Musik

Was in vier Jahren alles geschehen kann Rumer - "This Girl's in Love"

Blickt voller Vorfreude in die Zukunft: Rumer.

Blickt voller Vorfreude in die Zukunft: Rumer.

Wenn man es einer Frau gönnt, dass in ihrem Leben endlich alles richtig gut läuft, dann ist es Rumer: Job, Mann, Familie - tiptop! Sie singt wie ein Engel, und zwar Burt Bacharach. Wir freuen uns, die Sängerin zum Interview so sehr viel besser gelaunt anzutreffen als beim letzten Mal. Realisten und andere kühle Köpfe werden behaupten, dass man ein Album wie das von Rumer nicht braucht. Romantiker und andere Menschen mit gutem Geschmack und viel Herz werden verstehen, dass man ein Album wie das von Rumer, auf dem sie Songs von Burt Bacharach und Hal David interpretiert, so dringend braucht wie nie zuvor. Denn die Welt fliegt bald aus den Angeln, und was liegt da näher, als sich an etwas Bekanntem, Zeitlosen, festzuhalten, vor allem, wenn es so hinreißend dargeboten wird wie von Rumer? Ihr erstes Album "Seasons Of The Soul" und der Hit "Slow" brachten ihr 2010 den Durchbruch. Auch die Nachfolge-Alben "Boys Don't Cry" (2012) und "Into Colour" (2014) sowie ein Mojo Award, ein UK Asian Music Award und mehrere Nominierungen für den Brit-Award bestätigten, dass Rumer zu den außergewöhnlichen Figuren der Pop- und Songwriting-Szene gehört. mit n-tv.de spricht die schüchterne und dennoch unglaublich offene und sympathische Sängerin mit pakistanischen Wurzeln über gute, aber auch über schlechte Zeiten.

n-tv.de: Hi Rumer, schön, dass wir uns wieder sprechen. Wie geht es dir?

Rumer: Super, danke.

Vor vier Jahren haben wir uns getroffen, und danach, und auch schön während des Interviews damals, dachte ich immer nur: Oh Mann, ich will sie in den Arm nehmen. Du warst gar nicht glücklich damals.

Ich weiß, ich weiß, und das tut mir auch so leid! Ich war obendrein auch noch krank.

Das muss dir ja nicht leid tun, ich hoffe nur, es geht dir inzwischen wieder gut!

Oh ja, auf jeden Fall. (zögert kurz) War das Interview damals dann nicht irre mies?

Nein, gar nicht, ich fand das alles sehr authentisch. Aber in den letzten vier Jahren ist ja viel passiert, stimmt's?

Kann man wohl sagen. Ich habe mir eine Zeit gegönnt, um mich wieder zu erholen, ich war einfach überlastet.

Das hat funktioniert, würde ich sagen. In unserem letzten Interview hattest du angedeutet, dass du gerne einen Ehemann hättest, eine Familie und das ganze Programm. Da gab es ja entscheidende Fortschritte, oder?

(lacht) Oh ja, allerdings. Ich bin inzwischen tatsächlich verheiratet.  

This Girl is obviously aber sowas von in love: Mit Rob Shirakbari.

This Girl is obviously aber sowas von in love: Mit Rob Shirakbari.

(Foto: R.Shriakbari/ Paul.Zollo2016)

Wow, Glückwunsch!

Ja, ich war damals, als wir uns trafen, wirklich einsam und frustriert, Sabine, das tut mir immer noch so leid, dass ich da deine Zeit verschwendet habe.

Bitte nicht mehr entschuldigen, alles gut!

Ok (lacht) also ich war damals immer nur unterwegs. Ich wollte jemanden haben, der mich vom Flughafen abholt, der mit einem Tee zu Hause auf mich wartet, ich fühlte mich so isoliert. Ich habe eine Zeitlang echt gedacht, ich werde niemals jemanden kennen lernen, und ich werde alt und merkwürdig werden mit 20 Katzen. Außerdem hat es mich irgendwie fertig gemacht, immer nur über mich zu reden: "Me Me Me", den ganzen Tag. Je mehr ich über mich geredet habe, desto weiter entfernt war ich irgendwann von mir. Weißt du, ein Künstler ist jemand, der andere beobachtet, nicht der, der beobachtet wird. So sollte es jedenfalls nach meinem Empfinden sein. Ich habe da so Bilder im Kopf, Bilder, die einen aus dem alltäglichen Leben eigentlich herausnehmen: Man sitzt im Zug und beobachtet die Landschaft, oder ist im Auto und rollt durch die Gegend, solche Dinge. Doch wenn man selbst derjenige ist, der die ganze Zeit im Fokus steht, dann ist das nicht richtig herum.

