Musik

Die Nizza-Connection The Avener, reif und doch hip

Er remixt nicht, er reworkt. So so.

Er remixt nicht, er reworkt. So so.

"Fade out Lines" klingt aus den Lautsprechern, wenn die Autofenster wieder heruntergekurbelt werden und der Fahrtwind Frühling verspricht. Warum es gut ist, nicht jeden Wunsch erfüllt zu bekommen, weiß Tristan Casara mittlerweile ganz genau.

Als Tristan Casara erfolgreich die Schule abgeschlossen hatte, wollten seine Eltern ihm etwas schenken. Er wünschte sich ein Motorrad. Und bekam zwei Plattenspieler.

"Ich wollte als Teenager unbedingt DJ werden", erinnert sich Tristan, der sich inzwischen The Avener nennt, an seine Jugend. "Carl Cox und Eric Morillo waren meine Helden, ich stand vor allem auf Techno und härteren House ohne Vocals."

Phoebe Killdeer und The Avener bei einer Lingerie-Show im März.

Phoebe Killdeer und The Avener bei einer Lingerie-Show im März.

(Foto: dpa)

Tristan ist in Nizza aufgewachsen, und der 28-Jährige lebt dort nach wie vor, denn der hippe, wenn auch etwas schnöselige Ferienort an der Cote d’Azur bot ihm als DJ ein reichhaltiges Betätigungsfeld. "Ich habe sieben Jahre lang aufgelegt, vor allem im Sommer fast jeden Abend und konnte gut davon leben. Ich war spezialisiert auf Techno und Deep House und habe in diesen Jahren viel über den Dancefloor und auch die Dancemusic gelernt."

Letztlich, ungefähr zwei Jahre ist das jetzt her, reichte es ihm nicht mehr, nur die Musik anderer Leute aufzulegen und gelegentlich als Produzent zu arbeiten. Er wollte selbst was auf die Beine stellen. Casara gab sich den neuen Namen The Avener und erfand sich kurzerhand neu. "Ich wollte, dass meine eigenen Songs weicher und reifer klingen. Dass sie musikalisch sind, dass jemand singt, dass man sie nicht nur im Club, sondern überall gut hören kann."

Seine Veröffentlichung wird im vergangenen Sommer dann gleich zum Monsterhit. "Fade out Lines" ist die Deep-House-Umwidmung des gleichnamigen Stücks der australischen Dark-Folk-Band Phoebe Killdeer & The Short Straws. Dank Soundcloud, Youtube und Konsorten machte es blitzschnell die Runde durch Europa und schaffte es in Deutschland und Österreich sogar auf Platz eins. Und jetzt, da er seine Nische gefunden hatte, machte The Avener eifrig weiter.

Osnabrück, Nizza, who cares?

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"Ich entwerfe keine Remixe, sondern Reworks" sagt er, die Unterscheidung ist ihm wichtig. Praktisch läuft das so ähnlich wie beim Osnabrücker Kollegen Robin Schulz, den Tristan vor einigen Monaten in Nizza auf einer Party kennenlernte und so cool findet, "dass ich mir eine Kollaboration zwischen uns wünsche." Er stöbert im Netz nach außergewöhnlichen Songs, die gern aus dem Blues- oder Folkbereich kommen dürfen, aber nicht müssen. Anschließend modelt er sie um. Für sein Debütalbum "The Wandering of the Avener" hat er nun also etwa ein Stück der norwegischen Liedermacherin Ane Brun ("To let myself go") aufgenommen, die neue Single "Hate Street Dialogue" wiederum ist Casaras Interpretation einer 45 Jahre alten Folknummer von Sixto Rodriguez.

The Aveners Songs eint eine wohltuende Wärme und diese für Dance-Verhältnisse fast schon überschäumende und sich angenehm von Technokraten wie David Guetta oder Avicii absetzende Flauschigkeit im Sound. "Ich denke, dass ich mit meiner Musik ein guter Repräsentant meiner Heimatstadt bin", sagt Tristan. "Nizza ist lieblich, mild und freundlich, aber es hat auch ein paar Ecken und Kanten und ist niemals langweilig."

Tristan Casara hat sich übrigens vor Kurzem mit zehn Jahren Verspätung den Teenagertraum eines eigenen Motorrads erfüllt – und sich eine Vespa gekauft.

Quelle: ntv.de

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