Die Königin der Löwen Gut gebrüllt, Katy Perry!
21.10.2013, 16:04 Uhr
Aufgeben ist nicht ihre Sache: Katy Perry.
(Foto: Universal Music)
So mancher Mann würde bei Katy Perry sicher gern zum Tiger werden. Doch bis vor den Traualtar hat sie bisher nur einer gezähmt: Russell Brand. Vergebens. Die Ehe zerbrach. Eine einschneidende Erfahrung für Perry. So einschneidend, dass sie den Schmerz auf ihrem Album "Prism" nun regelrecht herausbrüllt.
Es war ein rauschendes, pompöses und dekadentes Fest. Sieben Tage lang wurde gefeiert. Nicht zu Hause, in den USA oder Europa. Sondern in Indien. In einem Luxusresort. Es gab Safaris, Schlangenbeschwörer und Tänzer. Die Braut wurde mit Henna bemalt. Der Bräutigam kam zur Trauung gar hoch zu Ross. Elefanten und Kamele eskortierten ihn. Das Paar nahm auf einem Thron Platz. Ein Hindu-Priester leitete die spirituelle Zeremonie - und erklärte sie schließlich nach althergebrachtem Ritus zu Mann und Frau.

Bei ihrer Hochzeit wollte Perry nicht fotografiert werden - aber das unter dem Mantel neben Russell Brand ist sie. Sicher.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Was klingt wie ein Märchen aus 1001 Nacht, ist tatsächlich die Beschreibung der Hochzeit von Katy Perry und Russell Brand im Oktober 2010. Zu sehen bekam das nur ein ausgewähltes Publikum - die Presse musste leider draußen bleiben. Dennoch balgten sich die Paparazzi natürlich wie wild um Fotos von dem Ereignis. Wenn eine der erfolgreichsten Popsängerinnen auf dem Globus unter die Haube kommt, will die Welt schließlich daran teilhaben. Und wenn die Ehe dann nach kürzester Zeit spektakulär zerbricht, an der Trennung selbstredend auch.
In gerade mal 14 Monaten ging Perry durch ein Wechselbad aus Feuer und Eis, zwischen Himmel und Hölle und von überglücklich bis tiefbetrübt. Dass er im Dezember 2011 die Scheidung einreichen werde, teilte ihr der Mann, mit dem sie eben noch eine Traumhochzeit gefeiert hatte, am Ende per SMS mit. Es war wohl geradezu eine traumatische Erfahrung, die die Sängerin da gemacht hat. Und eine Erfahrung, die sie nun auf ihrem neuen Album "Prism" verarbeitet. Das sei für sie wie "eine Art Therapie" gewesen, bekannte die 28-Jährige dementsprechend vor kurzem in einem Interview.
Poppige Therapie-Sitzung
Natürlich kommt auch eine Therapie-Sitzung mit Katy Perry noch immer reichlich poppig daher. Reinrassige Balladen sucht man sogar komplett vergebens auf dem Album. Selbst getragene Stücke wie "Unconditionally" oder "By The Grace Of God" ziehen spätestens beim Refrain doch noch irgendwo hinten am Dancefloor-Rockzipfel. Dennoch ist "Prism" zweifellos das bislang mit Abstand erwachsenste Album des "California Gurls", das bekanntlich schon gern mal in Bonbon-Farben, mit Zahnspange und Lollipop durchs Bild turnt.

Auch wenn sie "Prism" als "düster" beschreibt, ist es doch ein munteres Popalbum.
(Foto: Universal Music)
Musikalisch rühren Perry und ihre Songschreiber-Crew dabei so ziemlich alles zusammen, was Pop im besten Sinne eben ausmacht. Mal, wie bei der ersten Single-Auskopplung "Roar", orientiert man sich dabei eher am Rock, mal am Funk ("Birthday"), mal am Hip-Hop ("Dark Horse") und mal an "House"-Klängen ("Walking On Air"). Zum einen liegt es sicher an den Songwriter-Qualitäten, zum anderen aber auch an der fortgeschritten-professionellen Haltung, mit der Perry ans Werk geht, dass "Prism" in einer höheren Liga spielt als etwa das jüngste Miley-Cyrus-Album "Bangerz".
"Prism" werde düster werden, hatte Perry im Vorfeld der Veröffentlichung gewarnt. Mit Blick auf die Musik ist davon jedoch wenig zu spüren. Schon eher, wenn man die Texte unter die Lupe nimmt. Alles dreht sich um die Liebe. Und im Wissen um die Ehe-Pleite der Sängerin erscheint vieles davon in einem besonderen Licht. Da geht es wie im Song "Ghost" um den Abschied ("Cause every gift, every letter, every promise of forever, now it's out of sight, like you were never alive") oder wie bei "It Takes Two" um die Selbsteinsicht ("It takes two, two sides to every story, not just you, I can't keep ignoring, I admit half of it, I'm not that innocent").
Die große Liebe
Perry tritt nicht nach. Sie gibt sich nachdenklich, nicht verbittert. Und sie gibt sich kämpferisch. Wieder aufzustehen, den Kopf über Wasser zu halten und sich wie ein Löwe durchzubeißen - davon handelt nicht nur "Roar", sondern auch "By The Grace Of God". Schließlich thront über allem der nach wie vor offenbar unerschütterte Glaube der Sängerin an die eine große, wahrhaftige und eben bedingungslose Liebe. "I will love you unconditionally", träumt Perry in "Unconditionally" ebenso wie in "Double Rainbow": "You're a one of a one, a one of a kind, that you only find once in a lifetime."
Nun ja, möglicherweise hat sie inzwischen ja doch die zweite Liebe ihres Lebens gefunden. Jedenfalls verdichten sich die Anzeichen, dass ihre jüngste On-Off-Beziehung mit Sangeskollege John Mayer nun zu einer dauerhaften Angelegenheit werden könnte. Seit wenigen Tagen wird gar gemunkelt, Perry plane mit ihm das zweite Mal vor den Traualtar zu treten. Ende gut, alles gut, könnte man also sagen. Zumal es mittlerweile nicht nur privat für die Sängerin wieder bestens läuft, sondern nach wie vor auch beruflich. Mit "Roar" landete Perry ihren sage und schreibe achten Nummer-1-Hit in den USA. Und dass auch "Prism" ganz nach oben schießen wird, darf kaum bezweifelt werden.
Gut gebrüllt, Frau Perry. Ob gut genug, wird sich nach dem 8. November zeigen. Dann bringt nämlich Lady Gaga ihr neues Album "Artpop" heraus. Die erste Runde im Duell der Popdiven ging eindeutig an Perry - Lady Gagas Comeback-Single "Applause" nach längerer Auszeit kam in den USA "nur" auf Platz 4. Sollte es auch "Artpop" nicht schaffen, "Prism" zu übertrumpfen, wäre Perry wohl endgültig die Königin der Löwen.
Quelle: ntv.de