Musik

Kitsch versus Kunst Shakira zwischen den Stühlen

Hach, hätte man seinen Gitarrenunterricht doch nur ernster genommen!

Hach, hätte man seinen Gitarrenunterricht doch nur ernster genommen!

Hüftschwung deluxe, Schäfchen-Timbre und wallende Löwenmähne: Vier Jahre nach ihrem letzten Studioalbum ist Shakira wieder "back in business". Alles wieder "Waka Waka"? Naja, nicht so ganz.

Knapp vier Jahre nach ihrem letzten Studioalbum "Sale El Sol" und fast dreizehn Monate nach der Geburt ihres Sohnes Milan, meldet sich Kolumbiens Pop-Export Nummer 1, Shakira, wieder zurück. Betrachtet man das Coverfoto des neuen Albums, mag man kaum glauben, dass die Südamerikanerin in drei Jahren bereits 40 Kerzen auf ihren Geburtstagskuchen stellen kann/darf/muss – Photoshop hin oder her.

Shakira und Gerard Piqué: Allen Gerüchten zum Trotz sind sie wohl doch recht glücklich.

Shakira und Gerard Piqué: Allen Gerüchten zum Trotz sind sie wohl doch recht glücklich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Aufreizend und lasziv posiert die Sängerin mit einer Akustikgitarre in der Hand. Die ist allerdings nur halb zu sehen. Viel wichtiger ist natürlich der offenherzig präsentierte Oberkörperbereich, sowie das unschuldig und dennoch verführerisch dreinblickende Gesicht der Protagonistin. Sex sells? Es sieht zumindest auf den ersten Blick so aus. Doch wer will es der Sängerin mit dem weltberühmten Hüftschwung und der Vorzeigemähne verübeln? In Zeiten, in denen weitaus ältere Kolleginnen immer noch in hautengen Hot-Pants durch kunterbunte Video-Clips hüpfen, will eine Shakira natürlich nicht hinten anstehen. Muss sie auch nicht. Die Frau des katalanischen Fußball-Stars Gerard Piqué verfügt auch mit 37 Jahren über reichlich Sex-Appeal.

Wie bei Kylie Minogue steht allerdings auch bei Shakira die Frage im Raum: Was verbirgt sich noch hinter knallrotem Lippenstift, wallendem Haupthaar und dünnem Designer-Stoff? Shakira gibt sich selbstbewusst: "Ich kann problemlos monatelang zu Hause bleiben und einfach nur Hausfrau oder Mutter sein. Aber ich habe noch viel Hunger. Ich will noch viel Musik machen, mir selber noch etwas beweisen", sagte die Sängerin im Vorfeld der Veröffentlichung ihres Albums.

Die Nachfrage nach neuen Shakira-Vibes scheint jedenfalls ungebrochen. Bereits vor einigen Wochen kletterte die erste Single des Albums  "Can’t Remeber To Forget You" innerhalb kürzester Zeit in 39 (!) Ländern auf Platz 1 der iTunes-Charts.

In Bed With Rihanna

Bad-Boots-Day? Kennt Shakira nicht ...

Bad-Boots-Day? Kennt Shakira nicht ...

(Foto: picture alliance / dpa)

In dem dazugehörigen Video-Clip räkeln sich Shakira und ihre Duett-Partnerin Rihanna halbnackt und Zigarre rauchend auf einer XXL-Matratze - und das, obwohl Shakiras Ehemann stets die Augen verdreht, wenn seine Gemahlin allzu fest auf den Sexy-Button drückt: "Gerard ist ziemlich konservativ und möchte nur nicht, dass ich Videos mit Männern drehe. Er hat sich aber das Video mit Rihanna angeschaut und gesagt, es sei elegant und kunstvoll", erklärt Shakira.

Wie dem auch sei, der Reggae-affine Song weckt schon einmal reichlich Sommer-Vorfreuden. Luftig locker schmiegen sich massentaugliche Offbeats an crunchige Gitarren, während die beiden Sängerinnen auf Airplay getrimmte Verse in die Mikrofone säuseln – nicht gerade innovativ, aber wirksam. Ähnlich konstruiert und auf Hochglanz poliert kommen Lieder wie "Dare (La La La)" und das Magic!-Duett "Cut Me Deep" daher, wenn sich südamerikanische Vibes wahlweise um Dubstep-Beats oder Autoscooter-Rhythmen schlängeln. Mit aller Macht und nahezu jedem technischen Neuzeit-Einschub, der einer Künstlerin ihres Formats heutzutage zur Verfügung steht, versucht sich Shakira zwischen all die emporgestiegenen Kolleginnen der vergangenen Jahre zu drängeln.

Wirklich künstlerisch Wertvolles verbirgt sich allerdings eher in der zweiten Reihe, denn im Gegensatz zur Konkurrenz vermag es die Kolumbianerin auch anno 2014 wieder, spielend leicht auf mehreren Hochzeiten zu tanzen. Da wäre beispielsweise ein Song wie "Empire", der fragil und brüchig beginnt, ehe opulente Synthesizer und allerlei String-Einschübe Erinnerungen an feudale Kate Bush-Auswüchse wecken. 

Auch am Lagerfeuer sitzend ("23", "Broken Record") macht die Sängerin mit dem unvergleichlichen Schäfchen-Timbre eine weitaus bessere Figur, als zwischen hibbeligen Synthetik-Beats und Tralala-Refrains. Klar ist allerdings, dass in Zukunft vor allem Rihannas Rundungen und musikalisch eher zwiespältige Fingerzeige in Richtung Gaga, Perry und Co im Vordergrund stehen werden, wenn von Shakiras zehntem Studioalbum die Rede ist. Das wird dem Gesamtpaket zwar keineswegs gerecht, aber sei's drum: Zum Glück gibt's ja die Skip-Taste.

Quelle: ntv.de

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