vollends in die seligen Eurodance-Zeiten zurückversetzt fühlen. Kaum zu glauben, aber wahr: Für so viel Einfältigkeit bekam das Bonner DJ-Team um Sängerin Natalie Horler vergangenes Jahr sogar einen Comet verliehen. Da wollen wir natürlich nicht ausscheren und sagen: Ist dir Lady Gaga zu intellektuell, leg auf Cascada ganz, ganz schnell. Schulnote: 4 (vpr)

"Original Me" von Cascada im n-tv Shop bestellen

Owl City: All Things Bright And Beautiful

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(Foto: Universal Music)

Mit "Fireflies" und dem zugehörigen Album "Ocean Eyes" gelang dem Multiinstrumentalisten Adam Young, der sich hinter dem Namen Owl City verbirgt, im vergangenen Jahr ein gehöriger Achtungserfolg. Nun will er mit dem Longplayer "All Things Bright And Beautiful" daran anknüpfen. "Ich wusste schon immer, dass Owl City ein Ventil für eine positive Sicht der Dinge sein soll", sagt Young. Und: "Es gibt Melodien, die höre ich und weiß danach einfach, dass ich ein besserer Mensch sein könnte." Ganz im Sinne dieser Mission offeriert der US-Amerikaner einen Strauß an zuckersüßen Elektro-Pop-Melodien ohne viele Ecken und Kanten. Nur gelegentlich, etwa beim etwas schmissigeren "Kamikaze", dem mit Dance-Anleihen aufgepeppten "The Yacht Club" oder dem mit Rap-Einlagen versehenen "Alligator Sky" bricht Young zumindest mal ein klein wenig aus seinen Flower-Power-Pop-Gefilden aus. Keine Frage: Die Songs hören sich alle mehr oder weniger gut weg und sind nicht nur der passende Soundtrack für einen Spaziergang über eine Blumenwiese, sondern auch für einen Nachmittag im Stau. Doch zugleich ist es mit " All Things Bright And Beautiful" wie mit Zuckerwatte. Süß – aber irgendwann auch klebrig. Schulnote: 3 (vpr)

"All Things Bright And Beautiful" von Owl City im n-tv Shop bestellen

Nick Carter: I'm Taking Off

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(Foto: Warner Music Group)

Nick Carter war zu Hochzeiten der Backstreet Boys der wohl größte Mädchenschwarm weit und breit. Und er war das jüngste Mitglied der Gruppe. Dementsprechend steht zu befürchten, dass uns von dem heute 31-Jährigen auch künftig noch die eine oder andere Veröffentlichung ins Haus stehen wird. Jedenfalls liegt mit "I'm Taking Off" nun sein zweites Solo-Album vor, das so uninspiriert klingt, dass man sich tatsächlich noch allemal lieber "Backstreet's Back" wünschen würde. Carter fischt hier und da im angesagten Techno-Dance-Gewässer ("Burning Up", "Not The Other Guy"), versucht es an anderer Stelle mit einem Touch Soul ("Special") und wiederum andernorts mit ein paar Gitarren-Sprengseln ("Addicted", "I'm Taking Off"). Im Ergebnis jedoch kommt dabei ein vollkommen liebloser Einheitsbrei heraus, der aus dem einen Ohr so schnell wieder heraus ist, wie ihn der Schall dummerweise ins andere transportiert hat. Wie eine dicke Sülze liegt über allem Carters von nahezu jeglicher Akzentuierung freier Gesang. Muss man mit dem Sänger Mitleid haben? Weil er ein Ex-Boyband-Star ist? Weil er in der Vergangenheit massive Drogen- und Alkoholprobleme hatte? Nein, jedenfalls nicht, solange die Backstreet Boys auch als Gruppe noch ein paar Platten verkaufen und solange er eine derartige Grütze auf CD-Rohlinge pressen lässt. Einzig der Song "Falling Down", der wenigstens noch ein einigermaßen annehmbarer Popsong ist, bewahrt "I'm Taking Off" davor, gänzlich "ungenügend" zu sein. Schulnote: 5- (vpr)

