Musik

"Verlangen nach Veränderung" Rebecca Ferguson würdigt Billie Holiday

Rebecca Ferguson würdigt mit ihrem Album "Lady Sings The Blues" die Jazz-Legende Billie Holiday.

Rebecca Ferguson würdigt mit ihrem Album "Lady Sings The Blues" die Jazz-Legende Billie Holiday.

(Foto: Sony Music)

Vom Soul-Pop-Sternchen zur gereiften Jazz-Interpretin: Mit ihrem dritten Album "Lady Sings The Blues" überrascht Rebecca Ferguson mit einer beeindruckenden Hommage an die Jazz-Ikone Billie Holiday.

Mutter zweier Kinder, alleinstehend und kaum Geld in den Taschen - von strukturierten Zukunftsplänen ganz zu schweigen: Als sich Rebecca Ferguson im Jahr 2010 bei der britischen Casting-Show "X-Factor" bewirbt, geht es für die schüchterne Britin ums nackte Überleben. Rebecca Ferguson kämpft sich bis ins Finale und rührt mit ihrer düsteren Lebensgeschichte und einer Stimme aus Gold ein Millionenpublikum zu Tränen. Fünf Jahre später liegt der Sängerin und mittlerweile dreifachen Mutter die halbe Soul-Welt zu Füßen. Aus dem gehemmten Twen ist mittlerweile eine Grande Dame der Branche geworden, die sich dieser Tage mit dem Tribute-Album "Lady Sings The Blues" vor dem Erbe von Billie Holiday verneigt. n-tv.de sprach mit Rebecca Ferguson über ihre Entwicklung als Musikerin und den langen Weg vom verklemmten kleinen Mädchen zur selbstbewussten Frau.

n-tv.de: Rebecca, du bist im vergangenen Oktober zum dritten Mal Mutter geworden. Wie schwer fällt dir die aktuelle Promo-Tour für dein neues Album "Lady Sings The Blues", wissend, dass daheim ein fünf Monate altes Kind auf dich wartet?

Rebecca Ferguson: Willst du eine ehrliche Antwort?

Ich bitte darum.

Ich verfluche jeden einzelnen Tag (lacht). Es ist wirklich nicht einfach. Auch wenn ich meine drei Kinder in besten Händen weiß, mache ich mir jeden Tag aufs Neue Sorgen. So sind Mütter halt. Ich muss da einfach durch, mich ablenken und mir immer wieder vor Augen führen, was für ein Geschenk mich momentan von meinen Kindern fernhält.

Die Musik?

Ja, genau. Musik stand neben meiner Familie immer an erster Stelle in meinem Leben. Mittlerweile werde ich in beiden Bereichen so gefordert, wie ich es mir schon immer erträumt habe. Es gibt also eigentlich nichts, über das ich mich beschweren dürfte. Außer eben der Tatsache, dass sich beide Dinge nicht immer problemlos unter einen Hut bringen lassen. Aber ich denke, es gibt Millionen Menschen da draußen mit wesentlich größeren Problemen.

Es ist noch keine fünf Jahre her, da standest du ebenfalls mit dem Rücken zur Wand. Was ist deiner Meinung nach aus der schüchternen, alleinerziehenden zweifachen Mutter ohne Geld und Zukunftspläne von damals geworden?

Eine zutiefst dankbare Frau, die gelernt hat, sich selbst zu lieben.

Ist dir dieser Entwicklungsprozess schwergefallen?

Aus einem Mädchen voller Selbstzweifel wurde in den vergangenen Jahren eine selbstbewusste Frau.

Aus einem Mädchen voller Selbstzweifel wurde in den vergangenen Jahren eine selbstbewusste Frau.

(Foto: Sony Music)

Oh ja, und wie. Ich war damals ein schüchternes, schwaches, von Selbstzweifeln geplagtes junges Mädchen, das zwar einen Traum hatte, aber nicht genug Kraft, um die entsprechenden Wege dafür zu gehen. Selbst als ich nach meinem Debütalbum plötzlich im Rampenlicht stand, war ich ein verunsichertes Häufchen Elend. Es hat lange gedauert, ehe ich mit mir und meinem innersten Ich im Reinen war.

Inwieweit hat dir deine eigene Lebensgeschichte beim Umsetzen deines neuen Album-Projekts geholfen?

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich mich ohne meine eigenen Erinnerungen überhaupt an ein solches Unterfangen herangewagt hätte. Die Songs von Billie Holiday leben von ihrem Schmerz. Da steckt so viel Trauer, Leid und Melancholie drin. Diesen Liedern hätte ich nicht authentisch begegnen können, wenn ich nicht wüsste, wie man sich fühlt, wenn man am Boden ist und mit Tränen in den Augen durchs Leben geht.

Warum aber wolltest du all die Erinnerungen wiederbeleben?

Das war eigentlich gar nicht meine Absicht. In erster Linie ging es mir darum, mich musikalisch weiterzuentwickeln. Ich wollte der Welt eine andere Rebecca Ferguson präsentieren. Ich spürte einfach das Verlangen nach einer musikalischen Veränderung. Und als ich dann von meinem Produzenten Troy Miller die ersten Demos zugeschickt bekam, war es um mich geschehen. Erst im Laufe der Produktion wurde mir dann bewusst, wieviel von mir selbst in diesen Songs steckt.

Hast du keine Angst davor, dass deine doch eher Soul-Pop-verwöhnten Fans mit dem jazzigen Fundament des Albums ihre Probleme haben könnten?

Nein, überhaupt nicht. Zwischen Jazz, Soul und Pop gibt es schon lange keine Berührungsängste mehr. Mittlerweile fließt alles ineinander. Das finde ich toll. Und wenn ich mir die Reaktionen auf ähnlich gestrickte Produktionen der Vergangenheit ansehe und anhöre, dann denke ich, liege ich mit meinem neuen Album in puncto Sound und Atmosphäre genau richtig.

Und was sagen deine Kinder zu deiner Musik?

Oh, Arabella ist noch etwas zu klein, um sich mit mir über meine Musik zu unterhalten. Lily May und Karl hingegen freuen sich immer, wenn Mamas Stimme im Radio erklingt. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?

Auf jeden Fall. Im Pop-Rampenlicht zu stehen und nebenbei noch drei Kinder großzuziehen ist sicherlich kein Zuckerschlecken. Wir sprachen ja eingangs schon kurz darüber. Deiner guten Laune nach zu urteilen, scheinst du aber einen Weg gefunden zu haben. Verrätst du mir Näheres?

Es ist alles eine Frage der Organisation.

So einfach?

Im Grunde genommen schon. Es dürfte natürlich keine dritte große Leidenschaft mehr in meine Leben treten. Sonst würde ich nämlich Probleme kriegen (lacht).

Welche könnte das denn sein?

Keine Ahnung (lacht). Und das ist auch gut so. Musik und Familie reichen mir schon. Mehr brauch und will ich nicht.

Dann wollen wir mal hoffen, dass da in Zukunft nichts "Neues" an deine Pforten klopft und um Einlass in dein Leben bittet.

Das wäre fatal (lacht).

Mit Rebecca Ferguson sprach Kai Butterweck

Das Album "Lady Sings The Blues" ist seit dem 6. März erhältlich - bei Amazon bestellen

Quelle: ntv.de

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