Musik

Der unermüdliche, unverwüstliche Boss "High Hopes" erfüllt hohe Erwartungen

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Dieser Mann altert nicht. Seine Musik altert nicht. Wäre es vermessen zu sagen, dass auch seine Fans nicht altern? Nein! Warum? Wer zu schätzen weiß, was Bruce Springsteen da auf der Bühne und im Studio macht, der kann nicht alt in der Birne sein.

Überhaupt - sollte man ständig über das Alter reden? Ist es nicht egal? Leben wir nicht in einer Gesellschaft, in der es gerne heißt: "50 ist das neue 30" und in der die Generationen immer näher aneinanderrücken? Ist nicht bald eh alles eine Soße? Papa "singt" bei Eminem mit, Mama rastet noch immer bei "Rappers Delight" wie 1979 auf ihrer Konfirmandenreise aus, die Kinder hören Heino Reloaded, und Bushido finden alle scheiße - wer oder was soll sich da denn bitte noch irgendwo abgrenzen? Eben.

Abgrenzen ist irgendwie ein blödes Wort - aber man muss dennoch sagen, dass sich Bruce Springsteen mit seinen 64 Jahren absolut abgrenzt, und zwar von der Masse, von seinen Altersgenossen, von den Langweilern, den Moralaposteln, denen, die mit Ende 20 schon an die Rente denken und denen, die Musik nur nach Zeitgeist machen. Bruce dagegen macht sein Ding, schon so lange und hoffentlich noch sehr lange.

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Haben eine Menge zu sagen: Springsteen und Morello.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Worum geht's auf dem neuen Album? Eine Mischung aus bisher unveröffentlichten Songs, aufpolierten Studiofassungen bewährter Live-Gassenhauer und Springsteen-artig interpretiertes Fremdmaterial sind auf dem Doppelalbum zu hören. Da ist für jeden was dabei, und vielleicht könnte das ein Vorwurf sein (zu gefällig, nix Neues), vielleicht ist es aber auch genau die richtige Art, sein Publikum bei sich zu behalten. Ohne das Gefühl zu haben, dass man krampfartig bei der Stange gehalten werden soll. Es wirkt immer so, als ob Springsteen einfach nur das macht, wozu er gerade Lust hat. Und er hat eben auf vieles Lust: auf Rock, auf Pop, auf gefühlvolle Balladen und auf Folk, er knarzt seine Enttäuschungen heraus, meckert mit den Mächtigen und wird dennoch von ihnen geliebt. Er singt über das Leid und die Armut und dabei ist er einer der reichsten Künstler. Er tröstet uns. Und er bleibt so authentisch. Frauen lieben ihn. Männer verehren ihn. Wer keine Meinung hat, hat zumindest Respekt vor ihm.

Respekt hat auch er, vor dem Leben. Und es macht ihm nichts aus, der von ihm grundsätzlich geschätzten Obama-Regierung ihre Fehler dennoch aufs Brot zu schmieren, zum Beispiel mit dem Protest-Song "American Skin (41 Shots)". Damit erinnert Springsteen an einen von einem weißen US-Bürger erschossenen schwarzen Jugendlichen - Trayvon Martin. Der 17-Jährige starb, weil ein Nachbarschaftswachmann sich bedroht fühlte. Er wurde freigesprochen, obwohl es keine stichhaltigen Argumente dafür gab, dass der Jugendliche ihn in irgendeiner Form angegriffen hatte.

Volle Wucht voraus

Mit so einiger Wut, aber auch jeder Menge frischer Energie kann auch Tom Morello auf "High Hopes" punkten. "While My Guitar Gently Weeps" war gestern, Morellos Gitarren-Salven haben Wumms: Der Frontmann der linken US-Alternative-Band Rage Against The Machine begleitet Springsteen seit einiger Zeit live und hat nun auch im Studio seinen Senf dazu gegeben. "Tom und seine Gitarre wurden meine Muse, sie hoben dieses ganze Projekt auf ein neues Level", schwärmt der Boss.

Springsteen zeigt sich selbst als Fan, wenn er "Just Like Fire Would" von den australischen Punk-Rockern The Saints oder "Dream Baby Dream" vom US-Avantgarde-Duo Suicide covert. Noch ein Grund mehr, ihn zu lieben, denn er verleiht den Stücken der anderen eine Note, die zwar total "springsteen" ist, aber dem Song nicht den Ursprung raubt.

Dass Bruce Springsteen nicht nur die treuesten Fans hat, sondern auch selbst einer der Treuesten ist, beweist er nicht nur auf seinen bombastischen Konzerten, sondern auch auf "High Hopes" damit, dass er das Andenken der in den vergangenen Jahren gestorbenen Mitglieder seiner legendären E Street Band bewahrt: Saxofonist Clarence Clemons und Keyboarder Danny Federici sind auf "Down In The Hole" oder "The Wall" zu hören.

Mit "High Hopes" jedenfalls startet das Jahr 2014 ganz wunderbar.

"High Hopes" von Bruce Springsteen erscheint am 10. Januar bei Sony Music - bei Amazon bestellen

Quelle: ntv.de, mit dpa

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