"I'm Taking Off" von Nick Carter im n-tv Shop bestellen

Broilers: Santa Muerte

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(Foto: EMI Music)

Die Broilers machen es einem nicht leicht. Und das nicht nur wegen ihres bescheuerten Namens - wer nennt seine Band denn bitte wie ein Brathähnchen? Okay, das kann man noch als Jugendsünde durchgehen lassen, schließlich liegt die Namenswahl schon ein paar Jährchen zurück, als die Gruppe damit offenbar ihre Zugehörigkeit zur (Br)Oi(ler)-Punk-Szene zum Ausdruck bringen wollte. Aber auch musikalisch und textlich ist die Band eine harte Nuss. Irgendwie bewegt sich das Ganze zwischen Bierdosen-Fun- und Attitüden-Politpunk - auch beim mittlerweile fünften Album "Santa Muerte". Nachdenklicher und geistreicher als die meisten Ergüsse der Toten Hosen sind die Songs der Broilers dabei allerdings allemal. Und das, obwohl die beiden Bands nicht nur die gemeinsame Herkunft aus Düsseldorf eint, sondern die Broilers mittlerweile auch beim Tote-Hosen-Label JKP unter Vertrag sind. "Santa Muerte" ist ein musikalischer Ritt über den Bodensee. Immer umspült von einer Punkwelle werden darauf die unterschiedlichsten Stile von Ska über Reggae bis Rockabilly verquirlt. Was dabei herauskommt, sind einige großartig schmissige und kluge Songs wie "Harter Weg (Go!)", "Schwarz, Grau, Weiß" oder "33 rpm" auf der einen und Lieder wie "Gemeinsam" oder "Wie weit wir gehen" auf der anderen Seite, die sicher bestens für den alternativen Karneval taugen, aber einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. Den Deutschen scheint's zu gefallen - "Santa Muerte" stieg doch glatt auf Platz 3 in die deutschen Album-Charts ein. Und auch wir wollen die Scheibe mal nicht schlechter machen als sie ist. Schulnote: 2 (vpr)

"Santa Muerte" von Broilers im n-tv Shop bestellen

Biffy Clyro: Revolutions (Live At Wembley)

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(Foto: Warner Music Group)

Wer braucht schon einen Schotten-Rock, wenn es Schotten-Rocker gibt?! Rund 15 Jahre sind Biffy Clyro bereits im Geschäft, haben fünf reguläre Studio-Alben und eine ganze Latte an Singles veröffentlicht. Auch wenn sie es zu ganz großen Ehren bislang nur in Großbritannien gebracht haben, wo ihre letzten beiden Alben sogar den Sprung in die Top Ten schafften, haben sie sich mittlerweile auch außerhalb des Vereinigten Königreichs eine stabile Fanbase erspielt. Für die Fans dürfte die Anschaffung von "Revolutions", dem ersten Live-Album des Trios, ohnehin ein Pflichtkauf sein. Doch auch alle anderen könnten zuschlagen, wenn sie sich mal einen Überblick über das Schaffen der melodischen Prog-Rocker verschaffen möchten. Bei ihrem Konzert in Wembley ließen Biffy Clyro schließlich nichts aus, sondern vollzogen einen musikalischen Rundumschlag ihrer gesamten Bandgeschichte - von einem Klassiker wie "57" bis hin zu neueren Mitgröhl-Songs wie "Mountains". Wem das noch nicht reicht, der kann sich zudem den gesamten Gig auch auf der beiliegenden DVD ansehen. Auf dieser erfährt man auch so Einiges über den Band-Alltag der Jungs aus den Lowlands - vorausgesetzt, man ist des Schottischen einigermaßen mächtig. Als Live-CD nicht bewertet (vpr)

"Revolutions (Live At Wembley)" von Biffy Clyro im n-tv Shop bestellen

Compact Space: Nameless

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(Foto: Warner Music Group)

