Musik

"Fußball ist unerbittlich!" Rod Stewart zeigt's allen

Er wird noch ewig auf Tour gehen: Rod Stewart.

Er wird noch ewig auf Tour gehen: Rod Stewart.

(Foto: picture alliance / dpa)

Na, ist er noch immer sexy? Wer sich selbst überzeugen will kann das tun, denn Rod Stewart geht wieder auf Tour. Im Interview spricht der ältere Herr mit der jugendlichen Aura und dem Charme eines Brit-Boys aber auch über Sex, Fußball und diese Geschichte in Dortmund.

Struwwelmähne, Reibeisenstimme, Hits wie "Baby Jane" und "Da Ya Think I'm Sexy?" - dafür steht Rod Stewart, dafür lieben ihn seine Fans. Doch wenn der 69-jährige Brite, der mehr als 100 Millionen Platten verkauft hat, ab Dienstag durch Deutschland tourt, hat er an seinen treuesten Anhängern einiges wieder gut zu machen: Schuld daran war ein Fußball! Ansonsten läuft es bei Stewart aber wie geschmiert: Mit seinem im vergangenen Jahr erschienenen Studioalbum "Time" stellt er persönliche Verkaufsrekorde auf und offenbart in den Songs viel Privates. Und obwohl auch da nicht immer alles glatt lief, hat der achtfache Familienvater mit der Vergangenheit seinen Frieden gemacht. Beim n-tv.de Interview in London spricht Stewart über Fußballbeine, seine Liebe zu Penny Lancaster, Sex im Alter und sein Hobby: Modelleisenbahnen.

n-tv.de: Herr Stewart, gerade läuft die WM. Spielen Sie eigentlich noch Fußball?

Klar! Sogar auf der Bühne bei meinen Konzerten kicke ich den Ball! Und in Kalifornien, wo ich seit Ende der Siebziger lebe, spiele ich in der Altherrenmannschaft. Wir sind alle über 50. Es ist sehr viel Konkurrenz innerhalb der Liga. Wir haben das beste Team gegen uns, die heißen The Germans, denn es sind sieben Deutsche in der Mannschaft. Gegen die liefern wir immer ein gutes Spiel.

Weil die Deutschen verlieren?

Nein, im Gegenteil! Sie haben uns im letzten Spiel 4:2 geschlagen! Wenn Männer Fußball spielen, ist es immer ziemlich unerbittlich. Das gefällt mir. Und danach können wir dann wieder Spaß zusammen haben.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden Sie zum YouTube-Star, weil Sie bei einem Champions-League-Spiel Ihres Fußballvereins Celtic Glasgow vor Freude geweint haben. Hat Sie das überrascht?

Und wie! Der "heulende Rod" war mit anderthalb Millionen Klicks in 24 Stunden das am zweithäufigsten gesehene YouTube-Video des Tages, gleich nach Barack Obama, der an diesem Tag als Präsident wiedergewählt wurde. Ich finde aber, dass man sich für seine Tränen nicht schämen sollte. Ich weine ständig, und je älter ich werde, desto schlimmer wird es mit mir. Außerdem hat es mir so viel bedeutet, dass Celtic gewonnen hat, weil ich dabei an meinen verstorbenen Vater denken musste. Er hat mich immer unterstützt.

Ausgerechnet ein Fußball war es auch, der Ihre Dortmund-Show im Juli letzten Jahres zum Fiasko

Angst einflößend ... Stewart tut die Geschichte in Dortmund leid.

Angst einflößend ... Stewart tut die Geschichte in Dortmund leid.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

werden ließ! Sie brachen das Konzert einfach ab.

Oh ja, Dortmund - was für ein Fehler!

Was genau hat sich dort zugetragen?

Wie gesagt: Ich kicke ja gerne signierte Fußbälle von der Bühne aus ins Publikum. Noch nie hat jemand einen Ball zurückgeschossen. Aber diesmal knallte er mit solch einer Wucht in unsere Richtung, dass eine meiner Backgroundsängerinnen gerade noch zur Seite springen konnte, sonst hätte sie vermutlich heute ein paar Zähne weniger. Das war angsteinflößend. Ich fand es richtig widerwärtig. Ich war stinksauer. Wir haben noch ein Lied mehr gespielt und sind dann vorzeitig von der Bühne gegangen.

