Gefeiert wird mit weißen Rosen Nana Mouskouri auf Geburtstagstour
13.10.2014, 12:11 Uhr
Nana Mouskouri freut sich nicht nur über Rosen, sondern auch über Spenden für Kinder-Hilfswerke.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nana Mouskouri ist auf "Happy Birthday"-Tour. Denn am 13. Oktober 2014 wird sie 80 Jahre alt. Mit Hits wie "Weiße Rosen aus Athen" und "Guten Morgen Sonnenschein" wurde die Frau mit der prägnanten Brille Anfang der 1960er in Deutschland berühmt und später zum weltweiten Star. Mehr als 300 Gold- und Platinschallplatten erhielt die Sängerin und ehemalige Europa-Abgeordnete. Mit über 250 Millionen verkauften CDs ist sie nach Madonna die erfolgreichste Sängerin aller Zeiten. Mit n-tv.de sprach sie über ihre Anfänge in Berlin, Weggefährten wie Quincy Jones und Harry Belafonte, bewegende Konzertmomente und ihre Lust auf eine Riesen-Geburtstagsparty.
Frau Mouskouri, Sie haben sich entschlossen, Ihren Geburtstag auf der Bühne zu verbringen: Sie geben am 13. Oktober ein Konzert in Hamburg.
Dabei waren Geburtstage eigentlich nie eine große Sache für mich! Aber als ich 60 wurde, fingen plötzlich alle an zu fragen, wann ich gedenke aufzuhören. Und ich dachte: Warum soll ich aufhören? Ich hatte dann einen ganz tollen 60. Geburtstag. Ich trat in Atlantic City, dem "Las Vegas der Ostküste", auf. Danach wurde noch eine Party für mich veranstaltet. Der Raum war dunkel, als ich ihn betrat. Und plötzlich gingen die Lichter an, Fans aus aller Welt waren zugegen und alle sangen "Happy Birthday"! Das war ein wahnsinnig schöner Moment. Ich hatte versucht, das an meinem 70. Geburtstag zu wiederholen. Aber es hat irgendwie nicht geklappt. Diesmal will ich wieder mit meinem Publikum feiern!

Nana Mouskouri 1961: Damals sang sie zum ersten Mal das Lied, das zu einem Hit werden sollte: "Weiße Rosen aus Athen".
(Foto: imago/ZUMA/Keystone)
Was verbinden Sie mit Hamburg?
Ich habe viel Zeit dort verbracht, viele Lieder aufgenommen. Als ich 2012 das 50-jährige Jubiläum von "Weiße Rosen aus Athen" mit einer Tournee feierte, fand das letzte Konzert in Hamburg statt. Das war ein unglaublicher Abend! Aber Hamburg erinnert mich auch an den Tod meiner geliebten Mutter.
Warum das?
1977 sollte ich zwei Konzerte in Frankfurt geben und danach eines in Hamburg. Ich war gerade in Deutschland angekommen, da rief mich meine Schwester an und sagt mir, dass es meiner Mutter nicht gut gehen würde und sie im Krankenhaus liegen würde. Meine Mutter war mit 73 Jahren noch nicht so alt. Ich fragte: "Soll ich besser direkt wieder nach Hause kommen?" Meine Schwester meinte, ich solle mir keine Sorgen machen und einfach später noch mal anrufen. Nach den Proben in der Jahrhunderthalle rief ich meine Schwester an. Aber es war zu spät, meine Mutter lag im Koma. Sie starb wenige Stunden später. Das war hart für mich. Wir sagten die Frankfurt-Shows ab. Ich flog zur Beerdigung nach Griechenland. Hamburg war das erste Konzert, das ich danach gab. Am gleichen Ort, der Laeiszhalle.
War es nicht schwierig, wieder auf die Bühne zu gehen?