Möglicherweise haben sich Christian Eigner und Daryl Bamonte, die zusammen mit Sänger Florian Kraemmer die britisch-österreichische Gruppe "Compact Space" bilden, den Titel ihres Albums "Nameless" nicht ganz zufällig ausgedacht. Schließlich sind sie so etwas wie namenlose Mitglieder von Depeche Mode - beide arbeiteten jahrelang mit den Synthie-Pop-Pionieren zusammen, etwa als Live-Musiker auf deren Tourneen. Und ja, Depeche Mode haben definitiv ihre Spuren bei dem Trio hinterlassen. Allerdings nur, was den grundsätzlichen Elektropop-Sound angeht. Denn ansonsten gehen Eigner, Bamonte und Kraemmer auf "Nameless" deutlich chilliger zu Werke, als das ihre großen Vorbilder in der Regel tun. Nur in Ausnahmefällen wie bei "Push Push" oder "Lonely Star" treibt die Musik mal etwas geradliniger nach vorne. Meist dominiert jedoch ein äußerst dichtes Soundgeflecht, das reichlich sphärisch daher kommt. Insofern passt natürlich auch der Name "Compact Space" richtig gut. Schulnote: 2 (vpr)

"Nameless" von Compact Space im n-tv Shop bestellen

The Prodigy: World's On Fire

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(Foto: Universal Music)

Wer The Prodigy mal live erlebt hat, weiß, was sie da einem für ein Brett um die Ohren hauen können. Und wer das im heimischen Wohnzimmer noch einmal nachempfinden und möglicherweise auch die Nachbarn daran teilhaben lassen möchte, hat nun die Chance dazu. "World's On Fire" heißt das erste Live-Album des Trios mit 17 Songs, die beim von der Band selbst organisierten Warrior's Dance Festival in der Milton Keynes Bowl Arena, einem Amphitheater nahe London, aufgenommen wurden. Selbstredend sind darunter Klassiker wie "Firestarter", "Breathe" und "Smack My Bitch Up" genauso zu finden wie die Hits vom letzten Studioalbum "Invaders Must Die". Wem es nicht genügt, sich nur über die Kopfhörer von The Prodigy das Hirn wegblasen zu lassen, kann sich den Auftritt zudem auch auf der beiliegenden DVD ansehen. Diese bietet darüber hinaus weitere Extras wie Aufnahmen von ihrer vergangenen Tour. Benoten muss man das nicht - The Prodigy liebt oder hasst man. (vpr)

"World's On Fire" von The Prodigy im n-tv Shop bestellen

Beyoncé: 4

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(Foto: Sony Music)

Um so ein Album vorzulegen, muss man wahrscheinlich schon ein Superstar wie Beyoncé sein. Mit ihrem schlicht und ergreifend "4" betitelten vierten Solo-Werk macht die frühere Destiny's-Child-Sängerin nämlich der Bezeichnung "Soul-Diva" alle Ehre. Bereits der Eröffnungssong "1+1" ist eine beinahe-Gospel-artige Ballade, die nahezu ausschließlich auf die Stimmgewalt der 29-Jährigen setzt. Und so geht es Schlag auf Schlag weiter: Ein getragener Song reiht sich an den anderen, erst zum Ende hin nimmt das Album mit "Countdown", "End Of Time" und der ersten Single-Auskopplung "Run The World (Girls)" noch ein bisschen an Fahrt auf. Dancefloor-Klänge? Fehlanzeige! Die gibt es am ehesten noch auf der Bonus-CD der Deluxe-Ausgabe des Albums in Form von drei Remixen von "Run The World (Girls)". Man könnte das mutig nennen. Man könnte auch sagen, Beyoncé hat es scheinbar nicht wie so viele andere derzeit nötig, sich dem Lady-Gaga-Sound anzubiedern. Man könnte allerdings auch zu dem Schluss kommen, dass Frau Knowles hier ein ziemlich dröges Werk mit reichlich triefendem Soul-Kitsch vom Stapel gelassen hat. In jedem Fall ist "4" zwiespältig. Schulnote: 3-4 (vpr)

"4" von Beyoncé im n-tv Shop bestellen

Jennifer Lopez: Love?