Aber von jemandem, der selbst Fußball spielt, hätten die Fans doch mehr Coolness erwarten können.

Fußball hin oder her - ich habe trotzdem keinerlei Erfahrung mit solchen Störenfrieden. Und wenn so jemand schon einen Fußball wirft, dann sollte er damit auf mich zielen, nicht auf eines der Mädchen. Aber es tut mir leid. Mein Temperament ist mit mir durchgegangen. Ich hätte einfach weitermachen sollen, aber ich war absolut geschockt.

Immerhin haben Sie Ihrem Song "Hot Legs" bei dem Konzert alle Ehre gemacht: Ihre Beine sahen wirklich gut aus in den engen Hosen.

Haha, danke. Ich trage die engen Hosen nicht nur auf der Bühne. Sie sind wieder in Mode. Also dürfen sie so eng sein wie es nur geht. Ich quäle mich ja nicht umsonst täglich mit Cardio, Schwimmen, Laufen und Fahrradfahren in meinem hauseigenen Fitnessstudio.

Höchstens die Hülle ist ein bisschen älter geworden.

Höchstens die Hülle ist ein bisschen älter geworden.

(Foto: dpa)

Gibt es dennoch Momente, in denen Sie sich alt fühlen?

Oh ja, ziemlich oft sogar. Die Knie sind nicht mehr so gut in Schuss wie sie es mal waren. Ich habe ja mein ganzes Leben Fußball gespielt, da gibt es natürlich Verschleißerscheinungen. Aber das ist nichts, was mich auf der Bühne irgendwie verlangsamen könnte.

Ihr aktuelles Studioalbum ist in England, den USA und Deutschland Ihr erfolgreichstes Werk seit 20 Jahren. Wie stolz sind Sie darauf?

Unglaublich stolz und überglücklich. Das liegt daran, dass es mich große Überwindung gekostet hat, wieder eigene Texte zu schreiben und so viel Privates preiszugeben. Mir fehlte anfangs das Selbstvertrauen, und ich habe an meiner Kreativität gezweifelt. Aber ich habe wieder Blut geleckt und will weiterhin Songs schreiben. Das ist mein großes Ziel für die nächsten Jahre. Denn eins ist sicher: Das hier ist nicht das Ende. Es ist nicht mal der Anfang vom Ende.

Geht es Ihnen auch darum, sich mit 69 noch einmal zu verewigen?

Natürlich. Ich denke viel darüber nach, wie mein Vermächtnis aussieht. Ich glaube, dass fast alle großen Künstler in meinem Alter noch einmal beweisen möchten, was sie draufhaben. Man muss sich nur David Bowie ansehen, der im letzten Jahr ein grandioses Comeback gefeiert hat. Oder die Rolling Stones, die auf der Bühne brennen. Aber es steckt auch noch ein privates Anliegen dahinter: Ein Lied wie "Pure Love", das ich meinen Kindern gewidmet habe, bleibt, auch wenn ich mal nicht mehr lebe. Das ist ein schöner, hoffnungsvoller Gedanke.

Haben Sie im Leben immer die richtigen Entscheidungen gefällt?

Ich hatte das Glück, oft genug zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Die wichtigen Dinge haben sich also meist ohne mein Zutun entschieden, auch weil sich die richtigen Leute auf meine Seite geschlagen haben. Ohne die geht es nicht.

Ihre Weltkarriere hat sich also einfach so ergeben?

Ich habe nie verbissen an meinem Erfolg gearbeitet und war immer sehr locker und lässig. Ich weiß, dass ich einen großartigen Job habe und bin sehr dankbar dafür. Aber es gibt ernsthaftere, wichtigere Dinge als die Musik: Gesundheit zum Beispiel. Und Liebe. Meine Priorität lag und liegt immer bei meiner Familie, den Kindern und besonders bei meiner Frau Penny.

Das war nicht immer so. Sie hatten unzählige Affären und haben sogar mal gesagt, man hätte Ihnen die Frauen vom Leib kratzen müssen.

Good old times mit Rachel Hunter.

Good old times mit Rachel Hunter.

