Kino

Brad Pitt in "World War Z" Zett - wie Zombie

First we take Manhattan - then we take Berlin.

First we take Manhattan - then we take Berlin.

Man nimmt ihm diese Rolle ab: Ein fieser Virus vernichtet die halbe Menschheit und macht sie vorher zu alles tötenden Zombie-Maschinen. Brad Pitt soll die Welt retten, das macht er dann auch. Er denkt jedoch nur an seine Familie. Ähnlichkeiten mit dem echten Leben rein zufällig?

Die Familie wollte doch nur in Ruhe frühstücken ....

Die Familie wollte doch nur in Ruhe frühstücken ....

(Foto: dpa)

Die Welt geht unter, doch er ist der "Last Man Standing": Brad Pitt. Bei seinen Besuchen der Premieren in den jeweiligen Ländern wollen zwar alle nur Angelina Jolie sehen, aber das nimmt er recht cool. Denn sein Film ist sehenswert. Marc Forster, der den meisten noch als glückloser Regisseur des James-Bond-Kassenflops "Ein Quantum Trost" in Erinnerung ist, zeigt mit "World War Z", was er wirklich drauf hat.

Es geht um nichts Geringeres als den Weltuntergang. Und das Verhalten, das Menschen an den Tag legen, wenn sie in höchster Not sind. Es geht um Massenpanik, Schwarmverhalten, um die Liebe und die Familie, und darum, dass gute Freunde sich auch mal weh tun müssen. Und es geht um Zombies. Aber diese Zombies kommen nicht aus irgendeiner fiesen Unterwelt, sondern sie sind krank. Verseucht von einem Virus, das Menschen zu Wesen mit niederen Instinkten degradiert. Sie wirken in der Menge wie Ameisen, und genauso werden sie auch von den noch Gesunden behandelt: abgefackelt, abgeschossen, totgetreten. Dabei könnten unsere Freunde, Nachbarn, unser Arzt, unter ihnen sein. Sie sind nicht träge und modrig, sondern schnell und fies: Kaum haben sie sich in ihr Opfer verbissen, wird auch dieses zu einem flinken Monster, das in der Art eines jagenden Tieres unterwegs ist.

Sabbernde Tötungsmaschinen

Angelina Jolie begleitete ihren Lebensgefährten zu den Premieren um die ganze Welt.

Angelina Jolie begleitete ihren Lebensgefährten zu den Premieren um die ganze Welt.

(Foto: dpa)

Um es gleich mal vorwegzunehmen: Das ist nicht der schlechteste Endzeitthriller, der uns da pünktlich zu den Sommerferien präsentiert wird. Die Hauptfragen im Film sind: Wohin mit der Familie? Wohin, wenn es keinen Ausweg gibt, keine Sicherheit mehr, wenn alles um uns kaputtgeht? Und wo in Herrgotts Namen kommt dieses verdammte Virus her, das aus Menschen sabbernde Tötungsmaschinen macht? Vor der Frage steht auch Gerry Lane (Brad Pitt), und tatsächlich hat er überhaupt keine Lust, seine Familie in dieser heiklen Zeit zu verlassen, um sich geradezu selbstmörderisch um den Erdball zu bewegen und die Welt zu retten, die doch unrettbar verloren scheint. Die weltweite Pandemie, die in "World War Z" beschrieben wird, treibt die Opferzahlen auf der ganzen Welt in bislang unvorstellbare Höhen und hinterlässt eine Spur der Zerstörung: Europa, Südamerika, Nordamerika, Australien – Kontinente bilden keine Grenzen für die sich rasend schnell ausbreitende Krise. Moskau, New York Barcelona, Mexico City, Paris, Berlin – die Metropolen der Menschheit versinken im Chaos, die Bevölkerung ist im Panikzustand. Verständlich, dass Gerrys Ehefrau (Mireille Enos) ihn nicht gehen lassen will, aber da ihm versichert wird, dass das Militär sich um seine Familie kümmern wird - sie befinden sich mittlerweile dank Gerrys Kontakten auf einem Flugzeugträger - zieht er, der ehemalige Ermittlungsbeamte der Vereinten Nationen, los in den Kampf gegen die Zombies und für den Erhalt der Welt, wie wir sie kennen.

Pitt ist dabei sehr überzeugend, er nimmt uns mit auf seine Rettungsreise und lässt uns weinen, lachen, Angst haben und erleichtert sein: Spielte er in letzter Zeit oft Rollen ("Killing Them Softly", "Moneyball"), die ihm nicht so auf den Leib geschrieben wirkten (obwohl das natürlich vollkommen subjektiv ist), passt er in die Rolle des heldenhaften Familienvaters perfekt.

Marc Forster verhalf Halle Berry zu ihrem Oscar mit "Monster's Ball".

Marc Forster verhalf Halle Berry zu ihrem Oscar mit "Monster's Ball".

