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Der Zeitpunkt hätte kaum ungünstiger sein können. Mitten in der Vorfreude auf das Halbfinal-Hinspiel von Borussia Dortmund gegen Real Madrid werden Jürgen Klopp und sein BVB von einem spektakulären Wechsel geschockt.
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Nationalspieler Mario Götze, Superstar des BVB und mutmaßlich das größte Talent im deutschen Fußball, wechselt im Sommer zum FC Bayern München.
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Die Klub-Bosse sind trotz der Ablöse von 37 Millionen Euro enttäuscht, die BVB-Fans stocksauer, die Vorfreude auf das Halbfinale getrübt.
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Die Bayern dürften frohlocken, auch wenn sie den Zeitpunkt der Transferbestätigung in ihrer ersten dürren Stellungnahme offiziell bedauerten.
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Der spektakuläre Wechsel lenkt nicht nur vom selbst angezeigten Steuerbetrug des Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß ab.
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Für den deutschen Rekordmeister ist die Götze-Verpflichtung auch sportlich ein doppelt lohnendes Geschäft.
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Sie kaufen einen der besten Spieler der Bundesliga, stärken sich - und schwächen die Konkurrenz, und das durch die Unruhe vor dem BVB-Spiel des Jahres in diesem Fall ebenfalls doppelt.
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In einer Zeit, in der alte Zitate von Hoeneß rückwirkend auf ihren Wahrheitsgehalt abgeklopft werden, verdient auch dieses eine besondere Beobachtung.
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"Ehrlich, es ist überhaupt nicht unser Interesse, den anderen zu schwächen", hatte Hoeneß vor rund zwei Monaten der "Sport Bild" gesagt.
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"Das haben wir früher mal gemacht, aber das kann nur ein Nebenaspekt sein."
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Ob Neben- oder Hauptaspekt: Wenn ein Gegner sich aufschwingt, zu einer ernsthaften Konkurrenz zu werden, ...
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... wie zuletzt der BVB mit drei von vier nationalen Titeln in den Jahren 2011 und 2012, ...
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... dann haben die Bayern schon seit jeher auf den großen Stolz des Vereins zurückgegriffen: das berühmte Festgeldkonto.
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Schon vor dem peinlich verlorenen Pokalfinale 2012 gegen den BVB (2:5) hatte Hoeneß gedroht: "Wir werden unsere Mannschaft so lange verstärken, bis wir wieder alleine sind. Wir haben das Geld dazu."
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Und besser als in Götze, das muss auch die Konkurrenz anerkennen, kann dieses Geld in der Bundesliga nicht angelegt werden. Folgt man der Bayern-Maxime "Sich selbst stärken und den Gegner schwächen", dann ist der Götze-Coup der Königstransfer der Münchner.
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Auch dank des begnadeten Dribbelkönigs stürmte der BVB in den vergangenen beiden Jahren zu Doppelmeisterschaft und Pokalsieg sowie in dieser Saison ins Halbfinale der Champions League.
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Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (r.) hält die Beteuerungen der Münchner, Spieler nur zur eigenen Verstärkung zu kaufen, für ein Ammenmärchen.
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"Ich glaube, dass Bayern seit vielen Jahren das gleiche Erfolgsschema verfolgt. Dazu gehört seit jeher auch, den Konkurrenten zu schwächen", sagte er der "Sport Bild": "Wir kalkulieren Angriffe aus München ein. Allen Solidaritätsaussagen zum Trotz."
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Ein klarer Seitenhieb auf das längst zurückgezogene Hoeneß-Angebot, die Liga müsse etwas gegen den Bundesliga-Duopol aus FC Bayern und Borussia Dortmund unternehmen und die beiden Branchenführer den anderen Vereinen helfen.
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Dass hinter dem Abwerben gegnerischer Stars Kalkül steckt, da ist sich auch Ottmar Hitzfeld sicher. "Es ist die Strategie von Bayern München, dass man nicht nur sich stärkt, sondern auch die direkte Konkurrenz schwächt", sagte der Ex-Coach beider Vereine bei bundesliga.de.
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"Und Dortmund ist der große Konkurrent. Von daher ist das klar Strategie."
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Auch Hitzfelds Wechsel vom BVB nach München folgte diesem Schema. Nachdem er mit Dortmund zweimal die Meisterschaft und schließlich die Champions League gewonnen hatte, ließ er sich schließlich vom Rekordmeister abwerben.
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Als Urvater jener gezielten Bayern-Transfers zur Schwächung der Konkurrenz gilt aber der von Calle Del'Haye, den die Bayern 1980 - ein Jahr nach Hoeneß' Amtsantritt als Manager - aus Mönchengladbach holten.
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Für die damalige Rekordsumme von 1,3 Millionen Mark, und das obwohl er überhaupt nicht ins System passte. In fünf Spielzeiten kam er in München nur auf 74 Spiele und sieben Tore.