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(Foto: Universal Music)

Mit der Single "On The Floor" landete Jennifer Lopez tatsächlich ihren allerersten Nummer-1-Hit in Deutschland. Ähnliches Potenzial dürfte keiner der anderen elf Songs auf "Love?" haben - die "Lambada"-Anleihen sind schwer zu toppen. Nichtsdestotrotz lassen sich auf dem Album durchaus noch andere Stücke finden, die beim Hören direkt zum Siegeszug ins Trommelfell ansetzen. "(What Is) Love?" etwa, "Papi" oder "I'm Into You" mit Rapper Lil Wayne, das mittlerweile als zweite Single aus dem Album ausgekoppelt wurde. Dass dem so ist, dürfte nicht zuletzt an Produzent RedOne liegen, ansonsten bekanntlich einer von Lady Gagas Haus-und-Hof-Angestellten. Doch trotz der Ohrwurm-Qualitäten mancher Songs und des Feinschliffs durch den Starproduzenten, klingt "Love?" manchmal ein wenig zu altbacken und zu sehr nach Kinderdisco. Schade, denn die Latino-Queen hätte - wie "On The Floor" ja bewiesen hat - auch mit ihren 41 Jahren eigentlich sicher noch mehr drauf. Schulnote: 3 (vpr)

"Love?" von Jennifer Lopez im n-tv Shop bestellen

The Kenneth Bager Experience: The Sound Of …

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(Foto: Sony Music)

Es gibt Alben, bei denen fällt es wirklich schwer, die Musik darauf zu beschreiben. Dass "The Sound Of …" von der Kenneth Bager Experience so eins sein würde, war irgendwie zu erahnen. Schon das trashige Cover erlaubt einem kaum Rückschlüsse auf den Inhalt: Freejazz? Eurodance? Techno? Und der Begleittext der Plattenfirma zu dem Album tut sein Übriges: "Dies ist ein verrückter und märchenhaft glücklicher Ort: Balearischer Elektro bildet den Soundtrack für Szenen der Dekadenz, schöne Frauen tollen in Spitzenunterwäsche herum, weiße Kaninchen gelten als gleichwertig - und der Mann, der die Party dirigiert, ist angezogen wie Mozart mit Kult-Brille." Aha! Und siehe da: Wenn man die CD dann einlegt, eröffnen sich einem tatsächlich ziemlich skurrile und zugleich ungewöhnliche Klangwelten. Elektro verschmilzt mit Swing, Soul, House und Bläser-Fragmenten zu einem seltsam schimmernden Soundgebilde. In seiner Heimat Dänemark ist der 49-jährige Kenneth Bager dabei schon lange kein Unbekannter mehr. Bereits in den 80er-Jahren machte er sich als House-DJ und Organisator der "Coma Club"-Partys einen Namen. Für "The Sound Of …" hat er sich die Unterstützung zahlreicher Gastmusiker eingeholt, unter anderem etwa von "I Need A Dollar"-Sänger Aloe Blacc bei der ersten Singleauskopplung "The Sound Of Swing (Oh Na Na)". In jedem Fall hörenwert, weil ganz und gar nicht alltäglich. Schulnote: 2 (vpr)

"The Sound Of ..." von The Kenneth Bager Experience im n-tv Shop bestellen

Joy Division / New Order: Total

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(Foto: Warner Music Group)

