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Verantwortung hat er nie gescheut, im Gegenteil: Konrad Adenauer wollte lenken und gestalten. Als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg am Boden lag, wurde er zum "Architekten der Bundesrepublik".
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Am 19. April 1967, starb Adenauer im Alter von 91 Jahren in seinem Heimatort Rhöndorf bei Bonn.
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Den Deutschen ist der "Alte" in Erinnerung geblieben wie kaum ein anderer. Keine Frage: Ohne ihn sähe Deutschland heute anders aus.
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Als erster Kanzler gab Adenauer die Richtung vor, in die sich die Bundesrepublik teilweise noch heute bewegt. Er schmiedete Bündnisse mit dem Westen, um die Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Isolation zu holen. Hier Adenauer mit US-Präsident Eisenhower.
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Adenauer sah zur "Westbindung" keine Alternative. Dass dadurch die deutsche Einheit in weite Ferne rückte, nahm er in Kauf. Dadurch wurde er zu einem der Gründerväter der Europäischen Union.
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Adenauer war Rheinländer von ganzem Herzen. Erbittert kämpfte er darum, dass der Regierungssitz der neuen Bundesrepublik direkt in seine Heimat kam.
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Das beschauliche Bonn wurde provisorische Hauptstadt, ...
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... das viel größere und prestigeträchtigere Frankfurt am Main ging baden.
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Adenauer war am 5. Januar 1876 als Sohn einer streng katholischen Beamtenfamilie in Köln zur Welt gekommen. Er studierte Jura und Volkswirtschaftslehre. Das Foto zeigt Adenauer (rechts) als Mitglied der Studentenverbindung Arminia Bonn im Wintersemester 1896/97.
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1906 trat Adenauer dem Zentrum bei, der Partei des katholischen Bürgertums. 1917 wurde er Oberbürgermeister von Köln - damals der jüngste Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt (hier 1924 mit Reichspräsident Ebert).
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Adenauer war es, der für die Ansiedlung des amerikanischen Autoherstellers Ford in der Domstadt sorgte. Das Bild aus dem Jahr 1925 zeigt die Grundsteinlegung durch Henry Ford.
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Als Kölner Oberbürgermeister spielte Adenauer auch in der Reichspolitik eine Rolle. Er war zwischen 1920 und 1933 Präsident des preußischen Staatsrates - eine Art Bundesrat für den Freistaat Preußen, zu dem auch Köln gehörte. (Heute tagt der Bundesrat im Gebäude des preußischen Staatsrates.)
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Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Adenauer (hier ein Bild von 1930) seiner Ämter enthoben und von der Gestapo mehrmals kurzzeitig festgenommen. Er zog sich völlig ins Privatleben zurück.
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Nach dem gescheiterten Anschlag auf Hitler 1944 wurde Adenauer in das KZ auf dem Messegelände Köln gebracht, obwohl er an den Widerstandsplänen keinen Anteil hatte. Im KZ erkrankte Adenauer schwer. Der Kommunist Eugen Zander rettete ihm das Leben, indem er ihn pflegte und vor dem Abtransport nach Buchenwald bewahrte.
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Nach dem Krieg drängte es Adenauer zurück in die Politik, erinnert sich seine jüngste Tochter Libeth Werhahn-Adenauer.
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"Er sah diese Ruinenlandschaft, das daniederliegende Deutschland mit all seinen fürchterlichen Wunden. Und es war ihm ein Anliegen, den Menschen zu helfen", erzählt die 78-Jährige.
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Seine zweite politische Karriere startete Adenauer unmittelbar nach Kriegsende. Auf der Wunsch-Liste der Alliierten stand er ganz oben - zunächst eher aus Zufall, denn die Liste war alphabetisch geordnet, sagt Peter Mensing, Historiker im Adenauer-Haus in Rhöndorf.
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Adenauer wurde Präsident des Parlamentarischen Rates, der im Auftrag der Alliierten das Grundgesetz erarbeitete.
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Am 23. Mai 1949 um 17 Uhr unterzeichnete Adenauer das Grundgesetz. Es trat am 24. Mai in Kraft.
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Als erster Bundeskanzler regierte Adenauer mit einer "bürgerlichen" Koalition - eine große Koalition mit der SPD hatte er abgelehnt. Am 15. September 1949 wählte ihn der Bundestag mit nur einer Stimme Mehrheit zum Kanzler - seiner eigenen.
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"Seine Zielstrebigkeit, seine Energie und vor allem sein Mut haben ihn stark gemacht", sagt Historiker Mensing. Adenauer wusste, dass er die politischen Strukturen der Welt langfristig verändern konnte. Angst habe ihm das nie gemacht, sagt seine Tochter.
