Fear good Movies: Part 2 Diese Filme müssen Sie sehen!
27.03.2012, 14:53 Uhr
"Chronicle": Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.
(Foto: 20th Century Fox)
Dass das All Unheimliches birgt - seit "Apollo 18" ist das bekannt. Aber warum man Hochzeiten in Spanien meiden sollte oder abgelegene Häuser in französischen Wäldern; warum man immer unter dem Bett nachschauen sollte, bevor man schlafen geht, und was Zombies auf Kuba machen: Die Fantasy Filmfest Nights zeigen es - und noch viel mehr.
Zwei Tage, zehn Filme: Das sind die Fantasy Filmfest Nights, die derzeit über mehrere Wochenenden verteilt in sieben deutschen Städten laufen. Wer sich in die Filme traut, wird überrascht sein, wie vielschichtig das Horror-, Fantasy- und Thriller-Genre doch sein kann. Klar gibt es die harten Szenen, die einen den Mageninhalt noch einmal Revue passieren lassen können. Viel subtiler - und zum Teil auch besser - sind aber die leisen Töne.
Die, wie sie etwa der spanische Regisseur Jaume Balagueró in seinem neuen Werk "Sleep Tight" anschlägt, das im Juli 2012 dank Senator in die deutschen Kinos kommt. Balagueró selbst beschreibt den Film als "Suspense und keinen Horrorfilm". "Das Gute kämpft gegen das Böse", sagt er vieldeutig und lässt dabei den Zuschauer entscheiden, auf welcher Seite er lieber steht. In einem Mehrparteienhaus in einer spanischen Großstadt hat der Concierge César nicht viel mehr zu tun, als am Empfang zu sitzen und die Post zu verteilen. Dafür darf er im Keller wohnen. Ein Lachen huscht nie über sein Gesicht, nicht einmal ein kleines Lächeln. Ganz im Gegensatz zur schönen, lebenslustigen Clara, die jeden Tag mit einem Lied auf den Lippen und fast schon unnatürlich guter Laune begrüßt.
Das gefällt dem Gefühlskrüppel César ganz und gar nicht und so macht er schleichend Clara das Leben zur Hölle, ohne dass diese weiß, wer hinter den perfiden Gemeinheiten wie Kakerlaken in ihrer Wohnung oder allergischen Reaktionen auf unbekannte Substanzen in ihren Cremes steckt. César übernachtet unter ihrem Bett - und er macht noch viel mehr. Subtil, ruhig und bitterböse kommt Balaguerós brillanter Film daher, ganz das Gegenteil seiner vorherigen Werke wie etwa "Darkness" oder die Virus-Zombie-Schocker "REC" und "REC 2".
Drum prüfe, wer sich ewig bindet …
Bei "REC 3 - Genesis", dem dritten Teil der auf vier Filme angelegten Reihe, musste Regisseur Paco Plaza allein das Ruder übernehmen - und das ist ihm gelungen. Auf einer Hochzeit berichtet der dicke Onkel des Bräutigams von einem verletzten Hund, der, obwohl schon fast tot, ihn doch noch irgendwie gebissen hat. Keiner denkt sich etwas dabei. Die Zeremonie ist vorbei, die Party in vollem Gang, als sich urplötzlich der Onkel von einer Brüstung stürzt.
Aber er ist nicht tot. Ganz im Gegenteil. Der Onkel ist schnell wie ein Wiesel und beißt um sich, als ob er nichts von der Hochzeitstorte abbekommen hätte. Unter der Hochzeitsgemeinde im großen Ballsaal bricht die nackte Panik aus. Einige Gäste schaffen es irgendwie, zu fliehen. Auch Braut und Bräutigam entkommen, allerdings wissen sie beide nichts von ihrem Glück und machen sich auf die Suche nach der jeweiligen besseren Hälfte. Das geht natürlich nicht ohne Opfer vonstatten und so sind die Augenringe der Kettensäge schwingenden Braut am Ende genauso tiefschwarz wie der Humor, mit dem Plaza seinen Film versehen hat. Gibt es ein Happy End, immerhin war die Braut ja auch noch schwanger und es ist doch auch irgendwie ein Film über die große Liebe?