Nein, eigentlich braucht man weder über Joy Division noch über New Order groß Worte zu verlieren. Dass Erstere die ultimativen Wegbereiter düsterer Alternative-Klänge waren, ist hinlänglich bekannt. Auch dass der Selbstmord von Sänger Ian Curtis dazu führte, dass sich die verbliebenen Joy-Division-Mitglieder in New Order umbenannten und fortan eher elektro-poppige Klänge einschlugen, dürfte den meisten geläufig sein. Egal, ob "Love Will Tear US Apart" von Joy Division oder "Blue Monday" von New Order - beide Songs werden dem Begriff "Evergreen" im Wortsinne gerecht und hoffentlich für alle Zeiten im kollektiven Musik-Gedächtnis bleiben. Aber die beiden Bands auf diese zwei Lieder zu reduzieren, greift natürlich völlig zu kurz. Vielleicht hat man sich deshalb gedacht, noch einmal ein Album zu veröffentlichen, das einen Querschnitt des Schaffens beider Gruppen präsentiert. 18 Songs sind auf "Total" enthalten - 5 von Joy Division und 13 von New Order. Mit "Hellbent" befindet sich darunter auch ein bislang unveröffentlichtes Stück, das jedoch bereits aus der Zeit des bis dato letzten Studio-Albums der Jungs aus Manchester 2005 stammt. Für jugendliche Einsteiger, die die beiden Gruppen erst mal kennenlernen wollen, ist diese Compilation sicher okay. Für alle anderen macht sie wenig Sinn. Sie sollten sich, wenn noch nicht geschehen, lieber dringend die regulären Alben von Joy Division und New Order besorgen. Und zwar alle. Das ist Pflicht. Als Compilation nicht bewertet (vpr)

"Total" von Joy Division / New Order im n-tv Shop bestellen

Kellermensch: dto.

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(Foto: Universal Music)

Ha, reingefallen! Sie dachten bestimmt, Kellermensch kämen aus Deutschland. Stimmt aber nicht - die Mitglieder der Band, ganze sechs an der Zahl, sind Dänen. Ihr selbstbetiteltes Debüt ist eigentlich schon zwei Jahre alt, doch erst jetzt wurde es auch in Deutschland veröffentlicht. Und die Plattenfirma ist sich sicher: Sie gehören zu den heißesten Rock-Newcomern, die "euphorische Kritiker und Tränen vor Glück in den Gesichtern" hinterlassen. Nun gut, geweint haben wir beim Anhören des Albums nicht, aber doch ziemlich gestaunt. Kellermensch bringen zusammen, was eigentlich nicht zusammen gehört. Melancholischer Gesang wechselt sich mit Metal-mäßigem Shouter-Gegrunze ab, Streicher treffen auf Rock-Gitarren, mal fühlt man sich für einen Moment an Tool erinnert, mal an die Killers, mal an melodischen Hardrock und dann wieder kurzzeitig an Radiohead. Ausnahmsweise sei nochmal die Plattenfirma zitiert: "Kellermensch nehmen sich nämlich von allem nur Das Beste: Die Traurigkeit Joy Divisions, die Coolness eines Nick Cave, die Erhabenheit Neil Youngs, das Avantgardistische der Einstürzenden Neubauten, die Leidenschaft der Kings Of Leon oder auch die manische Getriebenheit von Neurosis." Stimmt irgendwie. Allerdings dürften die kreischenden Gesangsparts dazu führen, dass allzu zart Besaitete trotzdem mit der Musik nichts anfangen können. Alle anderen: Anhören! Schulnote: 2 (vpr)

Das Album von Kellermensch im n-tv Shop bestellen

Mads Langer: Behold

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(Foto: Sony Music)

Meine Güte: Manchmal fragt man sich, wie bei nur rund 5,5 Millionen Einwohnern eigentlich so viele Musiker aus Dänemark kommen können. Vielleicht weil die da alle früher oder später wegziehen? Mads Langer jedenfalls lebt mittlerweile seit rund zwei Jahren in London, nachdem er zuvor auch schon einige Zeit in den USA verbracht hat. In Dänemark kennt man ihn bereits, hier hat er schon zwei Alben veröffentlicht. Doch erst jetzt mit "Behold" will der 27-Jährige auch international durchstarten. Einen kleinen Hit hat er mit der Neuinterpretation des 90er-Dance-Songs "You're Not Alone", im Original von Olive, bereits gelandet. Vergleiche zu Milow, der ja seinen bisher größten Hit ebenfalls mit einer Coverversion ("Ayo Technology") landete, drängen sich geradezu auf. Allerdings geht Mads Langer insgesamt deutlich bedächtiger zu Werke als sein belgischer Singer-Songwriter-Kollege. Langers Songs werden oftmals über weite Strecken ausschließlich von Akustik-Gitarre und Klavier getragen. Sie klingen nachdenklich und nur selten fröhlich. Über allem thront seine wehmütig-melancholische Stimme, die mal an einen depressiven Coldplay-Sänger Chris Martin, mal an Radioheads Thom Yorke beim Versuch, geradeaus zu singen, erinnert. Bei Mädels könnte Mads Langer damit mitten ins Herz treffen, Jungs indes dürfte das etwas zu schwülstig sein - daher gibt es nur die Schulnote 3. (vpr)