Aber dann hast du ja deinen Mann Rob Shirakbari kennengelernt.

Ja, ich war in der Royal Albert Hall und er war damals quasi ein Kollege. Ich hatte ein Duett mit Dionne Warwick gesungen und er war ihr Music-Director. Ich habe ihn gefragt, ob er ein Foto von mir machen kann, mit Tony Hatch (Anm.: brit. Komponist und Produzent), und Rob sagte ja. Dann mailte er mir das Foto, und schon hatte sich seine Adresse (lacht). Aber wir haben uns dann erst später in L.A. wieder gesehen.

Und inzwischen arbeitet ihr auch zusammen!

Ja, das ist überhaupt das Beste! Ich habe einen hochqualifizierten Musiker an meiner Seite, der alles kann: er komponiert, er beherrscht die meisten Instrumente, er hat ein Gespür für die Musik und für mich, das ist ideal. Er coacht mich, das ist wundervoll. Und wir texten auch zusammen, wir ergänzen uns. Manchmal spielt er mir etwas vor, während ich abwasche zum Beispiel (lacht). Und außerdem: Wenn er nicht zu Hause ist, dann kann ich mich nun wirklich nicht beschweren, wenn er nicht rechtzeitig zum Essen kommt - denn er arbeitet ja an meinem Album (lacht).

Der Kaftan gehört dem Stylisten, und der hat ihn von Oscar de la Renta, Vintage.

Der Kaftan gehört dem Stylisten, und der hat ihn von Oscar de la Renta, Vintage.

Jetzt singst du Burt Bacharach - was wunderschön ist - aber arbeitest du auch an eigenen Songs?

Ja, aber das braucht seine Zeit. Ich bin ein autobiographischer Texter, das heißt also, ich lebe mein Leben, und dann muss ich dieses Leben auf 12 Texte komprimieren. Gar nicht so einfach.

Zurück zum aktuellen Album: Die Lieder sind großartig, sehr bekannt - aber irgendwie ein Männer-Kosmos, oder?

(zögert) Weiß ich gar nicht. Ich glaube aber, dass Dionne Warwick da ganz viel mitgeschrieben hat. Und wenigstens als Muse spielt sie eine sehr große Rolle. Burt hat die Songs ja nicht alleine geschrieben, sondern mit Hal David, der war bei vielen Songs sein Mit-Autor. Und Dionne war die Demo-Sängerin. Ich glaube, seit sie dabei war, klangen die Lieder auch noch viel besser (lacht). Man kann klar einen Unterschied hören: die "Vor-Dionne-Zeit" und die "Mit-Dionne-Zeit". War es vorher noch (ahmt Gesang nach): "Wenn du mich betrügst, dann verzeih' ich dir, denn ich liebe dich bis ich sterbe-he-he …" (lacht), dann wurden die Frauenstimmen später viel selbstbewusster. Da hat Dionne Warwick sicher eine Menge mit zu tun.

Du kennst Burt und Dionne - macht das die Arbeit einfacher?

Rumer-This-Girls-In-Love-CD- Cover-px400.JPG

Naja, ich habe sie mal getroffen, kennen ist übertrieben, aber mein Mann kennt die beiden gut. und das macht eine Zusammenarbeit sicher leichter, stimmt schon.

Was liebst du am meisten an den Bacharach Songs?

Sie sind so komplex. Sie sind so wahrhaftig. Ich meine so ein Lied wie "What The World Needs Now (Is Love)" ist doch immer aktuell. Jetzt mehr denn je. Die Welt gerät aus den Fugen, und manchmal braucht man einen Halt, etwas Festes. 

Dein Album heißt ja passenderweise "This Girl's in Love" …

Ja, aber das meint, dass ich mich in Hal David (Anm.: arbeitete viel mit Burt Bacharach zusammen, z.B. an "Raindrops Keep Fallin' On My Head") verknallt habe (lacht). Und ein bisschen auch, weil ich gerade geheiratet hatte. Das Tolle an Leute wie Bacharach oder David ist einfach, dass sie immer das Beste für einen wollen, denn ihr Song soll beim Zuhörer ja so ankommen, wie sie ihn gemeint haben.

Sehen wir dich denn bald auf Tour?

In Deutschland erst einmal leider nicht, ich bin im sechsten Monat schwanger und da muss ich abwarten, wie alles wird (lacht).

Wow, na dann noch einmal herzlichen Glückwunsch. Das läuft ja wie am Schnürchen.

"This Girl's in Love" bei Amazon bestellen.

Mit Rumer sprach Sabine Oelmann

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen