Kino

Der Feingeist mit dem Dampfhammer "Bud Spencer: Mein Leben, meine Filme"

"Bud Spencer: Mein Leben, meine Filme, die Autobiografie" ist im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen.

"Bud Spencer: Mein Leben, meine Filme, die Autobiografie" ist im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen.

(Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf)

1,93 Meter groß. Vollbart. Zusammengekniffene, kleine Augen, runder Bauch. Sein Markenzeichen sind aber seine beiden Fäuste. Mit denen löst er Probleme, mit denen sorgt Bud Spencer in seinen Filmen für Ordnung und Gerechtigkeit. Aber wer ist Bud Spencer eigentlich? Carlo Pedersoli sagt es uns.

Der Held meiner Kindertage, er ist es immer noch: dickköpfig, gutherzig, schlagkräftig und wortkarg. So flimmert Bud Spencer in regelmäßigen Abständen über den Fernsehschirm - vorzugsweise auf einem kleinen Vollkanal mit dem Slogan "Die besten Filme aller Zeiten". Spencer spielt in allen mit. Gemeinsam mit Terence Hill verkörpert er eines der beliebtesten Filmduos aller Zeiten. Und dabei gibt es die beiden gar nicht wirklich.

Terence Hill ist ebenso nur eine Kunstfigur wie Bud Spencer. Steckt hinter Hill Mario Girotti, der etwa in den 1960er Jahren in "Die Nibelungen" mitspielte, steht hinter Spencer, dem Rächer der Schwachen und Unterdrückten, Carlo Pedersoli. Carlo …, wer? Den Namen können sie getrost wieder vergessen, denn selbst die Autobiografie dieses Filmstars mit Vollbart und Bauch erscheint nicht unter seinem Namen. Es geht um Bud Spencer. Es geht um "sein" Leben, "seine" Filme, seine Autobiografie.

"Seine Filme"

Den Namen legt sich Pedersoli - ehemaliger italienischer Schwimmstar und Teilnehmer der Olympischen Spiele - zu, weil er eine Hauptrolle in einem Western angeboten bekommen hat und mit einem englischen Namen verkauft sich der Film besser. Sein Filmpartner Hill weiß das auch. Also macht Pedersoli den Vornamen seines Filmidols Spencer Tracy kurzerhand zu seinem Nachnamen und in Anlehnung an seinen Körperbau gibt er sich den Vornamen Bud ("Knospe"). Mit dem fröhlichen Prügeln dauert es noch eine Weile, aber auch ohne Haudrauf und Schlagzu wird "Gott vergibt, … Django nie!" ein Kassenschlager und die Geburtsstunde des Italo-Westerns. Es folgen "Vier für ein Ave Maria" und "Hügel der blutigen Stiefel", ebenfalls erfolgreich.

Kongeniales Filmduo: Terence Hill und Bud Spencer. ("Vier Fäuste für ein Halleluja", 1971)

Kongeniales Filmduo: Terence Hill und Bud Spencer. ("Vier Fäuste für ein Halleluja", 1971)

(Foto: picture alliance / dpa)

Aber erst die nachfolgenden Filme machen das Duo Hill-Spencer zum Helden des kleinen Mannes: "Die rechte und die linke Hand des Teufels" und "Vier Fäuste für ein Halleluja" dürfen in keiner gut sortierten DVD-Sammlung fehlen. Die Werke gehören heute noch zu den erfolgreichsten Kinofilmen Italiens. Das Erfolgsrezept ist einfach: Es wird auf blutige Gewalt verzichtet, stattdessen gibt es jede Menge schlagende Argumente, die das Denkvermögen der Bösewichte nicht unbedingt erhöhen, aber für jede Menge Lacher sorgen. Das war in den Kinosälen der 1970er nicht anders als heute vor den Fernsehern.

Der Grundtenor der Filme ist immer gleich: Gut gegen Böse. Die beiden Helden, der eine pfiffig, faul, aber mit Chuzpe und Verstand (Hill); der andere etwas einfacher gestrickt, wortkarg, ein Gemütsmensch halt (Spencer). "Ich war der Starke, der den arroganten Bösewichten Ohrfeigen verpasste und so die Schwachen rächt", schreibt Spencer. Das kam damals beim Publikum an und passt noch heute in die Zeit - vielleicht sogar noch mehr denn je: kein Blut, kein Sex, dafür Wortwitz und der berühmte Dampfhammer, der Spencers Markenzeichen wird. Er zieht damit dutzenden Filmbösewichten einen Scheitel.

Die Stuntmen hassen ihn dafür, verlangen höhere Gagen, denn Spencer trifft das eine oder andere Mal "wirklich". Kopfschmerzen sind da programmiert. Er ist halt kein richtiger Schauspieler, wie er selber zugibt. Als sie an einem Filmset einen "Dicken" suchen, hat er einfach "Glück": "Es gelang mir alles wie von selbst, wie fast immer in meinem Leben." Vielleicht liegt es ja daran, dass Spencer ein "unverbesserlicher Optimist" ist, schon immer war. Sein Lebensmotto: "Scheiß drauf."

"Sein Leben"

Spencer landet immer wieder auf seinen Füßen. Er, der bei seiner Geburt 1929 in Neapel satte sechs Kilogramm auf die Waage bringt, wächst nicht in Armut auf - sein Vater ist ein Industrieller -, die Kindheit ist dementsprechend wohlbehütet. Er ist sportlich, kommt zum Schwimmen und wird ein nationaler Sportstar.

Er nimmt zweimal an Olympischen Spielen teil, ohne jedoch eine Medaille zu gewinnen. Er ist der erste Italiener, der die 100 Meter unter 1 Minute schwimmt - und das als leidenschaftlicher Raucher. Die Konkurrenz kann es nicht verstehen.

Aber er ist nicht nur Schwimmer. Er studiert. Er wird Kosmopolit, Römer. Er reist nach Südamerika, verdient seinen Lebensunterhalt mit seinen eigenen Händen und verliebt sich in den Kontinent und dessen Menschen. Liebevolle Gemüter mit einfachen Leben und jeder Menge Problemen. Probleme, die Spencer nicht kennt, auch nicht als Carlo Pedersoli. Die Zeit in Südamerika prägt ihn. Der Film "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" ist deshalb auch als Hommage an diese Zeit zu verstehen.

"Seine Autobiographie"

Heute ist Carlo Pedersoli 82 Jahre. Bud Spencer ist noch etliche Jahre jünger. Kein Wunder, dass ein Ruhestand für ihn noch nicht infrage kommt. Er schreibt Drehbücher, versucht sich als Musiker und Produzent. Er ist glücklicher Ehemann und Familienvater. Und mit seiner Autobiografie auch noch ein Bestseller-Autor - das Buch ist seit über einem halben Jahr in den Bestsellerlisten und mittlerweile bereits in der 7. Auflage.

Schwimmstar, Kinoheld und nun Bestsellerautor: Bud Spencer mit seiner Autobiografie, die sich mittlerweile weit über ein halbes Jahr in den Bestsellerlisten hält.

Schwimmstar, Kinoheld und nun Bestsellerautor: Bud Spencer mit seiner Autobiografie, die sich mittlerweile weit über ein halbes Jahr in den Bestsellerlisten hält.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Grund für den Erfolg als Schriftsteller liegt nicht nur in seiner Bekanntheit als Star diverser Prügel-Komödien, sondern auch in der Art, wie das Buch geschrieben ist. Auch wenn er mit Lorenzo De Luca und David De Filippi zwei Co-Autoren an seiner Seite hatte, liest sich "Mein Leben, meine Filme, die Autobiografie" von Beginn an wie ein spannender Kinostreifen, wie ein Film mit einem gutherzigen Hauptdarsteller, den man sofort in sein Herz schließt und mit dem man mitfiebert und Pferde stiehlt.

Das Buch ist so authentisch wie die Filme. Es erzählt eine Geschichte. Eine Geschichte, die gut ist - aber in der der Bösewicht fehlt. Diesen (filmischen) Makel macht das Werk durch die kurzweiligen Kapitel und Anekdoten wett, durch die zahlreichen Bilder aus den Filmen und dem Leben, durch den humoristischen Schreibstil, durch die "Scheiß drauf"-Einstellung der Hauptfigur. Verzeihung, der beiden Hauptfiguren, denn auch Pedersoli darf mal ran, er traut sich aber nicht richtig. Ein Zwiegespräch des gestandenen Spencer mit dem jungen, ungestümen Pedersoli bildet die thematische Klammer des Buches.

Lieber lesen als hören

Im Hörbuch wird Schauspieler Oliver Korittke zur Stimme Bud Spencers.

Im Hörbuch wird Schauspieler Oliver Korittke zur Stimme Bud Spencers.

(Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf)

Das Hörbuch fällt dagegen ab. Was vor allem am Sprecher liegt. Es tönt nicht eine der markanten Synchronstimmen Bud Spencers - Wolfgang Hess oder Martin Hirthe - aus den Lautsprechern. Oliver Korittke ist es, der den Schilderungen Spencers Leben einhauchen soll. Korittke - zwar selbst ein großer "Bud-Spencer-Fan" - schafft es mit seiner Stimme allerdings nicht. Zu groß ist die Irritation, dass da nicht die "Spencer-Stimme" die "Spencer-Autobiografie" vorliest.

Wer "Bud Spencer: Mein Leben, meine Filme, die Autobiografie" noch nicht besitzt, sollte daher lieber zum klassischen Buch als zur Zuhörvariante greifen. Lesen bildet - selbst wenn man dabei nur lernt, wie man sich als wortkarger, gutmütiger Typ mit der richtigen Einstellung durchs Leben "schlägt".

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Quelle: ntv.de

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