Die Geschichte von "World War Z" basiert auf Max Brooks' (Sohn von Regie-Legende Mel Brooks und "Mrs Robinson"-Darstellerin Anne Bancroft) postapokalyptischem Endzeitthriller "An Oral History of the Zombie War", der die Geschichte dieses Krieges in einer Sammlung vorgeblicher Augenzeugenberichte schildert. Die Produzenten Brad Pitt, Dede Gardner und Jeremy Kleiner lasen die Druckfahnen des Buches schon vor dem offiziellen Erscheinen und waren von der Geschichte sofort gefesselt. "Vor fünf Jahren wusste ich nichts über Zombies", so Pitt, "doch inzwischen halte ich mich für einen Experten." Und Pitt, dieser Luxus-Mann an der Seite der fast unwirklich erscheinenden Angelina Jolie sagt, was alle denken würden: "Was passiert, wenn so ein Virus - wie beispielsweise das SARS-Virus - die Schutzwälle durchbricht und wenn unsere sämtlichen Gewohnheiten und unser ganzer Alltag plötzlich bedeutungslos werden? Was passiert, wenn staatliche Strukturen und die gesellschaftliche Normen von einem Tag auf den anderen verschwinden? Wie können wir dann überleben?" Denn dann nutzen auch einem wie Pitt die Wohnsitze überall auf der Welt nichts, das ganze Geld und der Erfolg, dann hilft nur noch Mut und Entschlossenheit.

Der teuerste Zombiefilm aller Zeiten

Und auch Regisseur Marc Forster war gleich fasziniert von der Vorlage. Im Gespräch mit n-tv.de sagte er, dass ihn, der sich in seinen Filmen bisher vor allem mit den großen Themen des Lebens befasste, das "Zombiegenre" gepackt hat: "Das Buch enthielt alles, was mich interessiert: Spannung, Liebe, Familie, Verlust. Und gesellschaftliche Umwälzung, das ist ein Thema, das mich fasziniert. Die Zeiten der Zombiefilme mögen vor allem die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gewesen sein, da waren große gesellschaftliche Umwälzungen im Gange, aber so ist es momentan ja auch:  wir stehen an der Schwelle zu großen Veränderungen. Und wie beliebt Zombie-Themen sind, das sieht man an TV-Serien wie 'The Walking Dead'." Wenn Menschen andere Menschen merkwürdig finden, dann nennen sie sie auch Zombie, denn das steht für eine gewisse Haltung, die gar nicht so fern ist von dem, was manche so treiben: "Wenn Leute nur vor der Glotze oder dem Computer sitzen und Kopfhörer tragen, nichts mehr mitgekommen von der realen Welt, wenn sie nicht mehr mit anderen kommunizieren, dann sind sie Monster. Zombies eben", findet Forster. 

Würden Sie diesem Mann die Rettung der Menschheit zutrauen? Warum nicht - er hat sechs Kinder.

Würden Sie diesem Mann die Rettung der Menschheit zutrauen? Warum nicht - er hat sechs Kinder.

(Foto: dpa)

Ganz und gar nicht zombiehaft findet Forster seinen Hauptdarsteller, der auch sein Produzenten-Team mit Erfahrung und Geld bereichert hat: "Brad Pitt ist wirklich der netteste Mensch am Set. Das klingt so einfach dahingesagt, aber er ist freundlich zu jedem, nimmt sich Zeit und ist von großer emotionaler Intelligenz", schwärmt der deutsch-schweizerische Regisseur des Blockbusters.

Superstart in den USA

Dabei ging nicht alles glatt: ein explodierendes Budget, neue Drehbuchautoren zum Umschreiben des Skripts, schließlich der Aufschub des Kinostarts. Das bereits teuer gedrehte Zombie-Finale am Schauplatz Moskau landete im Müll, das Ende des Films wurde komplett neu gedreht. "Und der geopolitische Tiefgang der Buchvorlage blieb dann leider auch ein bisschen auf der Strecke", gibt Forster zu. Die Szenarien, wie sich Regierungen in einer solchen Krise verhalten könnten, mussten leider aufs Nötigste reduziert werden. "Aber das friedvolle Ende hat mich dann wieder versöhnt", so Forster mit einem Lächeln, dem man die Strapazen der letzten Monate jedoch ansehen kann.

Immerhin hat er es geschafft, einen intelligenten Kassenknüller zu drehen: 66 Millionen Dollar Umsatz machte "World War Z" am ersten Wochenende. Damit gelang Superstar Brad Pitt in den USA das bislang beste Startergebnis seiner ohnehin so erfolgreichen Karriere. Weltweit hat der Thriller bereits um die 113 Millionen Dollar in 25 Ländern in die Kinokassen gespült. Bei dem Wetter, was gerade über Deutschland zieht, dürfte der Start des Action-Thrillers auch hierzulande für volle Säle und Traumquoten sorgen.

"World War Z" startet am 27. Juni in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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