Nach immensen Radiohits wie "I’m yours" oder "I won’t give up" hat er jetzt zusammen mit der Folkband Raining Jane das Album "YES!" aufgenommen. Wir trafen Mraz an dessen 37. Geburtstag (am 23. Juni) in einem Berliner Hotel.

n-tv.de: Erstmal herzlichen Glückwunsch. Hast du schön reingefeiert?

Jason Mraz: Ich bin meiner Tradition treu geblieben. An jedem meiner Geburtstage schreibe ich einen Song, und gestern Abend fing ich um 11 Uhr an, diese Auftragsarbeit für eine andere Band zu komponieren, und um 2 Uhr war der Song soweit fertig. Als ich 35 wurde, schrieb ich ein Lied für eine Antizucker-Kampagne, das ist bis heute mein Lieblings-Geburtstags-Song. In dem Video spielten niedliche Bären mit, die zu dick waren, schlechte Zähne und Diabetes hatten.

Du selbst ernährst dich seit Jahren vegan und weitgehend von Rohkost, richtig?

Oh ja. Ich bin eigentlich sehr einfach gestrickt, was die Ernährung angeht. Natürlich muss es sein, und ohne tierische Produkte.

Jason, dein Album heißt "YES!" Wir verstehen die Botschaft, es geht dir super, du willst Optimismus und frohe Stimmung verbreiten. Doch hätte es ein schlichtes "Yes" nicht auch getan?

(lachend) Du kannst froh sein, dass ich die Platte nicht "YESSS!" genannt habe, das hätte dann geklungen wie ein Jubelschrei beim Tor. Ich finde, das "Ja" kann gar nicht laut und plakativ genug artikuliert werden. "Yes" ist die Mutter aller positiven, motivierenden Wörter. Ich sage ja zur Liebe, ja zum Leben, ja zu dieser Platte. Ich bin in jeder Beziehung glücklich, und das wollte ich mit dem Albumtitel dokumentieren.

Die Songs selber sind total lebensbejahend. In "Hello, you beautiful Thing" begrüßt du sogar den Tagesanbruch so freudig wie eine Geliebte.

Klar! Wenn du aufwachst und denkst "Oje, heute wird ein schlimmer, stressiger Tag", dann wird es das auch. Wenn du aber denkst "Hurra, heute habe ich viel zu tun, und es wird großartig", dann triffst du die richtige Entscheidung - die Entscheidung, glücklich zu sein.

Du solltest Motivationskurse anbieten.

Nichts anderes tue ich doch. Wenn ich mit meiner Musik das Leben feiere, dann hinterlasse ich einen positiven Eindruck und ein gutes Gefühl beim Hörer. Genuss, Freude, Sorglosigkeit, das sind meine Werte, mein Antrieb. Ich bin überzeugt, dass Musik auch Traurigkeit und gebrochene Herzen heilen kann.

Selbst Trennungslieder wie "I won’t give up" vom vorherigen Album hören sich bei dir ja noch fröhlich an.

Ich weiß, dass Melancholie existiert, aber ich verbringe nicht viel Zeit mit ihr. Lieber singe ich in "Long Drive" darüber, wie ich als Teenager mit meiner Freundin verliebt im Auto über die Felder fuhr, oder ich sage in "Quiet", dass du dich nicht immer um die ganze Welt, sondern manchmal ausschließlich und hingebungsvoll um den einen Menschen kümmern sollte, der gerade neben dir steht oder liegt.

Du hast "YES" mit dem Frauenfolkquartett Raining Jane aufgenommen, die vier Mädels sind langjährige Freundinnen von dir, "YES!" wird als dein erstes Akustik-Album vermarktet. Ist der Unterschied zu deinem bisherigen Werk wirklich so groß?

Jein. Meine ersten Auftritte absolvierte ich vor 15 Jahren in den Coffee Shops von San Diego, natürlich nur mit der akustischen Gitarre. Meine Platten wuchsen am Ende aber stets zu großen Pop-Produktionen heran. Dieses Mal habe ich es bewusst reduziert gehalten. Ich wollte mit meinen Freundinnen, die übrigens auch auf der Tournee dabei sein werden, zusammen musizieren. Zum Glück hat meine Plattenfirma ebenfalls ja gesagt.

Was ist konkret der Unterschied zwischen "YES!" und den früheren Mraz-Alben?

Die Instrumentierung. Raining Jane spielen zum Beispiel Sitar, Cello oder Ukulele, der ganze Sound der Platte ist sehr erdverbunden und rein. Ich ziehe gerade auch meine alten Songs bis aufs Gerüst aus und arbeite sie akustisch um, das macht eine Menge Spaß. Einen richtig guten Song erkennst du erst, wenn er ohne ganz pur, ohne Schnickschnack und Mätzchen, daherkommt.

Du wohnst auf einer Avocado-Farm. Wie darf man sich deinen Alltag vorstellen?

Ich stehe, wenn ich nicht gerade im Studio bin und die Nächte durchmache, früh auf, und gieße die Avocado-Bäume. Wir arbeiten mit lokalen Supermärkten zusammen, die die Avocados von uns kaufen. Viel Arbeit machen die zum Glück nicht, mit ein bisschen Wasser wachsen sie von selbst. Anschließend klemme ich mir das Surfbrett unter den Arm und fahre mit dem Fahrrad runter zum Ozean, das dauert eine knappe Stunde. Ich surfe am liebsten morgens. Mein Leben ist toll, ziemlich frei und unreguliert. Und unseren Strom liefert selbstverständlich die Sonne.

Und zu essen gibt es Guacamole – sieben Tage pro Woche, ein Leben lang?

(lacht) Ganz so eintönig ist es nicht. Mit Avocado kannst du zum Beispiel auch leckere Schoko-Desserts zubereiten und vieles mehr. Aber klar, Guacamole ist schon eine meiner Lieblingsspeisen.

Du hast vor einigen Monaten einen Chartdauerrekord verloren. Die Band Imagine Dragons hat mit "Radioactive" deinen Superhit "I’m yours" übertrumpft. Enttäuscht?

Ach, überhaupt nicht. Ich hätte nie gedacht, dass der Rekord so lange bestehen würde. Musik ist kein Wettbewerb, Konkurrenzdenken ist eh nicht mein Ding. Ich gönne es den Jungs.

Hast du auch "YES!" zu deinem Friseur gesagt oder warum sind die Haare wieder ab?

Ich fing an, meine Haare zu essen. Das war nicht schön. Sie waren so lang geworden, dass man sich echt drum kümmern musste, aber das war mir zu viel Arbeit und nicht Sinn der Sache. Also sind sie wieder kurz.

Mit Jason Mraz sprach Steffen Rüth

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