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"Er war manchmal von Zweifeln geplagt. Er war auch bitter enttäuscht, wenn Dinge nicht so liefen, wie er es wollte. Dann hat er einen großen Spaziergang gemacht, ist alle Argumente noch einmal durchgegangen und hat seine Meinung anschließend mit aller Entschlossenheit vertreten."
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Seine politischen Gegner erlebten Adenauer oft als einen schroffen, unnahbaren Menschen.
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Seine Familie und die Mitarbeiter beschreiben ihn jedoch als warmherzig und liebevoll. Vor allem Humor habe er gehabt, erzählt seine Sekretärin Hannelore Siegel. Im Bild: Adenauers Aktentasche, heute ein Museumsstück.
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Zum Karneval habe Adenauer jedes Jahr im Kanzleramt geschunkelt und dabei lauthals rheinländische Lieder gesungen. "Dem Schmitz sing Frau is durchjebrannt" war sein Lieblingslied.
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Mit Inkrafttreten der Pariser Verträge am 5. Mai 1955 wurde die Bundesrepublik formell ein souveräner Staat. Aus den "Besatzern" wurden Schutzmächte.
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Im selben Jahr fand die "Wiederbewaffnung" der Bundesrepublik statt, die Adenauer im Geheimen bereits seit Gründung des Staates angestrebt hatte.
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Wiederbewaffnung und Westbindung waren hoch umstritten. Obwohl selbst scharfer Antikommunist, sah Adenauers großer Gegenspieler, der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher (links), in der Westbindung nur ein Hindernis auf dem Weg zur deutschen Einheit.
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Als Adenauer 1955 nach Moskau reiste, war sein zentrales Anliegen, die Heimkehr der letzten Kriegsgefangenen zu erreichen.
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Bereits einen Monat später konnte Adenauer die ersten der letzten Heimkehrer begrüßen.
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Adenauer war bis 1963 Bundeskanzler. Er war prägte die junge Bundesrepublik - und war zugleich Repräsentant dieser Zeit. Die SPD wurde von seiner Partei diffamiert, ...
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... frühere Funktionäre des NS-Regimes dagegen integriert - hier mit Hans Globke, der in der Nazizeit an der Ausarbeitung der "Nürnberger Gesetze" beteiligt war. Unter Adenauer war Globke zunächst Ministerialdirigent, dann Staatsminister im Kanzleramt.
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1961 wurde Adenauer zum letzten Mal zum Kanzler gewählt. Die Unterstützung der CSU und der FDP hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits verloren, auch in der CDU regte sich Unwillen über "den Alten", ...
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... der nicht mehr so recht in die Zeit zu passen schien. Die "Ära Adenauer" - das waren eher die fünfziger Jahre.
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Gegen Adenauers Willen nominierte die CDU Wirtschaftsminister Ludwig Erhard zum neuen Bundeskanzler. Adenauer hielt seinen Nachfolger für unfähig - eine Einschätzung, die er nicht für sich behielt.
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Dass Erhard 1966 nach nur drei Jahren im Amt aufgab, lag auch an Adenauer. Neuer Kanzler wurde Kurt Georg Kiesinger (Mitte).
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Bis kurz vor seinem Tod war Adenauer Abgeordneter im Bundestag.
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Drei Jahre nach seinem Rücktritt reiste Adenauer als erster hochrangiger bundesdeutscher Politiker nach Israel.
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"Er hatte weiß Gott keine Rentnermentalität. Er wusste, dass er gebraucht wurde, und sein Verantwortungsgefühl gab ihm die Kraft dazu", sagt seine Tochter Libeth. (Das Bild zeigt Adenauer 1967 beim spanischen Diktator Franco.)
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In den letzten Tagen vor seinem Tod saß der Rosenliebhaber Adenauer in seinem Schlafzimmer häufig an der Tür zum Garten und schaute auf die Beete. "Er hat seinen Garten über alles geliebt. Es war ein großer Trost für ihn zu sehen, dass das Leben in der Natur auch nach seinem Tod weitergehen würde."
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Am 19. April 1967 starb Konrad Adenauer in seinem Haus in Rhöndorf. "Nach allem Schweren kommt einmal die Auferstehung, die Befreiung von allem Drückenden", hatte er 20 Jahre zuvor an einen Freund geschrieben.
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Zu Adenauers Staatsbegräbnis kamen Politiker aus aller Welt - im Bild Charles de Gaulle neben Heinrich Lübke (Mitte) und Lyndon B. Johnson.
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Die Erinnerung an Adenauer ist auch Jahrzehnte nach seinem Tod noch immer sehr lebendig. 2003 wurde er im Rahmen einer ZDF-Sendereihe zum "größten Deutschen aller Zeiten" gewählt.
"Der Alte" Konrad Adenauer
Verantwortung hat er nie gescheut, im Gegenteil: Konrad Adenauer wollte lenken und gestalten. Als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg am Boden lag, wurde er zum "Architekten der Bundesrepublik".
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