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Manchmal kauften die Münchner einen Spieler auch deshalb, damit die Konkurrenz ihn nicht bekommt. So beim Aachener Jan Schlaudraff, an dem 2007 auch die Bremer interessiert waren.
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Schlaudraff kam als Jung-Nationalspieler, wurde vom "Spiegel" als Fußballprofi der Zukunft gefeiert - und verließ München nach einer Saison mit dem Ruf eines Problem-Profis, den er lange nicht mehr loswerden sollte.
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Ähnlich motiviert könnte auch die Verpflichtung des Mainzer Abwehrtalents Jan Kirchhoff sein, den auch der BVB unbedingt verpflichten wollte.
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Man müsse eben mal zeigen, dass niemand den Bayern das Wasser reichen könne, kommentierte Hoeneß damals den Schlaudraff-Transfer.
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Und luchste den Bremern auch noch Miroslav Klose ab.
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Pikant daran: Mit dem Angreifer verhandelten die Münchner angeblich am Tag vor Werders Uefa-Cup-Halbfinalrückspiel gegen Espanyol Barcelona. Klose flog nach 19 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz, Werder verpasste das Endspiel.
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Schon den hanseatischen Angriff in den 1990ern hatten sie mit den Abwerbungen von Mario Basler, ...
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... Andreas Herzog ...
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... und sogar Werder ewigen Coach Otto Rehhagel abgeblockt.
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"König Otto" scheiterte in München, doch Werder erholte sich von seinem Abgang über Jahre hinweg nicht.
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Den aufmüpfigen Karlsruhern warben die Bayern in den frühen 1990ern Michael Sternkopf, …
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… Mehmet Scholl, …
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… Oliver Kahn, …
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… Thorsten Fink ...
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... und Oliver Kreuzer (l.) ab.
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DFB-Pokalsieger VfB Stuttgart musste 1997 Giovane Elber abgeben.
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2009, zwei Jahre nach dem Fast-Double des VfB, wurde Mario Gomez für mindestens 30 Millionen Euro abgeworben.
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Bayer Leverkusen zauberte 2002 einen Sommer und stand sogar im Champions-League-Finale.
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Dann warben die Münchner Michael Ballack ...
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... und Zé Roberto ab.
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Bayer stieg im Jahr darauf fast ab und ...
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... musste dann aus finanziellen Gründen auch noch Lucio an die Isar transferieren.
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Schon 1992 hatten sich die Bayern den Leverkusener Jorginho geschnappt.
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Gescheitert sind die Bayern mit ihren systematischen Schwächungsversuchen - auf den ersten Blick - übrigens nur einmal, ausgerechnet beim BVB.
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Mitte der 90er warben sie um Stefan Reuter, Matthias Sammer oder Steffen Freund. Sie alle blieben bei den Westfalen.
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Und doch hatten die Bayern bei genauerem Hinsehen Erfolg.
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Denn das Trio pokerte beim BVB sein Gehalt hoch. Der zahlte, um weiter mit dem Branchenprimus mithalten zu können, stand kurz darauf vor dem finanziellen Kollaps und war als Gegner wieder Geschichte.
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Ähnlich dramatisch wird der Verlust von Mario Götze für die Dortmunder nicht werden, ...
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... auch wenn der Wechsel an den Grundfesten der BVB-Gemeinschaft rüttelt.
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Mit der Augenhöhe mit den Münchnern, auf der der BVB und Klopp zwei famose Jahre lang spielten, dürfte es auf Jahre vorbei sein, schon in dieser Saison trennten beide Klubs sportlich schon wieder Welten.
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Statt von spanischen Verhältnisse hatte BVB-Coach Jürgen Klopp, offenbar gerade von Götzes Wechselabsicht in Kenntnis gesetzt, in der Vorwoche deshalb vor schottischen Zuständen gewarnt.
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Dort dominiert mit Celtic Glasgow ein einziger Klub die gesamte Liga - ein Zustand, der nach dem Götze-Transfer und angesichts der gegenwärtigen Bayern-Dominanz auch für die Bundesliga nicht unwahrscheinlich erscheint.
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Und falls der BVB doch weiter vorne mitspielt und die Bayern ärgert: Mit Dortmunds Sturmstar Robert Lewandowski haben die Münchner schon den nächsten Star des ärgsten Rivalen an der Angel.
Von Del' Haye bis Götze FCB schwächt methodisch
Der Sensationstransfer ist perfekt: Mit Mario Götze wechselt der beste Spieler von Borussia Dortmund zum FC Bayern. Die Münchner bekommen einen Topspieler und schwächen gleichzeitig die aufmüpfige Konkurrenz empfindlich. Die Fußballgeschichte lehrt: typisch Bayern - wobei es manchmal auch nur um die Schwächung des Gegners ging.
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