Mir ging es gar nicht gut. Aber als ich auf die Bühne kam, standen alle auf und applaudierten. Es war ein schöner, tröstender Moment. Ich denke, meine Mutter hätte sich darüber gefreut. Sie war so stolz auf mich. Sie wollte selbst immer Sängerin sein, auf gewisse Weise habe ich auch ihren Traum gelebt. Sie kam oft zu meinen Konzerten. Aber es gibt Dinge, die trägst du ein ganzes Leben mit dir herum. Die Umstände ihres Todes ist eines davon. Auch wenn ich meine Mutter nicht sehen kann, so ist sie doch immer bei mir.
Zu Ihren Konzerten kommen heute Mütter mit ihren Töchtern.
Ja, das ist wundervoll. Ich schätze das wirklich. Ich glaube, die Mütter, zumindest die ihn meinem Alter, können sich mit mir auf ganz besondere Weise verbinden, weil sie selbst den Krieg erlebt haben oder in den Kriegsnachwehen aufgewachsen sind. Gerade hier in Deutschland. Es war ja auch eine Zeit, in der Frauen sich befreien und ihre Rechte erkämpfen mussten. Wir mussten lernen, in einer Männer-Welt zu leben.
Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Besuch in Deutschland?
Natürlich! Das war 1961 in Berlin. Meine erste Station war das Park Hotel Berlin. Ich war 24 Jahre jung und nach Berlin eingeladen, um fünf Songs für einen Film über Griechenland mit dem Titel "Traumland der Sehnsucht" einzusingen. Dort sang ich zum ersten Mal auf die Melodie von "Weiße Rosen aus Athen", wobei das Original noch überhaupt nichts mit Rosen zu tun hatte. Die Musik war toll. Der Film bekam einen Preis. Und ich trat mit drei Liedern auf der Premierenparty zum Film in Berlin auf. Das war eine große Ehre. Es war der Auslöser dafür, dass ich in Deutschland viele Chancen bekam.
Wie wirkte Berlin für Sie als Besucherin?
Es war gerade die Zeit, als die Mauer gebaut wurde. Ich habe es mitangesehen und fragte mich: "Warum nur diese Mauer?" Alle jungen Leute fragten sich das, aber es passierte trotzdem. Und ich wünschte mir, dass die Mauer irgendwann fallen würde.
Tat sie dann ja auch.
Als sie fiel, war ich gerade in Amerika auf Tour. Aber ich hätte es gerne mit eigenen Augen gesehen. Ich habe so viel Zeit in Berlin verbracht.
Sind Sie viel auf Partys gegangen?
Nein, denn wenn die Aufnahmen getan waren, saß ich schon wieder im Flieger zurück nach Athen. Aber ich konnte hier trotzdem viele Freundschaften schließen. Ich war eine der ersten Popsängerinnen, die in der Philharmonie singen durfte. Ich war dabei, wenn Herbert von Karajan dort probte. Ich hatte viele Fernsehauftritte und in den Anfangsjahren gab es kaum einen Auftritt, wo sie zu meiner Linken und Rechten nicht griechische Säulen als Dekoration aufgestellt hätten. Und dann sang ich "Weiße Rosen aus Athen". Immer wieder.
Wie schafft man es, über fünf Jahrzehnte im Showbusiness durchzuhalten?
Für mich reichte immer das Wissen, dass ich bald wieder singen werde oder einen Auftritt habe. Manchmal ist das Leben gut zu dir, manchmal weniger. Aber ich habe mir immer gesagt, dass sowohl gute als auch schlechte Zeiten irgendwann ein Ende haben. Das macht Mut in Momenten, wenn es schwer ist. Und es holt dich auf den Boden zurück, wenn du am Liebsten vor Glück abheben möchtest.
So einfach ist das?