"Behold" von Mads Langer im n-tv Shob bestellen

Danger Mouse und Daniele Luppi (Starring Jack White & Norah Jones): Rome

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(Foto: EMI Music)

Vergessen Sie Synthesizer. Vergessen Sie Computer. Vergessen Sie Schnick-Schnack. Dieses Album ist eine Zeitreise zurück in die analoge Welt einer längst vergangenen Ära. Dieses ungewöhnliche Projekt basiert auf einer ungewöhnlichen Kollaboration: Star-DJ und Produzent Danger Mouse, auch bekannt als die eine Hälfte von Gnarls Barkley, hat sich mit Film-Komponist Daniele Luppi, Ex-White-Stripes-Sänger Jack White und Singer-Songwriterin Norah Jones zusammengetan, um dem italienischen Western-Sound der 60er-Jahre zu huldigen. Fünf Jahre wurde an dem Werk gebastelt, bis es schließlich mit Musikern, die auch schon an "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "Zwei glorreiche Halunken" mitgewirkt hatten, eingespielt wurde. Nicht irgendwo, sondern just im Ortophonic Studio in Rom, in dem auch Ennio Morricone zu Gange war. Und nicht irgendwie, sondern mit Original-Instrumenten aus jener Zeit und live auf Band. Herausgekommen ist ein nostalgischer Klangteppich, so verträumt schön, dass man in diesem Moment am liebsten alle digital glatt gebügelten CD's der neueren Zeit aus dem Schrank nehmen und auf die Straße werfen möchte. Schulnote: 1 (vpr)

"Rome" von Danger Mouse und Daniele Luppi (Starring Jack White & Norah Jones) im n-tv Shop bestellen

Mona: dto.

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(Foto: Universal Music)

Mal ehrlich: Hat Sie das letzte Album der Kings Of Leon noch vom Hocker gerissen? Falls nicht, dann sind Mona definitiv die richtige Alternative. Die vier Jungs kommen aus Nashville/Tennessee - woher auch sonst? - und legen mit ihrem selbstbetitelten Debüt ein Südstaaten-Rockalbum vor, das sich gewaschen hat. Sänger Nick Browns Gesang klingt genauso Whisky-geschwängert wie leidenschaftlich und nimmt einen vom ersten Moment an gefangen. Dazu beweisen er und seine Bandkollegen ein Händchen für gute Melodien und reihen auf dem von Rich Costey, der auch schon für Muse, die Foo Fighters oder Glasvegas tätig war, abgemischten Album einen Ohrwurm an den anderen, kaum einer länger als 3 Minuten. Live geht das erst recht richtig nach vorne. Sie glauben uns nicht? Als Anspieltipps geben wir Ihnen mal "Listen To Your Love", "Teenager", "Lean Into The Fall" und "Trouble On The Way" mit auf den Weg, und dem Album geben wir die Schulnote 1. (vpr)

Das Album von Mona im n-tv Shop bestellen

Ladi6: The Liberation Of …

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(Foto: Eskapaden)

Eigentlich würde man mit Karoline Tamati, die als Sängerin auf den Künstlernamen Ladi6 hört, gerne tauschen. Sie kommt aus Neuseeland und damit dem Fleckchen, das auf dieser Erde dem Paradies womöglich am nächsten kommt. Doch stattdessen zieht es die 30-Jährige samoanischer Herkunft vor, mit uns zu tauschen - zumindest vorübergehend hat sie ihr Domizil in Berlin aufgeschlagen. Vielleicht jedoch auch nicht die schlechteste Idee, um ihre Musik auch auf der Nordhalbkugel des Planeten bekannt zu machen. Musik, die sehr viel Soul hat. Doch auch ihre Hip-Hop-Wurzeln kann und will Ladi6 nicht verleugnen. Richtig groovig ist diese Mischung beim Opener "Bang Bang", dem Quickie "98 Til Now" und der Single-Auskopplung "Like Water". Die restlichen der insgesamt zehn Songs auf dem Album indes dürften nur eingefleischte Soul-Fans wirklich erreichen, die aber richtig. Schulnote: 2 (vpr)