Der Weltall, unendliche Weiten …
Um "Love" dreht sich auch alles im gleichnamigen Film des Autors, Regisseurs und Kameramanns William Eubank. Verliebt ist er in die Schönheit des Alls, die durchaus Unheimliches zu bieten hat, erst recht, wenn man wie sein Hauptprotagonist, Astronaut Lee Miller, ganz allein auf der ISS 37 stationiert ist. Als die Verbindung zur Erde plötzlich abbricht, ist er vollkommen allein, mit sich und den Geräuschen um ihn herum - und der atemberaubenden Aussicht auf den blauen Planeten.
Die scheint in Eubanks Werk im Vordergrund zu stehen, wie die Super-Slomo-Kamerafahrten und der psychedelische Soundtrack von "Angels & Airwaves" beweisen. Eine Hommage an den Stanley-Kubrick-Klassiker Klassiker "2001 - Odyssee im Weltraum", mit einem esoterisch-metaphysisch-verstörenden Ende.
Ding Dong, die Hex‘ ist tot
Solch ein Ende weist auch der französische Beitrag "Livid" auf: Mal ehrlich, abgelegene Häuser in dunklen Wäldern sollte man immer meiden, das weiß jeder Horrorfan. Was aber, wenn es darin einen unbeschreiblichen Schatz gibt und die einzige Bewohnerin, die Tanzlehrerin Jessel, steinalt und als Pflegefall ans Bett gefesselt ist und seit Jahren nur durch technische Hilfe am Leben erhalten wird? Na, dann aber nix wie hin in finsterer Nacht und eingebrochen, denken sich Schwesternschülerin Lucie, ihr Freund William und dessen Bruder.
Das Problem dabei: die sadistische Jessel ist nicht tot - und ihre versteckt gehaltene Tochter auch nicht. Dafür sind es bald Lucies Begleiter. Aber das ist noch lange nicht das Ende …
Von Zombies und Superhelden
Das sind nur vier Filme der diesjährigen Fantasy Filmfest Nights. Aber auch der Rest kann sich sehen lassen: Wie etwa der auf Position 1 in den US-Kinocharts gestartete "Chronicle", in dem ein paar Highschool-Kids aus Seattle plötzlich Superkräfte bekommen und am Ende das Wahrzeichen der Stadt, die Space Needle, mehr oder weniger dran glauben muss. Oder auch "We Need To Talk About Kevin" beispielsweise. Dabei handelt es sich um einen wirklich ernsten Beitrag mit Tilda Swinton als Eva in der Hauptrolle. Der Film lief im vergangenen Jahr als Beitrag in Cannes und kommt nun auch in diesem Jahr in die deutschen Kinos. Wer beim Titel und am Anfang des Film noch an die Klamauk-Komödien um den allein zu Hause gelassenen Kevin denken muss oder an Plattenbauten, wird recht bald eines besseren belehrt: Kevin ist ein Kotzbrocken vor dem Herrn, schon kurz nach der Geburt macht er seiner Mutter das Leben zur Hölle.
Als diese ihm dann einmal die Geschichte von Robin Hood vorliest, Kevin zum Geburtstag noch Pfeil und Bogen geschenkt bekommt, ist das Unheil bereits zu erahnen. Doch erst als Kevin 16 Jahre ist, bricht sich etwas in ihm Bahn. Nach dem "Tag X" ist Eva die meistgehasste Mutter der USA. Und der "Tag X" hätte wohl verhindert werden können: "We Have To Talk About Kevin".
Publikumsliebling war aber "Juan Of The Dead", der Abschlussfilm des Festivals. Eine Zombie-Plage auf Kuba? Na sicher doch, warum sollten die Untoten vor Havanna und den Kommunisten denn Halt machen? Genauso lustig, wie sich das anhört, ist der Film auch. Das muss vorerst aber reichen, eine ausführliche Besprechung gibt es dazu am 12. April auf n-tv.de, dann startet der Film in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de