Nicht immer. Einen Hit zu haben ist natürlich wundervoll. Aber damit kommt auch eine Verantwortung. Denn die Leute lieben dich aus einem bestimmten Grund. Man fragt sich also vor jedem Auftritt: Werde ich in Form sein? Wenn ich heutzutage auf die Bühne gehe, dann kommt es mir vor, als würde das Leben neu beginnen. Dann denke ich gar nicht an mein Alter. Ich wollte ja immer Sängerin sein. Das war der große Traum! Ich hatte immer Respekt vor der Aufgabe. So sehr, dass ich, wenn ich noch mal von vorne anfangen müsste, alles noch einmal genauso machen würde.
Kennen Sie die französische Chanson-Sängerin Zaz? Sie hat ein Album mit Produzent Quincy Jones aufgenommen – so wie Sie im Jahr 1962 mit dem Jazz-Werk "The Girl Form Greece Sings".
Ich weiß! Quincy hat mir von ihr erzählt. Als er im Juli für die Aufnahmen in Paris war, traf ich ihn. Aber ich war nicht überrascht, denn Zaz ist toll, singt aus dem Herzen, und sie ist wie sie ist – ohne sich etwas vorschreiben zu lassen. Sie macht, was sie fühlt. Und sie erinnert mich daran, wie es war, als ich so jung war. Sie warfen mich aus dem Konservatorium in Athen, weil ich auch noch in einer Jazz-Band sang. Denn ich wollte beides machen. Ich war durchaus ein Rebell! Ich bin es heute noch und habe meinen eigenen Kopf.
Standen Sie über die vielen Jahre hinweg immer in Kontakt mit Quincy Jones?
Schon. Und wissen Sie was? Mein Vater nannte mich immer Nanaki anstatt Nana. Als ich Quincy das erste Mal traf, damals in New York, erzählte ich ihm von meinem Spitznamen. Immer, wenn er mich heute sieht, ruft er laut: "Nanaki!" Das ist wirklich schön!
Bei welchem Ihrer vielen Kollaborationspartner würden Sie sich denn besonders über einen Glückwunsch zu Ihrem 80. Geburtstag freuen?

2000 in Kenia im Nyumbani Centre für HIV-infizierte und AIDS-erkrankte Kinder: Seit 1993 ist Mouskouri Unicef-Sonderbeauftragte.
Eigentlich bei allen. Wir rufen uns ja alle hin und wieder an. Als ich 17 war, rief mich Harry Belafonte an und sagte mir: "Welcome to the club!" Das war wohl meine Eintrittskarte ins internationale Geschäft. Ich ging mit ihm auf Tour und war mittendrin.
Was für Blumen soll Ihr Publikum denn zu Ihren "Happy Birthday"-Konzerten mitbringen?
Egal, was ich sage: Es sind immer Rosen! Bei einer Show in Berlin hat mir mal jeder im Publikum eine weiße Rose überreicht. Das war schön, eine Blume reicht völlig. Wenn es zu viele Blumen sind, geben wir sie ins Krankenhaus. Ich würde mich aber sehr darüber freuen, wenn Leute für einen wohltätigen Zweck für Kinder spenden würden. Ich arbeite ja schon viele Jahre mit UNICEF zusammen.
Was können wir von Ihren Konzerten erwarten?
Es ist ein neues Programm und für jedes Land ein anderes, um die verschiedenen regionalen Andenken miteinzubringen, die meine Karriere geprägt haben. Ich hatte die Chance, in sechs verschiedenen Sprachen zu singen. Ich war in Amerika und Kanada unterwegs, bin dank Quincy Jones und Harry Belafonte in den größten Hallen des Landes aufgetreten. Aber am aktivsten war ich über all die Jahre in Deutschland, Frankreich, England, Spanien und Holland. Ich werde viele Lieder singen, die mich auf meiner Reise begleitet haben und einige neue. Es wird Duette geben. Meine Tochter Lénou wird mit mir singen. Darauf freue ich mich ganz besonders.
Mit Nana Mouskouri sprach Katja Schwemmers
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Nana Mouskouris "Happy Birthday Tour", nur noch ein Konzert: 13.10. Hamburg, Laeiszhalle
Quelle: ntv.de