(Foto: Reuters)

Alles vorbei. Ich bin echt brav geworden. Allerdings macht mir Sex immer noch so viel Spaß wie früher. Ich muss es nur nicht mehr zweimal am Tag tun. Aber ich brauche auch keine Hilfsmittel, das kommt vielleicht später.

In den Liedern beschäftigen Sie sich ausgiebig mit Ihren Ex-Lieben. Wie findet Ihre jetzige Frau Penny Lancaster das?

Natürlich war es für sie erst mal merkwürdig. Aber dann habe ich ihr erklärt, warum ich einen Song wie "It’s Over", der sich um meine Scheidung von Rachel Hunter dreht, geschrieben habe. Der Text reflektiert, was passiert ist, als die Ehe zerbrach, und wie viel Traurigkeit so eine Trennung auf allen Seiten nach sich zieht. 

Rachel Hunter soll die erste Frau gewesen sein, die Sie verlassen hat. 

Ja, und ich habe das wohl auch gebraucht. Es war wie eine ordentliche Kopfnuss, auch wenn ich ihr so treu war wie keiner anderen zuvor. Aber am wichtigsten ist ja, dass ich dadurch Penny getroffen habe.

Good new times mit Penny Lancaster.

Good new times mit Penny Lancaster.

Was lieben Sie an Penny?

Sie ist schön, innerlich wie äußerlich. Sie ist alles, was sich ein Mann nur wünschen kann. In meinem Alter ist es ein Geschenk, eine so tolle Frau an der Seite zu haben. Sie verliert nie ihre Fassung und ist sehr ausgeglichen, das liebe ich. Penny hat mir über die Jahre beigebracht, mein Temperament im Zaum zu halten und erst mal durchzuatmen. Ich bin zwar nicht immer Mr. Happy, aber die meiste Zeit sehr positiv und kurz davor, zum Freudensprung anzusetzen. Außer beim Fußball, da gehen regelmäßig die Pferde mit mir durch, und ich raste richtig aus.

Neben dem Fußball haben Sie ja noch eine andere Leidenschaft.

Sie sprechen von meiner Modelleisenbahn? Daran bastle ich tatsächlich in einer Tour herum. Die Anlage basiert auf einer Streckenlinie der amerikanischen Ostküste von 1945. Das war das Jahr, in dem ich geboren wurde. Der Bahnhof, jede Lokomotive, die Kleidung der Leute - alles muss in besagte Ära passen. Schließlich bin ich Mitglied der Modelleisenbahn-Gesellschaft und werde als großer Modellbaumeister angesehen. Das ist eine sehr ernst zu nehmende Angelegenheit.

Ich war neulich auf einem Kreuzfahrtschiff, da gab es eine Las-Vegas-Show mit einem Rod-Stewart-Imitatoren. Haben Sie sich so was mal angesehen?

Oh ja, davon gibt es viele, überall auf der Welt, aber besonders in Amerika. Hoffentlich verdienen sie gutes Geld an mir - haha, ich gönne es ihnen. Ich habe schon viele von ihnen live gesehen. Es ist pure Schmeichelei. Es macht die Typen immer etwas nervös, wenn ich ihnen zugucke. Aber mir gefällt das. Es gab allerdings mal einen Doppelgänger, über den ich weniger glücklich war.

Was hat der gemacht?

Er gab vor, Rod Stewart zu sein und hätte in New York fast einen Ferrari gestohlen. Er nahm den Ferrari für eine Probefahrt mit. Die Leute im Laden dachten, der wäre ich - ist das zu fassen? Sie fragten ihn: "Brauchen Sie jemanden, der Sie begleitet?" Und er sagte: "Nein, ich bin mein ganzes Leben lang Ferraris gefahren." Was wirklich stimmt. Der Typ hatte irgendwann keinen Treibstoff mehr. Das war der einzige Grund, warum sie ihn gefasst haben. Andernfalls wäre er mit dem Ferrari über alle Berge.

Mit Rod Stewart sprach Katja Schwemmers.

Rod Stewart auf "Live The Life"-Tour:

24.06.2014 Berlin, O2 World

27.06.2014 Mannheim, SAP Arena

29.06.2014 München, Olympiahalle

01.07.2014 Wien, Stadthalle

03.07.2014 Köln, Lanxess Arena

Quelle: ntv.de

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