"The Liberation Of ..." von Ladi6 im n-tv Shop bestellen

Simple Plan: Get Your Heart On!

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(Foto: Warner Music Group)

College-Rock ist das erste, was einem bei Simple Plan durch den Kopf schießt. Allerdings sind die auch schon allesamt um die 30 Jahre alten Mitglieder aus dem College-Alter eigentlich inzwischen raus. Nichtsdestotrotz liefern die Kanadier auch auf ihrem vierten Album "Get Your Heart On!" den gewohnten Gitarren-Punk-Pop ab, der klingt, als hätten sie ihn unter der Schulbank in der letzten Reihe zusammengeschraubt und dabei ein bisschen bei Blink 182 abgeschrieben. Das ist jedoch nicht unbedingt etwas Schlechtes. "Get Your Heart On!" versprüht durchweg gute Li-La-Laune und ist über weite Strecken der richtige Soundtrack, um im Sommer bei offenem Verdeck am Stadtrand vorbei zu cruisen und den Mädels zuzuwinken. Vorausgesetzt, man hat schon den Führerschein. Aber auch ältere Semester könnten bei dem Album Fahrt aufnehmen, jedenfalls, solange sie nicht so genau auf die Texte hören, die sich teils schon schwer an der Peinlichkeits-Schmerzgrenze bewegen. Das eher schwache "Anywhere Else But Here", die schnulzig-missglückte Ballade "Gone Too Soon" und den auch Mark Medlock gut zu Gesicht stehenden Sing-a-long-Sommer-Song "Summer Paradise" blenden wir mal aus und vergeben die Collegenote 2. (vpr)

"Get Your Heart On!" von Simple Plan im n-tv Shop bestellen

Queen: Remastered

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(Foto: Universal Music)

Nein, über die Alben von Queen an sich muss man nicht sprechen. Sie sind nahezu allesamt Klassiker der Rock-Geschichte - allen voran "News Of The World", auf dem sich mit "We Will Rock You" und "We Are The Champions" zwei Hymnen für die Ewigkeit befinden. Gleichwohl lohnt es sich ein paar Worte über die Neuauflage des kompletten Queen-Katalogs zu verlieren. Bereits im März erschienen "Queen", "Queen II", "Sheer Heart Attack", "A Night At The Opera" und "A Day At The Races" neu abgemischt. Jedem Album wurde eine Bonus-CD mit bislang unveröffentlichten Varianten oder Live-Versionen einzelner Songs beigelegt. Das neu zusammengestellte Album "Deep Cuts" verschaffte zudem einen Überblick über das Werk von Freddy Mercury & Co in ihrer frühen Schaffensperiode. Anlässlich des 40. Band-Jubiläums gingen im Juni die Neuveröffentlichungen in die nächste Runde. Nun liegen auch "News Of The World", "Jazz", "The Game", "Hot Space" und der "Flash Gordon"-Soundtrack im schicken und aufgemotzten Gewand vor. Und "Deep Cuts 2" liefert darüber hinaus einen Querschnitt dessen, womit Queen von 1977 bis 1982 die Musikwelt aufrollten. Der letzte Schwung der neu aufgelegten Queen-Alben dürfte im Herbst folgen. Wem diese Standardwerke der Rockgeschichte in seiner Platten- und CD-Sammlung noch fehlen, sollte jetzt zuschlagen. Besser und umfangreicher wird's nicht. Als Re-Releases nicht bewertet (vpr)

Lese-Tipp: Westerngitarre Test und Vergleich bei n-tv!

Quelle: ntv.de

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